Review Bullet For My Valentine – Venom

Eines muss man den nicht mehr ganz so jungen Walisern von BULLET FOR MY VALENTINE ja lassen: Als sie nach dem weitgehend negativ aufgenommenen „Temper Temper“ wieder ein härteres Album ankündigten, war dies nicht nur ein leeres Versprechen. „Venom“ steht also ganz unter dem Motto „back to the roots“, was die Erwartungen vorab beachtlich in die Höhe trieb. Dass härter jedoch kein Synonym für besser ist, wurde bereits durch zahlreiche Bands bewiesen. Auch „Venom“ ist dafür ein Beispiel, leider im negativen Sinn.

Ebenso minimalistisch wie dessen Titel schallt das verzerrte Intro „V“ aus den Boxen, das sich wohl niemand mehr als einmal anhören wird. Da war jenes auf dem Debüt „The Poison“ noch wesentlich stimmungsvoller. Der Opener „No Way Out“ ist zwar nicht unbedingt stellvertretend für das ganze Album, zeigt aber bereits die ersten Pros und Cons. Es wird wieder wesentlich mehr gescreamt und das Tempo ist im Allgemeinen wieder höher. Während das tatsächlich eine Rückbesinnung auf die ersten zwei Alben darstellt, ist der gesteigerte Einsatz von Breakdowns eine Neuerung. Wurden diese bisher immer gezielt platziert, so sind sie nun so weit im Vordergrund, dass man es nur noch kopfschüttelnd als 08/15 bezeichnen kann.
Noch nie waren BULLET FOR MY VALENTINE so sehr dem Metalcore ergeben, die einstigen klassischen Heavy-Metal-Einflüsse finden sich nur noch sehr hintergründig. Zwar wird den Saiten durchaus mal die eine oder andere schöne Melodie entlockt, wobei BULLET FOR MY VALENTINE manchmal sogar ziemlich thrashig zu Werke gehen („Army Of Noise“, „Pariah“), doch insgesamt vermisst man diesbezüglich immer noch die früher dagewesene Kreativität. Positive Ausnahmen sind der ungewöhnlich atmosphärische, fast schon balladeske Titeltrack und „Skin“ mit seinem rasanten Intro-Solo.
Neben den Gitarren können leider auch die Vocals nur bedingt überzeugen. Der Klargesang ist auf dem üblichen Niveau, eingängig und stellenweise etwas zu weinerlich. Die Screams hingegen sind eher unterdurchschnittlich. Da hörte man beim Nebenprojekt Axewound besseres. Insgesamt überwiegen die Cleans, aber wie bereits erwähnt, werden wieder mehr Screams eingesetzt als auf den letzten zwei Veröffentlichungen. Das wohl größte Problem des Albums sind die Texte. Zwar waren BULLET FOR MY VALENTINE noch nie für ihre Lyrics bekannt, doch früher schienen jene zumindest ernst gemeint gewesen zu sein.
Dass die Rückkehr zu den Anfangstagen der Band nicht geglückt ist, sieht man vor allem an den von Emo-Klischees triefenden Texten, die in keinem Moment ernstzunehmend sind. Mag sein, dass sich die primäre Zielgruppe durch so etwas angesprochen fühlt, aber in jenem Alter noch so zu schreiben, lässt wirklich sehr an der Glaubwürdigkeit des Verfassers zweifeln. Man muss ja beim besten Willen kein seelisches Wrack sein, um sich gut ausdrücken oder interessante Themen ansprechen zu können. Leider fällt sogar die Produktion negativ auf, die wesentlich künstlicher klingt als die der vorangehenden Longplayer.

Der Gesamteindruck fällt also ziemlich dürftig aus. Zwar findet man hier tatsächlich Elemente der früheren Platten, wie den Thrash von „Scream Aim Fire“, die eingängigen Cleans von „Fever“ und den Herzschmerz von „The Poison“, doch zu keiner Zeit kommt „Venom“ ebenjenen in puncto Einfallsreichtum auch nur nahe. Vielleicht begreifen die Jungs von BULLET FOR MY VALENTINE ja jetzt, dass härter nicht immer besser ist und dass man nicht ohne weiteres das Feuer der Jugendjahre wieder entzünden kann. Nach vorne schauen ist die Devise!

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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