Es ist einfach immer wieder erfrischend, zu erkennen, dass Deutschland sich in absolut keinen Bereich relevanter Metal-Genres mehr zu verstecken braucht. Besonders florierend: der Extreme Metal. Bands wie Deserted Fear, Cytotoxin oder die weltweit bekannten Heaven Shall Burn gelten mit allem Recht als Aushängeschilder ihrer Sparte. In dieselbe Riege fallen auch BURN DOWN EDEN. Im April 2024 hat die Formation mit „Dismal“ die erste von zwei EPs veröffentlicht. Nun, gerade einmal acht Monate später, wird das vervollständigende Werk „Epiphany“ auf die Welt losgelassen. Fragt sich – entfachen BURN DOWN EDEN mit dem EP-Zweitling einen Flächenbrand oder ein Strohfeuer?
BURN DOWN EDEN verstehen sich auf technisch versierten Melodic Death Metal, der den Referenzwerken großer Vorreiter huldigt, es aber auf immens schmissige Art und Weise fertigbringt, einen ganz eigenen Maßstab zu etablieren – und der besteht bei den Jungs nun mal aus komplexen Riffs, jeder Menge Melodie und einer gut nuancierten Dosis an Düsternis. Zuletzt konnte die Band diese Maßgabe mit „Dismal“ eindrucksvoll untermauern.
Auf der jetzt erschienenen EP „Epiphany“ geht dieses Konzept gar noch eine Spur besser auf. Gleich der Opener „Epistrophy“ erklärt, was für starke Songwriter in der Band aktiv sind. Die Balance aus Technik bei den Leadgitarren und den fast schon eingängig stampfenden Riffs im Refrain dürfte kein Halswirbel gerade lassen. Das überaus amüsant betitelte „Fake News For Breakfast“ lässt anfangs ein wenig an die besseren Zeiten von Arch Enemy denken, während Frontmann Pether nicht selten an Peter Tägtgren erinnert. Kein Wunder, unterhält er doch neben BURN DOWN EDEN noch die Hypocrisy-Cover-Band „Chaos And Confusion“. „Tears Of Persephone“ liefert indes mit dicken Grooves und fantastischen Twin-Leads exakt das ab, was Melodic Death Metal dereinst groß machte. Die Blastbeat-Ausbrüche von Drummer Warni hofieren eine Wand vielseitiger Riffs mit einer solchen Leichtigkeit, dass dem Fridén die Brille beschlägt. Zweifelsfrei das Glanzstück der neuen EP.
Im Vergleich zu ihren Vorgängern wirken das nachfolgende „Burn Down Eden“ wie auch der Schlusspfiff „Suckbox“ nicht weniger treffsicher, allerdings hat die Band nach fünf Songs genau den richtigen Moment für das Ende ihrer EP gefunden. Denn – und paradoxerweise ist das eigentlich sogar eine Stärke von BURN DOWN EDEN – die Rezeptur des durchweg sehr kompakten Writings erschließt sich innerhalb der ersten drei Songs ausgesprochen zielgerichtet. „Epiphany“ hat mit dem fantastisch arrangierten „Tears Of Persephone“ einen, wenn nicht den klimaktischen Höhepunkt erreicht. So sind die Tracks auf Position vier und fünf zwar nicht weniger ausgereift, jedoch gibt es ab ebenda keine weiteren wirklichen Höhepunkte, was zwangsläufig zu einem Abfall in der Spannungskurve führt.
Unter dem dicken Strich ist es absolut unstrittig, dass BURN DOWN EDEN nach zehn Jahren des Bestehens längst schon kein Geheimtipp mehr sind. Warum das so ist und wie viel man von der Truppe noch erwarten darf, belegt „Epiphany“ erneut. Trotz kleiner „Gefälligkeitsmomente“ ist es gerade der ungemeine Fokus, mit dem die Band ans Werk geht, der fünf so präzise Songs wie hier geboten überhaupt erst entstehen lassen kann. Das befürchtete Strohfeuer bleibt also aus. Stattdessen setzen BURN DOWN EDEN alte Flaggschiffe schelmisch grinsend in Brand. Gut gemacht!
Keine Wertung