Botanist - Paleobotany

Review Botanist – Paleobotany

Es lässt sich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es in der großen weiten Welt der Musik keine andere Band wie BOTANIST gibt. Schon in den Anfangstagen seines Projekts kreierte Mastermind Otrebor – damals noch als Solokünstler – einzigartig kauzige, dem Black Metal nahestehende und sich diesem doch nie ganz anbiedernde Songs, die sich insbesondere durch ihre wortwörtlich verblümten Texte und den Einsatz eines Hackbretts anstelle von Gitarren hervortaten. Wie die von ihm besungene Welt der Pflanzen ist auch das Opus des US-Amerikaners immerzu im Wandel und reich an Vielfalt. So legen BOTANIST auf „Paleobotany“ einmal mehr einen interessanten Stilwechsel hin.

Sowohl von Otrebors Frühwerken, die sich durch ihre rudimentären, kurzen Arrangements und ihren kratzbürstigen Lo-Fi-Sound auszeichneten, als auch von den produktionstechnisch und kompositorisch elaborierteren Alben, die er mit BOTANIST zuletzt veröffentlicht hat, unterscheidet sich „Paleobotany“ auf eklatante Weise. So gestalten sich die Tracks, deren Texte sich um die Flora in der Zeit vor dem apokalyptischen Einschlag des Chicxulub-Asteroiden vor rund 70 Millionen Jahren drehen, wieder um einiges kompakter, ohne jedoch an Raffinesse vermissen zu lassen.

Mit Songs wie dem epischen, von mächtigen Blastbeats getragenen „When Forests Turned To Coal“ oder dem ungestümen „Magnolia“ hebt die Platte sich von dem eher ätherischen Vorgängeralbum „VII: Selenotrope“ (2023) auch durch seinen griffigeren Klang ab. Dies gilt auch für die Produktion der Platte, die voller, kräftiger und zugleich sauberer als alles, was die Band zuvor veröffentlicht hat, klingt. Die etwas konventionellere Marschrichtung, die BOTANIST auf „Paleobotany“ gewählt haben, schlägt sich auch darin nieder, dass Sänger Mar Stacey, der auf „VII: Selenotrope“ bereits als Gastmusiker zu hören war, Otrebor nun vollkommen am Mikro abgelöst hat.

Im Gegensatz zum Bandleader, der früher mit verstörenden Schreien und später mit weltvergessenen, raunenden Gesängen aufhorchen ließ, setzt Stacey seine Stimme auf eher herkömmliche Weise ein. Die mitunter fast schon theatralischen („Aristolochia“), oft aber auch feinfühligen Clean-Vocals („The Impact That Built the Amazon“) sowie die monströsen Growls („Wollemia Nobilis“) des Sängers sind jedoch technisch über jeden Zweifel erhaben und passen durchaus gut zur eher herkömmlichen Klangästhetik, die BOTANIST der Platte angedeihen lassen haben.

Obgleich BOTANIST mit „Paleobotany“ ihr bis dato zugänglichstes Werk kreiert haben, handelt es sich dabei doch keineswegs um eine beliebige Metal-Platte. Mit den thematisch skurrilen, durchaus interessanten Texten, die sich wie Auszüge aus einem botanischen Lehrbuch lesen, dem fremdartigen Klang des Hackbretts, der der Musik eine mal wundersame, mal unheilvolle Stimmung verleiht, und Otrebors ungewöhnlicher Melodieführung haben BOTANIST sich ihre Einzigartigkeit zumindest im Kern bewahrt. Wer sich mit dem sonderbaren Output der Band vormals nicht ganz anfreunden konnte, sollte diesem hervorragend abgerundeten Album also jedenfalls eine Chance geben.

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Wertung: 8 / 10

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