Ein ohrwurmlastiger Mix aus Grindcore und Death Metal mit mexikanischem Gesang? Das besitzt Seltenheitswert, denn tatsächlich dürfte Europäern bei diesen Stichworten lediglich die All-Star-Band BRUJERIA einfallen. Gegründet 1989 von Sänger Juan Brujo, Bassist Pat Hoed alias Xtreme-Pro-Wrestling-Kommentator Larry Rivera, dem jetzigen Faith No More-Bassisten Billy Gould sowie dem Fear Factory-Gitarristen Dino Cazares wandelte sich das Lineup von BRUJERIA seitdem mehrfach. Nicht erstaunlich, schließlich legt das Sextett trotz 27-jähriger Bandgeschichte mit „Pocho Aztlan“ erst sein viertes Album vor.
Nicht verwunderlich bei den namhaften Mitgliedern, die BRUJERIA – wenn überhaupt – nur als ihre Zweitband betrachten: Seien es Napalm Death-Bassist Shane Embury, der ehemalige Cradle Of Filth– und Dimmu Borgir-Schlagzeuger Nicholas Barker oder Carcass-Frontmann Jeff Walker, BRUJERIA generieren bereits vor dem Einlegen von „Pocho Aztlan“ eine hohe Erwartungshaltung und zugleich die stille Gewissheit, dass diese Platte einfach nur gut sein kann. Denn es ist, als seien die Musiker ein Gütesiegel für das, was sich auf dem Album befindet. Und tatsächlich: Wo allzu häufig in diesem Genre nur ein polternder Sound im weniger guten Klanggewand aus den Boxen dröhnt, beweisen BRUJERIA nicht nur ein sicheres Händchen bei den Aufnahmen zu diesem Album, sondern auch bei den Kompositionen selbst. Ein kerniges, abwechslungsreiches Riffing trifft auf die Reibeisen-Stimmen von Juan Brujo sowie El Sangron und das starke Spiel von Barker rundet diesen Trademark-Death-Metal ab.
Schlussendlich ist „Pocho Aztlan“ somit eines: Eine gelungene Ansammlung von knackigen Songs ohne einen Durchhänger. Obwohl BRUJERIA die Tracks ihres neuen Albums in vier verschiedenen Ländern aufnahmen, geht an keiner Stelle die Intensität verloren, die sich durch das gesamte Output zieht; zu keiner Zeit mangelt es dem multinationalen Gespann an druckvollen wie unterhaltsamen Songs, auch wenn sich die als pure Ironie zu verstehende Single „Viva Presidente Trump!“ entgegen vorheriger Meldungen leider nicht auf „Pocho Aztlan“ befindet (dafür aber unter dieser Review).
Wertung: 7.5 / 10
Hei Yussuf!
Schön, mal wieder etwas von einem altbekannten Kommentator zu lesen. :)
Ich verstehe dich! Nach dem ersten Durchgang ging es mir nicht anders. Dennoch: Die Platte fesselt. Und hey, danke für den Tipp mit Brujerizmo – die habe ich bisher sträflich vernachlässigt!
an und für sich ein gutes und stimmiges review.
vielleicht hättest Du etwas mehr auf einzelne songs eingehen können, denn obwohl ich Dir recht gebe, dass Pocho Aztlan eine ansammlung von schmissigen liedern ist, so muss man Brujeria doch attestieren, dass sie beides sind, richtig geil und gleichzeitig total beschissen.
auf der habenseite ist natürlich dieses grindcore-feeling inkl. richtig phättem intro und richtig phättem cover-song, doch aus rein musikalischer betrachtungsweise ist Brujerizmo doch das bessere album, hat es mehr hits zu bieten und weniger hänger. was nicht heißen soll, dass Ángel de la Frontera [inkl. whatsapp-sound] und vorallem Bruja schmissige hits vor dem herrn sind, aber der rest – er poltert halt vorbei und macht… seltsamer weise spaß oder soetwas ähnliches wie gute laune.
wie auch immer, Brujeria leben halt mehr von ihrem ruf und der anarchie auf der bühne… dennoch, sieben punkte und ein halber sind vollkommen angemessen.