Das Cover von "Paint The Sky With Blood" von Bodom After Midnight

Review Bodom After Midnight – Paint The Sky With Blood (EP)

Die Trennung der Genre-Innovatoren Children Of Bodom traf ihre Fans hart, doch kam sie auch nicht ganz unerwartet: Wenngleich die Finnen zuletzt im Live-Betrieb wieder zu alter Form zurückgefunden hatten, schien die Truppe mit ihrem letzten Album kreativ ins Straucheln geraten zu sein. Da war es eine erfreuliche Nachricht, dass Bandkopf Alexi Laiho mit BODOM AFTER MIDNIGHT schon eine Nachfolgeband gestartet hatte, mit der er sowohl das Vermächtnis von Children Of Bodom am Leben erhalten als auch einen kreativen Neustart wagen wollte. Doch dann kam alles ganz anders: Im Dezember 2020 verstarb der Musiker nach langer Krankheit, ohne sein neues Projekt realisieren zu können. Weil der begabte Gitarrist aber bis kurz vor seinem Tod noch an Material für BODOM AFTER MIDNIGHT gearbeitet hat, konnte er zumindest die EP „Paint The Sky With Blood“ fertigstellen, die nun als seine letzte Veröffentlichung erscheint.

Obwohl BODOM AFTER MIDNIGHT ihr Dasein dem Split von Alexis vorheriger Band verdankten, führte der Gitarrist hier lediglich das fort, was er zuletzt mit Children Of Bodom gemacht hat. Um genau zu sein kehrt er sogar ein Stück weit zu deren Wurzeln zurück: Schon der Titeltrack macht deutlich, dass hier nicht im Stile von Alben wie „Hexed“ musiziert wird. Vielmehr orientiert sich die Truppe an der stärksten Phase ihres Vorgängers. „Paint The Sky With Blood“ klingt mit seinen charakteristischen Riffs und Laiho-typischen Melodien, als wäre es direkt nach „Hate Crew Deathroll“ entstanden – ein Eindruck, der durch den hymnischen Refrain ganz im Stile des Titelsongs besagter Platte noch intensiviert wird. Das ist traurig, denn „Paint The Sky With Blood“ hätte auf künftigen Live-Konzerten von BODOM AFTER MIDNIGHT sicher bestens funktioniert …

Auch „Payback’s A Bitch“ entführt direkt zurück in die Glanztage von Children Of Bodom: Der gradlinige, treibende Song hätte ebenso gut auf „Are You Dead Yet?“ oder „Blooddrunk“ zu finden sein können. Diese Parallelen rühren vor allem daher, dass Alexi Laiho mit BODOM AFTER MIDNIGHT seine Freude an ausgedehnten Instrumentalpassagen wiederentdeckt hat. Während sich der finnische Gitarrenheld auf „Hexed“ zuletzt unter Wert zu verkaufen schien und Gitarrensoli praktisch zu einer Randnotiz verkommen waren, bieten beide Songs auf dieser EP minutenlange Leadgitarren- und Keyboard-Duelle. Somit sind sie spannender als der Großteil des letzten Children-Of-Bodom-Albums. So frisch und entfesselt klangen die Songs des Bandleaders lange nicht mehr.

Abschließend gibt es mit „Where Dead Angels Lie“ noch ein Cover der legendären, wiewohl umstrittenen Black-Metaller Dissection. Wer das Original kennt, kann sich vorstellen, dass sich die Arrangements der Nummer bestens zur Verarbeitung im Bodom-Sound eignen. Entsprechend funktioniert auch dieser Song sehr gut. In der Version von BODOM AFTER MIDNIGHT wirkt „Where Dead Angels Lie“ etwas griffiger und weniger verheißungsvoll als die Urfassung. Weil Alexis kehliger Gesang aber bestens passt und die kalten Melodien ohnehin die Blaupause eines frühen Children-Of-Bodom-Songs zu sein scheinen, wirkt der Titel hier wie eine unveröffentlichte B-Seite aus der Zeit von „Follow The Reaper“.

Der Tod von Alexi Laiho ist eine Tragödie – für seine Familie, für seine Freunde, für seine Fans, aber auch für die harte Musik. „Paint The Sky With Blood“ zeigt mit gerade mal zwei Songs, was hätte sein können. Der Bandkopf hatte ganz offenkundig noch einige verdammt starke Songs in sich. Natürlich sind zwei Songs besser als nichts und ein Cover gibt es ja auch noch dazu. Allerdings erinnert diese EP auch mit jeder Note daran, dass aus BODOM AFTER MIDNIGHT so viel mehr hätte werden können, hätte die Band Gelegenheit gehabt, ein ganzes Album zu schreiben. Die Frage nach Sinn oder Unsinn dieser Veröffentlichung erübrigt sich, denn das letzte Studiodokument von Alexi Laiho dürfte für jeden seiner Anhänger unverzichtbar sein.

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