Das Cover von "Point Blank MMXXIII" von Bonfire

Review Bonfire – Point Blank MMXXIII

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Hard Rock

1989 waren die Ingolstädter BONFIRE an einem Punkt angekommen, von dem die meisten anderen Bands bis heute träumen: Ihr zweites Album hatte Gold erreicht, der amerikanische Markt stand ihnen offen und mit „Sword And Stone“ steuerte die Truppe gar einen Song zum Soundtrack eines Horrorfilms von Genre-Ikone Wes Craven bei. Entsprechend beeindruckend fielen die Produktionsumstände ihres dritten Albums „Point Blank“ aus, denn zusätzlich zur erneuten Zusammenarbeit mit Star-Produzent Michael Wagener spielte die Truppe das Material in Kalifornien ein und arbeitete gar mit Schwergewicht Desmond Child zusammen, der u. a. schon Kiss und Bon Jovi zu Charterfolgen verholfen hatte. Allerdings war „Point Blank“ auch der Anfang des vorläufigen Endes, denn während der Aufnahmen wurden die Differenzen zwischen Band und Gitarrist Hans Ziller derart groß, das letzterer seinen Hut nehmen musste.

Auf die Qualität der Songs hatten die bandinternen Querelen glücklicherweise keinen Einfluss – schon der bockstarke Opener „Bang Down The Door“ macht „Point Blank“ unverzichtbar und Nummern wie „Tony’s Roulette“ und „Freedom Is My Belief“ halten sich bis heute im Live-Programm von BONFIRE. Klar, mit 15 Songs ist die Platte eine der längsten im Repertoire der Bayern und da sind auch ein paar Füller unvermeidbar, aber im Großen und Ganzen gehört auch dieses Album zu den stärksten der Band. Warum die Songreihenfolge für „Point Blank MMXXIII“ verändert wurde, ist nicht wirklich ersichtlich, fällt aber auch nicht negativ ins Gewicht.

Vielleicht weil „Point Blank“ das neueste – und am teuersten produzierte – der ersten drei BONFIRE-Alben ist, passt das druckvolle Klanggewand der Neuaufnahmen hier am besten. Songs wie die bereits erwähnten „Bang Down The Door“, „Tony’s Roulette“, aber auch das starke „(20th Century) Youth Patrol“ oder das Bon-Jovi-mäßige „Why Is It Never Enough“ machen sich in modernem, druckvollen Sound richtig gut. Natürlich geht auch hier ein wenig vom erdig-organischen Charme des Originals verloren, aber insgesamt kommt „Point Blank MMXXIII“ von den drei neu aufgenommenen Alben am nächsten an das Feeling seiner Vorlage heran.

Dass „Point Blank MMXXIII“ viel vom Gefühl des Originals transportiert, liegt diesmal auch an Sänger Dyan Mair. Der zeigt sich auf der dritten Neueinspielung erneut von einer etwas anderen Seite – und kommt diesmal überraschend nahe an Original-Frontmann Claus Lessmann heran. Weil er schlicht ein anderes Timbre als Herr Lessmann hat, klingt er natürlich auch anders, aber das von „Don’t Touch The Light MMXXIII“ und „Fireworks MMXXIII“ vermittelte Bild, er könne den Stil des ursprünglichen BONFIRE-Sängers schlicht nicht nachbilden, erweist sich schlussendlich als Trugschluss. Gut zu wissen, denn so wird Mr. Mair live keine Schwierigkeiten haben, sich in den unterschiedlichen Schaffensphasen der Band zurechtzufinden.

Mit „Point Blank MMXXIII“ schließt sich der Kreis, denn die Band hat hiermit auch das letzte der drei Alben ihrer Sturm-und-Drang-Phase neu eingespielt. Die Parallelen zum Original sind dabei geradezu gruselig, denn während Hans Ziller 1989 bei den Originalaufnahmen verabschiedet wurde, war es bekanntlich die Neuaufnahme von „Freedom Is My Belief“, an der sich der Bruch mit Sänger Alexx Stahl entzündete. Wenngleich Herr Stahl ein fantastischer Sänger und sein Ausscheiden bei BONFIRE zu bedauern ist, vermag Dyan Mair diese Fußstapfen doch voll auszufüllen – das wird auf „Point Blank MMXXIII“ deutlicher als auf den beiden anderen neu eingespielten Platten, weshalb „Point Blank“ vielleicht nicht das stärkste BONFIRE-Album, „Point Blank MMXXIII“ aber doch die stärkste der drei Neuaufnahmen ist.

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