BROCKEN MOON ist den meisten als Projekt von Humanhater und Grim bekannt, die unter diesem Bandnamen schon seit 1999 Musik machten und mit „Mondfinsternis“ ihre letzten drei Demos schließlich als ganzes Album zusammenfassten. Insofern ist „Das Märchen vom Schnee“ als eigentliches Album-Debut zu betrachten, da es erstmals komplett aus eigens dafür geschriebenen Songs besteht. Überraschend kommt dann, dass sich Humanhater nicht in der Besetzung dieses Albums findet, auch die Biographie enthält keinen Hinweis auf dessen Verbleib. Wie dem auch sei, „Das Märchen vom Schnee“ ist jedenfalls ein Konzeptalbum und behandelt – kaum überraschend – ein Märchen.
Was von so einem Konzept zu halten ist, muss sich natürlich jeder selbst überlegen, ich persönlich halte es aber, falls musikalisch passend umgesetzt, für eine nette Idee, Black Metal mal etwas anders vorzutragen. Fakt ist jedenfalls, dass „Das Märchen vom Schnee“ kaum als logische Fortsetzung der Demos betrachtet werden kann, denn wo diese wirksam inszeniert abgrundtiefe Kälte und Verzweiflung verbreiteten, beginnt jenes geradezu sanft. Das Soundgewand präsentiert sich voller und durchdachter, die Atmosphäre winterlich schön und und dem Ohr regelrecht schmeichelnd. Dass dies nun nicht gerade auf „Mondfinsternis“ zutrifft, bestätigt wohl jeder, der es auch nur einmal gehört hat. Am erstaunlichsten ist aber, dass Grim sich gesanglich massiv zügelt – wer Aaskereia oder älteres Material von BROCKEN MOON kennt, ist im Bilde – denn das Ohren zerfetzende Geschrei, dass einst geboten wurde, findet sich erst ab dem vierten Teil des Albums wieder (und auch hier nur sparsam eingesetzt) , davor beschränkt man sich auf eher zurückhaltendes, „normales“ Gekrächze und Geflüster. Zwar macht dies „Das Märchen vom Schnee“ insgesamt sehr homogen, leider wirkt dieser neue Stil auf mich aber ziemlich saft- und kraftlos und lässt Ausdruck vermissen.
Doch zurück zur Umsetzung des Märchen-Konzepts. Diese gelingt musikalisch nicht übel, so folgen die Songs dem auf und ab der Geschichte treffend, speziell das Aufschaukeln gegen Ende wirkt durchdacht inszeniert. Inhaltlich kann man sich wiederum streiten, zu Beginn wirkt alles noch recht stimmig, gegen Ende aber schlägt man mit diversen Formulierungen und Satzkonstruktionen meiner Meinung nach ein wenig über die Stränge. Ist man aber alles schon von Aaskereia gewöhnt und so überrascht auch das nicht weiter.
Alles in allem präsentieren BROCKEN MOON ein insgesamt atmosphärisches Album, das aber zu oft vergisst, auch abseits einiger großer Momente richtig zu fesseln und es dann vorzieht, dahinzuplätschern . Zieht man die überwältigende Intensität von „Mondfinsternis“ als Vergleich heran, wirkt hier alles etwas seicht und nichtssagend. „Das Märchen vom Schnee“ ist allemal in sich schlüssig und auch nett zu hören, es bleibt aber das flaue Gefühl, dass man atmosphärisch mehr hätte herausholen können. Ein Pflichtkauf ist das hier jedenfalls nicht.
Wertung: 6.5 / 10