Bullet for my valentine selftiteld Coverartwork

Review Bullet For My Valentine – Bullet For My Valentine

Als den Beginn von „Bullet 2.0“ bezeichnen BULLET FOR MY VALENTINE ihr neues Album. Das trägt dazu auch noch vielsagend den Bandnamen als Titel. Bei selbstbetitelten Alben liegt die Musik den Erschaffenden meistens sehr am Herzen, soll die Band repräsentieren. Vor allem wenn es sich dabei um die siebte Studioplatte in einer ausgesprochen erfolgreichen Karriere handelt, lässt das aufmerken.

Nun haben die Waliser in der Metalgemeinde bekanntermaßen nicht das beste Standing; zu poppig sei ihr Metalcore und ziele auf Teenager, den Mainstream und Charterfolge ab. Mit „Gravity“ haben sie 2018 den Bogen Richtung Mainstream endgültig überspannt und eine fast komplett radiotaugliche Platte auf den Markt geworfen. „Bullet For My Valentine“  soll nun also das härteste, aggressivste Album der Bandgeschichte sein. Das ist es auch geworden und könnte die öffentliche Wahrnehmung von BFMV grundlegend ändern.

Mit verzerrten Radioklängen – „Tears Don’t Fall“ und weitere alte BFMV-Hits sind leise zu hören – und dissonanten Tönen beginnt der Opener „Parasite“. Matt Tuck scheint sich wie ein stinkwütender Schmetterling aus einem zu dicken Kokon freischreien zu wollen und bricht mit einem garstigen „You fucking parasite!“ heraus. Nun setzt es erstmal eine Blastbeat-Salve, begleitet durch schwere Riffs und einen unfassbar aggressiven Tuck am Mikrofon. Was eine Rückkehr zu den Thrash-Wurzeln wie auf „Scream Aim Fire“ hätte werden können, wird stattdessen noch viel mehr: Gab es früher Thrash-Elemente im Metalcore, ist es jetzt umgekehrt – „Parasite“ ist beinharter, moderner Thrash Metal, wie er auch aus der Bay Area kommen könnte. Das darauffolgende „Knives“ beginnt mit einem erneut wütend gekeiften „Let the madness begin!“ und entwickelt sich zu einem tonnenschweren Moshpit-Monster zwischen Metallica und Machine Head.

Ja, was ist hier denn los? BULLET FOR MY VALENTINE setzen ihre Versprechen tatsächlich in die Tat um. Mit ihrem selbstbetitelten Album beweisen sie schon nach zwei Tracks, dass sie heavier und mächtiger sind als jemals zuvor. „My Reverie“ kommt dann zwar mit mehr Klargesang daher, ist aber trotz klarem Metalcore-Einschlag im klassischen Heavy Metal verortet. Zwar hatten BFMV schon immer erkennbare Heavy-Roots – ihre Anfänge machten sie schließlich auch als Metallica-Coverband -, diese Wurzeln waren aber nie mehr als Elemente im Sound. Auf „Bullet For My Valentine“ nun stehen Heavy und Thrash Metal wie Metalcore gleichberechtigt nebeneinander. Auf eine genaue Genrebezeichnung kommt es aber gar nicht an – die Scheibe kracht einfach!

Klar, ruhigere Momente mit emotionalen Melodien gibt es auch noch, die BULLET-DNA können und wollen die Briten nicht ablegen. „Can’t Escape The Waves“ lässt es gemächlicher angehen und Tuck zeigt die – leider – nach wie vor etwas weinerlich wirkende Seite seiner Stimme. Das ist zwar irgendwie ikonisch, so ist sein Gesangsstil halt über die Jahre bekannt geworden, man muss aber auch nichts schöner reden, als es ist. Der Track ist dennoch stark, da die Rhythmussektion um Drums, Bass und Gitarre eine starke Performance zeigt. Auch in ruhigeren Momenten wie diesen wird deutlich, dass die Musiker hinsichtlich ihrer instrumentalen Darbietung weiter an sich arbeiten und sich verbessern.. „Bastards“ etwa wird ebenfalls durch spannendes Drumming aufgewertet. Spannend bleibt es auch im weiteren Verlauf: „Rainbow Veins“ tarnt sich als seichte Halbballade, kommt dann aber plötzlich mit einem richtig fetten Breakdown um die Ecke. „Shatter“ dagegen tarnt sich überhaupt nicht und ist ein schwerer Nackenbrecher zwischen Metallica und Pantera. „Paralysed“ überzeugt dann mit heftigem Groove-Einschlag, zu dem sich Tuck in Dez-Fafara-Manier die Seele aus dem Leib schreit. In puncto Songwriting gäbe es jedoch noch Verbesserungsbedarf: Die Refrains zünden oft nicht so richtig, bei aller Freude an der neu entdeckten Härte bleiben memorable Melodien und wirklich denkwürdige Momente Mangelware.

BULLET FOR MY VALENTINE sind erwachsen geworden. Sie kehren nicht zu vergangener Härte zurück, sondern sind 2021 härter und tiefer im Heavy Metal verwurzelt als jemals zuvor. „Bullet For My Valentine“ dürfte einige bereits verlorene Hörer dadurch wieder zurückholen. Die ganzen „Pop-Metal“- und Kommerzvorwürfe gehören nun endlich der Vergangenheit an. Da viele der Riffs etwas simpel gestrickt sind, nicht alle Lieder durchgehend so gut geschrieben sind, wie sie es hätten sein können und Matt Tucks Klargesang ein Streitpunkt bleiben wird, bleiben BFMV jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Album Nummer sieben ist aber ein Schritt in die richtige Richtung und kommt als „Bullet 2.0“ tatsächlich einer metallischen Wiedergeburt gleich. Wenn BULLET FOR MY VALENTINE diesen Weg weitergehen und nicht wieder in ihr poppiges Schema zurückfallen, dürfen sie in Zukunft tatsächlich gerechtfertigt und gleichberechtigt neben Bands wie Trivium und Machine Head genannt werden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert