Wie sich vielleicht der eine oder andere noch erinnert, war das Debütalbum der Finnenkombo BROTHER FIRETRIBE im letzten Jahr mein Frühlingstipp für alle, die Musik für Cabriofahrten oder gemütliche Sonnenuntergänge auf der Liegewiese suchten. Dieses Jahr haben bereits The High Hats aus Schweden das passende Album zu diesen Tätigkeiten geliefert, aber mehr von dieser Musik kann ja keinesfalls schaden, zumal der 80er-Hard Rock, den BROTHER FIRETRIBE zelebrieren und mit „False Metal“ erfolgreich reanimiert haben, sich dazu wirklich hervorragend eignet. Mit 11 Liedern steht jetzt „Heart Full of Fire“ in den Regalen und möchte den Hard Rock-Fan zum Kauf verleiten.
Tjaja, der Redaktör hats schwör. Warum dies? Nun, das Problem ist hier, dass BROTHER FIRETRIBE immernoch genau die gleiche Musik machen, die auch schon letztes Jahr vom „False Metal“-Silberling schallte. Auch „Heart Full of Fire“ ist vollgepackt mit sehr keyboardlastigem Hard Rock, es gibt mehr als eine Power-Ballade, und irgendwie ist keines der Gitarrenriffs und keine der Melodien so richtig frisch; es klingt eben wie schon oft gehört, und diesmal kommt noch dazu, dass man es sogar schon von derselben Band vor nur einem Jahr gehört hat. Warum muss ich beim Pre-Chorus von „Game they call Love“ nur immer wieder an ein Lied des Vorgängers denken? (Ganz davon abgesehen ist dieses Lied mit seinem mächtigen Groove aber verdammt cool.) Wenn es einen Preis für vollendete Stagnation gäbe – dieser Finnenfünfer wäre ein ganz heißer Anwärter darauf, und so könnte ich eigentlich die alte Review hernehmen und einfach die Liedtitel ändern. So heißt es also: Die Entwicklungsrosinen aus dem Kuchen picken. Zumindest ein Gran Fortschritt hat es nämlich trotz allem noch auf „Heart Full of Fire“ geschafft.
Man kann BROTHER FIRETRIBE auf jeden Fall bescheinigen, dass sie einige schöne Details in die Songs auf diesem Album integriert haben. Da wäre zum Beispiel das sehr gefühlvolle Akustikgitarrenintro zu „Play it from the Heart“ (klingt allerdings auch irgendwie wie der Anfang von „Love goes down“ von „False Metal“) oder das sehr gelungene Keyboard vs. Gitarre-Duell im Mike Reno-Cover „Chasing the Angels“. „Game they call Love“ kann, wie gesagt, mit seinem fetten Groove punkten, während sich Sänger Heino (auch dieses Jahr: sic!) beim Titeltrack ein mitreißendes Duett mit der neuen Nightwish-Frontfrau Anette Olzon liefert. Auch sonst beinhaltet das Album durchaus gefällige Melodien und Riffs, teils wirklich nette Gesangslinien und zeigt Ohrwurmqualitäten.
Insgesamt ist also auch „Heart Full of Fire“ wieder ein feines Album für laue Sommerabende und Cabriofahrten, und ich wäre sogar versucht, hier eine höhere Punktzahl als beim Debüt zu vergeben, aber dafür haben sich BROTHER FIRETRIBE einfach zu wenig nach vorn entwickelt, sondern sind nur in die Breite gegangen. Nun wirds also kurz mathematisch: + ein halber Punkt für mehr Details und Raffinesse, aber – 1 Punkt für Stagnation. Macht summa summarum:
Wertung: 7 / 10