Review Brainstorm – Memorial Roots

Als ich sah, dass BRAINSTORM ein neues Album herausbringen, hatte ich mich darauf gefreut, es zu rezensieren. „Memorial Roots“ heißt der Nachfolger von „Downburst“. Ich war fest davon ausgegangen, dass BRAINSTORM das in meinen Augen eher durchschnittliche und über Strecken langweilige 2008er-Werk wieder locker übertreffen werden. Das haut leider nicht ganz hin. Wie auch schon bei „Downburst“ fehlen mir Power und Energie. Es wird wieder mehr auf getragene, epische Mid-Tempo-Konstrukte gesetzt. Diese bauen zwar auf einem kräftigen Groove auf, sind mir aber trotzdem insgesamt zu handzahm.

Beim Opener „Forsake What I Believe“ macht sich das noch nicht so bemerkbar, weil er einen ganz gut thronenden Refrain hat. Doch schon die nachfolgenden „Shiver“ und „The Conjunction Of 7 Planets“ plättschern zu akzent- und eindruckslos vor sich hin. Letzterer wurde zwar auch mit einem sich intensivierenden Aufbau versehen, der in einen eingängigen Höhepunkt mündet, doch kommt mir das schon beim ersten Durchgang vor, wie ungefähr tausend-fach gehört. Was BRAINSTORM da fabrizieren finde ich völlig ideenlos.
Die beste Arbeit liefert bis dahin die Rhythmusfraktion ab, weil sie zumindest bemüht ist, den Groove zu vermitteln und Dynamik in die Kompositionen einzubringen. Ein interessantes Riff oder Soli habe ich dagegen noch nicht vernommen. Und Andy Franck singt mir teilweise zu verhalten, er verschwimmt manchmal etwas hinter den Instrumenten. Bei „Cross The Line“ wird wenigstens mal das Tempo angezogen, doch leider setzt sich die Ideenlosigkeit beim Songwriting vorerst fort. Solche Kompositionen haben schon in den 80ern etliche Speed-Metal-Bands besser hinbekommen.
Da mir vom Label nicht einmal ein Promo-Schrieb mitgeliefert wird, kann ich auch nicht sagen, ob es auf „Memorial Roots“ um ein Konzept geht. Ebenso bedeckt hält sich die Bandwebsite, aber das ist auch letztendlich nur zweitranging, denn die Musik sollte stimmen. Beim emotionaleren „Nailed Down Dreams“ gibt es davon wenigstens mal erste Anzeichen, da hier eine intensive Atmosphäre aufgebaut wird und sich auch die etwas pompöse und getragene Epik richtig entwickeln kann. Auch der wuchtige Stampfer „Blood Still Stains“ gefällt mir gut, weil er intelligent ausgearbeitet wurde. Das etwas orientalisch angehauchte „Ahimsa“ hat eine starke Lead-Melodie und auch einige interessante Riffs und Licks, dafür ist der Höhepunkt etwas zu flach. „The Final Stages Of Decay“ ist zwar abwechslungsreich arrangiert, doch fehlt mir der rechte Pep.
Da setzt „Victim“ schon mehr Energie frei und gehört auf jeden Fall zu den besseren Tracks dieses Albums. Allzu langen halten BRAINSTORM aber so eine Klasse nicht aufrecht. „When No One Cares“ ist schon wieder ohne Akzente und mit wenig Power. Diese packen die Württemberger beim Rausschmeißer „Would You“ nochmal aus und beschließen das Album wenigstens angemessen, doch insgesamt bin ich etwas enttäuscht.

„Memorial Roots“ ist zwar kein vollkommen schlechtes Album, doch fehlt es an guten Ideen und mitunter auch an Elan und Power. BRAINSTORM dürften gerne öfters mal wieder die Sau raus lassen und die getragene Epik reduzieren. Im Fazit ordne ich „Memorial Roots“ nur leicht überdurchschnittlich ein und eine Verbesserung gegenüber „Downburst“ kann ich auch nicht erkennen. Wem der Vorgänger gefallen hat, kann wohl auch diesmal ruhigen Gewissens zugreifen. Allen anderen rate ich erstmal zu ausführlichen Hörproben.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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