Während sich Anfang November 2024 auch hierzulande so langsam, aber sicher der erste Frost zaghaft auf den Wiesen und Dächern zeigte, fuhren die BROTHERS OF METAL gleich die ganz schweren Geschütze auf und beschworen den „Fimbulvinter“. Die gewaltige Eiszeit der nordischen Mythologie, den riesigen Winter, der mit Ragnarök das Ende der Götter einläutet. Die Skandinavier bezeichnen einen harten und kalten Winter auch gerne als Fimbulwinter. Wer weiß, ob dieser in diesem Jahr eintritt – sicher ist nur der schwermetallische „Fimbulvinter“.
Auf ihrem dritten Album nach „Prophecy Of Ragnarök“ (2017) und „Emblas Saga“ (2020) klingen die Schweden jedenfalls gewohnt unwinterlich. Wer die beiden bisherigen Alben kennt, weiß jedenfalls auch schon recht genau, wie „Fimbulvinter“ klingen wird: BROTHERS OF METAL stehen weiterhin für direkten, schnörkellosen Power Metal mit einer feinen Folk-Note, charakteristischem Wikinger-Image und der nötigen Selbstironie. Das klingt nicht selten nach Sabaton, Powerwolf oder Battle Beast und ist grundlegend ähnlich eingängig und mitsingtauglich geraten. Doch auch wenn man der genannten Bands überdrüssig ist, sollte man BROTHERS OF METAL vor allem aufgrund des punktgenauen Songwritings nicht direkt abschreiben und ihnen ihre wohlverdiente Chance geben.
Wenig machte im Power Metal in den letzten Jahren mehr Freude, als auf Konzerten und Festivals ausgelassen und lautstark zu „Powersnake“ zu singen und zu tanzen und zur mitreißenden Feuerzeugballade „Yggdrasil“ zu schunkeln. Die metgetränkten Brüder und ihre Schildmaid an der Front können ihre Stärken auf dem dritten Album erfreulicherweise bestätigen und verfeinern. Für Gaudi sorgt der noch im Rahmen überzogene 80er-Heavy-Metal-Klischee-Kracher „Heavy Metal Viking“, während es mit „Nanna’s Fate“ wieder eine tolle Schunkelballade gibt. Sowieso ist alles wieder wie immer, nur noch ein Stückchen gereifter und besser. Das theatralische „Ratatosk“ etwa erweist sich als wilde dreieinhalbminütige Musicalnummer und herausstechendes Albumhighlight. Gerade dieses Musical-Element, das auch beim abschließenden Titeltrack nochmal zum Tragen kommt, hebt die Songs des Drittwerks auf eine neue Stufe und vermag in Kombination mit den traditionellen Riffs und Folkelementen zu begeistern.
So viel Freude „Fimbulvinter“ auch macht – über die beachtliche Laufzeit von fast 58 stolzen Minuten ist das mitunter etwas ermüdend. Darüber kann auch der überraschend hohe Abwechslungsreichtum nicht ganz hinweghelfen. Abgesehen davon positionieren sich die BROTHERS OF METAL langsam, aber sicher in der ersten Liga des Power Metal. Das Image passt, die Mischung aus Härte und Melodie sowie Ernsthaftigkeit und Quatsch ebenso, und mit Ylva Eriksson steht zudem eine überaus charismatische Sängerin mit kraftvoller Stimme am Mikrofon. Die Kompositionen kommen fast immer ohne unnötiges Gedudel auf den Punkt. Mit „Fimbulvinter“ zeigen sich BROTHERS OF METAL von ihrer bisher besten und ausgefeiltesten Seite und machen einfach Spaß. Hoch die Hörner!
Wertung: 8 / 10