Review Brutus – Burst

(Punk / Shoegaze / Post-Hardcore) Obwohl sich derzeit immer mehr Genrehybriden in den Weiten des Musikuniversums tummeln, kommt es doch selten vor, dass eine Band wirklich noch neu klingt und dabei auch qualitativ überzeugen kann. Auftritt: BRUTUS aus Leuven in Belgien. Auf ihrem Debütalbum „Burst“ kombinieren die drei Freunde Blastbeat-Dynamiken des Black Metal mit Hardcore-Riffs, Post-Rock-Strukturen mit straighten Punk-Attacken sowie Shoegaze-Harmonien mit Math-Rock-Rhythmen und garnieren dieses explosive Soundgemisch mit leidenschaftlich-gefühlvoll-energetischem Frauengesang.

Von Beginn an fällt die verhallte, minimalistische, dennoch druckvolle Produktion von „Burst“ auf, die dem Debütalbum der drei Belgier seinen charakteristischen Klang verleiht. Dieser passt wie die Faust aufs Auge zu den eingängigen Harmonien, wie sie auch den Shoegaze bestimmen. Diese präsentieren BRUTUS allerdings in einem deutlich schnelleren Tempo und mit deutlich mehr Aggressivität. Entsprechend pendelt auch der Gesang von Schlagzeugerin Stefanie zwischen aggressivem, fast schon nöligem Shouten und verträumten, leidenschaftlichen Momenten hin und her. Auch Stijn Vanhoegardens Gitarrenspiel changiert zwischen fetten Riffs, herzzerreißenden Melodien und chaotischem Gefrickel, das stellenweise an Kurt Ballou von Converge erinnert. Lediglich an einigen Stellen könnte man BRUTUS vorwerfen, dass ihnen gelegentlich der Druck einer zweiten Gitarre fehlt.

Die Intensität, die „Burst“ von Anfang bis Ende bestimmt, halten BRUTUS durch eine stets abwechselnde Kombination unterschiedlicher Stilelemente aufrecht.  Wenn in „All Along“ ein straightes Punkschlagzeug von Math-Rock-Patterns abgelöst wird, bevor sich ein chaotischer Blastbeat mit flirrenden Post-Rock-Melodien paart, dreht sich der Kopf. Wenn BRUTUS das verträumte und dennoch mitreißende „Justice De Julia II“ sowie das finale „Child“ in nahezu epische Post-Rock-Höhen schweben lassen, sind das absolute Gänsehautmomente. Auch das in seinem Drive an Kvelertak erinnernde „Crack / Waste“ gestaltet sich kein Stück weniger packend als das straighte, dennoch mit waviger Stimmung auffallende „Looking For Love On Devil’s Mountain“.

Mit „Drive“ haben BRUTUS auf „Burst“ schließlich einen Song in petto, der die anderen extrem überzeugenden Nummern noch einmal in den Schatten stellt. Wie hier trotz der melancholischen Stimmung der Songs enormer Druck aufgebaut wird, und sich Stefanies Stimme in der Hook leidenschaftlich überschlägt, muss selbst gehört werden, um es zu glauben. Sicher, der Sound klingt an einigen Stellen nicht sehr dominant und gelegentlich setzen BRUTUS im Songwriting auf simple Wiederholungen. Darüber hinaus gibt es aber quasi nichts an einem ansonsten absolut begeisternden Debütalbum auszusetzen. Der Glaube an innovative, mitreißende Musik muss noch nicht zu Grabe getragen werden.

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Wertung: 9 / 10

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