Das Cover von "The Tales Of Nosferatu" von Bloodbound

Review Bloodbound – The Tales Of Nosferatu (CD+Blu-ray)

Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 konnten sich die Schweden BLOODBOUND nicht nur als Hoffnungsträger des traditionellen Power Metal, sondern auch als Garant für energetische Live-Shows etablieren. Dessen ist sich die Truppe aus Bollnäs durchaus bewusst und schlägt seit jeher Kapital aus ihren Qualitäten: Neben dem offiziellen Live-Album „One Night Of Blood“ von 2016 lag den meisten ihrer Platten eine solche CD oder gar DVD als Bonus bei und so können sich ihre Fans über eine hohe Zahl an Konzert-Dokumenten freuen. Zum 20-jährigen Jubiläum ist es nicht unüblich, einen weiteren Mitschnitt zu veröffentlichen und auch BLOODBOUND folgen dieser Tradition mit „The Tales Of Nosferatu“, das ein Konzert von 2023 auf CD und Blu-ray enthält.

Auf den ersten Blick ist mit „The Tales Of Nosferatu“ alles in Ordnung: Das 2023 erschienene „Tales From The North“ ist genauso stark wie die drei vorangegangenen Platten vertreten und aus ihrer „dunkleren“ Vergangenheit bieten BLOODBOUND mit den Dauerbrennern „In The Name Of Metal“, „Moria“ und „Nosferatu“ das erwartbare Pflichtprogramm. Das bedeutet für Fans kaum Überraschungen, ergibt für eine reguläre Tour zum gerade erschienenen Album aber eine grundsolide Setlist. Genau hier liegt aber das Problem, denn „The Tales Of Nosferatu“ wird nicht als reguläre Live-Platte vermarktet. Der Untertitel „Two Decades Of Blood (2004 – 2024)“ legt viel mehr nahe, dass man es hier mit einer besonderen Jubiläums-Veröffentlichung zu tun hat.

Leider ist an „The Tales Of Nosferatu“ aber gar nichts besonders. Bedenkt man, dass es „Made Of Steel“ – abgesehen vom eingespielten Intro „Bloodtale“ der einzige Song vom 2014 erschienenen „Stormborn“ – nur auf Blu-ray gibt und ansonsten nur die allernötigsten Klassiker gespielt werden, liegt der Fokus von „The Tales Of Nosferatu“ mit viel Wohlwollen auf den letzten zehn Jahren BLOODBOUND; eigentlich sogar auf den letzten sieben – „Two Decades“ sieht wahrlich anders aus. Sämtliche hier vertretenen Songs aus ihrem Repertoire von 2004 bis 2012 haben die Schweden sowieso immer im Programm und die Alben „Book Of The Dead“ und „Tabula Rasa“ werden bei dieser vermeintlichen Jubiläumsshow komplett ignoriert. Selbst die in Tokyo aufgezeichneten Bonustracks der Blu-ray kommen aus der jüngeren Schaffensphase von BLOODBOUND und sind auch schon Teil der Hauptshow.

Sieht man sich an, wo der Hauptteil von „The Tales Of Nosferatu“ aufgenommen wurde, kann man zwar verstehen, warum die Setlist so ausfällt, besser wird die Veröffentlichung dadurch aber auch nicht: BLOODBOUND haben 2023 ihre Tour-Show auf dem „Masters Of Rock Festival“ in Tschechien mitgeschnitten – dem gleichen Ort, an dem bisher JEDE Live-Platte der Truppe entstanden ist. Natürlich ist verständlich, warum die Schweden diesen Weg gewählt haben. Auf einem Festival wird ohnehin aufgezeichnet, es muss also keine Kameracrew bezahlt werden und obendrein ist mit mehr Laufkundschaft zu rechnen, weshalb auch für das nötige Publikum gesorgt ist. Vielleicht hätte die Band zu ihrem 20. Geburtstag aber lieber in eine Filmcrew für eine besondere Show in ihrer Heimatstadt investiert, anstatt dem drölften Tour-Mitschnitt vom gleichen Ort einen belanglosen Comic beizulegen …

An der Performance und den generellen Live-Qualitäten der Herren ändert das natürlich nichts. BLOODBOUND liefern auch auf „The Tales Of Nosferatu“ wieder eine energetische Show und es ist spannend, die älteren Songs der Truppe neben dem neueren Material zu hören. Obwohl ausschließlich mit stationären Kameras gefilmt, kommt die Live-Atmosphäre auch auf Blu-ray bestens rüber und der Schnitt wird der energetischen Darbietung der Schweden durchaus gerecht. Live-Atmosphäre entsteht auch dadurch, dass der Sound über die nötigen Raum-Anteile verfügt und das Publikum immer wieder gut zu hören ist. Allerdings hat der Sound auf „The Tales Of Nosferatu“ derart viel Raum, dass er schon verwäscht und das Publikum ist so präsent im Mix, dass es unnatürlich wirkt – besser als eine reine Mischpult-Abnahme, aber in dieser Form auch etwas zu viel des Guten.

„The Tales Of Nosferatu“ ist keine Bonus-CD, sondern eine eigenständige Veröffentlichung, die für knappe 40 Euro über Theke geht. Inhaltlich unterscheidet sich das Package abgesehen von den beigefügten Videoclips – allesamt auf YouTube – und dem erwähnten Comic – reichlich unnötig – kaum von den Mitschnitten, die BLOODBOUND regelmäßig und ohne Aufpreis ihren Studioalben beilegen. Somit erhalten Fans hier ein anständiges Konzert-Dokument einer großartigen Live-Band, das von der Plattenfirma leider unter missverständlichem Titel für viel zu teures Geld vermarktet wird. Wer es überhaupt nicht abwarten kann, auch Live-Versionen zweier Songs von „Tales From The North“ auf Platte zu haben, kann zugreifen, zu diesem Preis und unter diesem Titel ist „The Tales Of Nosferatu“ aber gefährlich nahe an einer Mogelpackung.

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Wertung: 5 / 10

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