Review Borknagar – Winter Thrice

Ohne Frage sind BORKNAGAR das, was man allgemeinhin als unvergleichlich bezeichnet. Ob Freund oder Feind dieser norwegischen Supergroup, man muss den Musikern absolute Brillanz bescheinigen, selbst wenn diese den Hörer nach zwei oder drei Tracks bereits in die Knie zwingt, so verspielt, überladen, komplex und verwoben ist ihre Art des Avantgarde Black/ Progressive/ Folk Metal. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Das Spitzensextett besteht aus Musikern von Arcturus, Cronian, ICS Vortex, (neuerdings auch) Leprous sowie Solefald und Vintersorg – BORKNAGAR garantieren bereits nur durch ihre personelle Besetzung einen Erfolg.

Die Gemüter können sich bei den Norwegern also nicht an der Qualität ihrer Musik scheiden, sondern vielmehr an der Quantität der darin vorkommenden Einflüsse, Stile, Rhythmen und Melodien. BORKNAGAR verarbeiten in einem ihrer Lieder mehr Ideen als manch andere Band in fünf Alben, ein Track von Hedlund, Nedland, Hestnæs und Co. ist kreativer als so manch ein Genre. Aus dem Können aller Beteiligter resultiert alle paar Jahre ein neues Album, welches seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Bei ihrem aktuellen Output, mit welchem BORKNAGAR ihr mittlerweile zehntes Album vorlegen, verhält es sich nicht anders; „Winter Thrice“ ist BORKNAGAR – dieses Mal aber mit einem deutlichen roten Faden, vorsichtig möchte ich es beinah schon Struktur nennen.

Urd“ (2012) und „Universal“ (2010) hatten diese Entwicklung bereits angekündigt, dank derer sich einerseits die Ausgestaltung der Songs mit Folk-Elementen sparsamer gestaltete als auf „Origin“ (2006), andererseits die starke Black-Metal-Schlagseite eines „Empiricism“ (2001) und „Quintessence“ (2000) kontinuierlich in den Hintergrund rückt. Zurückblieben auf „Urd“ komplexe, aber keine vertrackten Songs, deren Progressivität zwar fordernd, aber nicht überfordernd war. BORKNAGAR schienen den Balanceakt zwischen ihrem (spieltechnischen) extremen Ursprung und den tragenden Melodien gefunden zu haben; ein Erbe, an dessen Last „Winter Thrice“ nicht zerbricht, sondern an das es ansetzt und es konsequent fortführt.

Die Norweger demonstrieren dies bereits mit dem Opener „The Rhymes Of The Mountain“, der von einem atemberauend guten Gesang zwischen Vintersorg, Nedland und ICS Vortex lebt und die Allmacht präsentiert, welche BORKNAGAR in Bezug auf packende Leads und harmonische Melodien besitzen. Gesellt sich dazu noch das Keyboard-Flair eines klassischen Rock-Songs aus den 70er Jahren ist ein fesselnder Gigant wie „Panorama“ geboren – Lazare zeigt sich in Höchstform. Der Titeltrack sowie der finale Song „Terminus“ brillieren nicht nur durch Motivwechsel auf hohem Niveau, sondern auch durch das zusätzliche Schmankerl in Form von Garms Gastauftritten. Und dass BORKNAGAR mit Garm (Ulver) funktionieren, zeigte sich bereits bei den ersten beiden Alben des Sextetts. Dass BORKNAGAR prinzipiell funktionieren, verdeutlicht „Winter Thrice“ wie eh und je. Unfassbar, dass eine Band, deren namenhafte Mitglieder bereits eine hohe Erwartungshaltung generieren, ihre eigene Diskografie stets mit dem neusten Output zu toppen scheint.

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Wertung: 9 / 10

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