Review Boysetsfire – While A Nation Sleeps…

(Punk / Hardcore / Alternative) Da sind sie also wieder. Nach einer Trennung, diversen Reunion-Konzerten und Mitgliederwechseln haben sich BOYSETSFIRE dazu entschieden, sieben Jahre nach ihrem letzten Album „The Misery Index: Notes From The Plague Years“ und nach knapp 20 Jahren Bandgeschichte ein neues Album zu veröffentlichen. Mit dem Titel des Albums, „While A Nation Sleeps…“ gehen die sechs Jungs aus Newark dabei zu ihren Anfängen zurück und beziehen sich auf einen Zeitungsartikel, der ihnen ihren Namen gab. Ein neues Album nach so langer Zeit birgt immer auch ein Risiko: Wird die Band an ihre alte Klasse anknüpfen können oder stößt sie ihre Fans vor den Kopf? Hat sich die Musikentwicklung der letzten Jahre auf den prägnanten Sound von BOYSETSFIRE ausgewirkt, der in den späten 90er und frühen 00er Jahren eine ganze Generation zum Hardcore und Punk gebracht hat? Die Antwort auf diese Fragen: BOYSETSFIRE klingen so, wie man es erwartet, ohne sich dabei zu wiederholen. Und das ist in einer Zeit, die von generischem Metalcore und stumpfen Hardcorebands dominiert wird, schlicht und ergreifend großartig.

Gleich zu Beginn wird die linkspolitische Einstellung der Band deutlich: Das Album wird von einem Sprachsample eröffnet, welches über den Verlauf des Albums immer wieder fortgesetzt wird und den Hörer dazu auffordert, sein Leben aktiv zu gestalten. Nach diesem Einstieg erklingt ein Feedbackrauschen, über das sich Nathan Grays wütende, gepresste Stimme legt und schließlich von fiesen, dissonanten Gitarren schleppend nach vorne geprügelt wird. Ehe man sich versieht, sind sie auch schon wieder da, diese unglaublichen Harmonien, das Zusammenspiel zwischen den melodischen Gitarren und dem sehnsüchtigen Gesang von Nathan, gepaart mit Joshua Latshaws heiseren Schreien. Mit dem daran anschließenden „Closure“ legen BOYSETSFIRE einen mehr als nur veritablen Hit vor, der in seinen poppigen Strukturen bereits beim ersten Durchgang zum Mitschreien einlädt. Dieser sehr divergente Einstieg zeigt, dass die Band nicht auf Nummer sicher geht, sondern 2013 die Musik spielt, auf die sie Lust hat, sei es ungewohnt poppig oder in einer brachialen Härte, die sie in dieser Form zuletzt auf dem Debüt-Album gezeigt haben. Als Beispiel für die geradlinige Seite kann neben „Closure“ sicherlich der Song „Never Said“ gewertet werden, der den vielleicht „glattesten“ Song der Bandgeschichte darstellt. Auf der anderen Seite dominiert räudiger und wütender Punkrock so sehr, wie auf keinem bisherigen Album von BOYSETSFIRE: „Wolves Of Babylon“, „Far From Over“ oder auch „Everything Went Black“ zeigen, dass die Band nichts von ihrer Aggression und Energie verloren hat.

Doch nicht nur die Extreme, auch und besonders die Verbindung zwischen diesen Polen gelingt BOYSETSFIRE so gut wie kaum einer zweiten Band. Zwischen Hardcore und Punkrock passt hier immer noch das gewisse Quäntchen Pop und Melodie, welches BOYSETSFIRE ihren starken Wiedererkennungswert verleiht und eine reibungslose Einordnung in ein bestimmtes Genre nahezu unmöglich macht. Immer wieder suchen BOYSETSFIRE dabei die ganze große Geste und ziehen nahezu epische Momente auf, wie das sehnsüchtige und mitreißende „Altar Of God“ sowie der Abschlusstrack „Prey“ beweisen. Dass sich in Form von „Save Yourself“ auch hier wieder ein Song eingeschlichen hat, der eher unspektakulär aus den Boxen plätschert, tut nicht weiter weh, da der Rest des Albums nahezu vollständig zu überzeugen weiß. Einige Songs bleiben stärker im Ohr als andere, die Qualität von „While A Nation Sleeps…“ lässt dabei insgesamt viele jüngere Bands meilenweit hinter sich. Die alten Herren von BOYSETSFIRE legen somit mit ihrem Comeback-Album eine der besten Punkrock-Platten der letzten Jahre vor. Willkommen zurück.

Wertung: 8.5 / 10

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