Ich bin, weiß Gott, kein Fachmann in Sachen Grindcore – doch zumindest, dass Grindcore dem Punk und Hardcore entsprungen ist, und nicht, wie man bei mancher Band meinen könnte, dem Death Metal, offenbart sich am Beispiel BLOODY PHOENIX unverkennbar:
So könnte der Gesang zwar auch eine Oldschool-Death Metal-Band begleiten, und auch das ein oder andere Riff hat durchaus Death Metal-Charakter – viel mehr noch jedoch fühlt man sich von dem fast schon als banal zu bezeichnenden Riffing an beliebige Hardcore-Punk-Bands erinnert. Doch auch der durch den morbiden Charakter des Artworks suggerierte Black Metal-Einschlag ist bei näherem Hinhören nicht ganz von der Hand zu weisen, erinnern die Stücke doch in ihrer rohen, sturen Aggression mitunter an die Frühwerke von Bands wie Marduk.
Dabei dauert das BLOODY PHOENIX-Stück im Schnitt jedoch in typischer Grindcore-Manier nur selten mehr als eine Minute – was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass die verwendten Riffs zu mehr auch schlicht nicht taugen:
So macht das primitive Lagengewechsle, das die Truppe hier in einer knappen halben Stunde herunterschrubbt musikalisch gesehen nicht sonderlich viel her – und auch der gesellschaftskritische Aspekt der Texte ist eher belangloser Natur: Sei es nun das dreiversige „Child Soldier“ („Children of Uganda fight for survival – constantly in fear of being abducted – brainwashed, enslaved, forced to be killers“), oder „Blue Gold“ („thousands die daily, forced to drink filth, while greedy corporate bastards pockets get fatter – bad water crisis“) – über die Aussagekraft von Punk-Lyrics im Stile von „Fuck The Police“ oder dem The Exploited-Klassiker „Stop The Slaughter“ kommt man hier nicht hinaus. Dass „Death To All“ dennoch als Album auf gewisse Weise funktioniert, liegt wohl daran, dass BLOODY PHOENIX das, was sei tun, sehr überzeugt, und damit zumindest authentisch tun.
Wer kein Problem mit musikalischer Primitivität hat und auf Friss-Oder-Stirb-Fuck-Off-Punk-Attitüde im Grindcore-Gewand steht, kann hier durchaus mal ein Ohr riskieren, ist „Death To All“ doch in diesem Bereich sicher kein schlechtes Album… alle anderen werden an „Death To Everyone“ wenig Freude haben. Reinhören kann trotzdem nicht schaden, reicht doch ein beliebiger Song, also die Investition einer Minute Lebenszeit, voll und ganz aus, um das gesamte Schaffen der Amis zu erfassen und für gut oder schlecht zu befinden.
Anspieltipp: Wenn man einen herausgreifen müsste, dann den Titeltrack.
Wertung: 6.5 / 10