Mit zwei EPs und ihrem Debütalbum „Beyond Repair“ konnten die Hardcoreler BLOOD YOUTH sich bereits einen kleinen Namen in der Szene verschaffen. Ihr Mix aus straightem Hardcore und melodischen Elementen erinnerte stellenweise an Vorzeigebands wie Comeback Kid oder Stick To Your Guns und stand diesen qualitativ in Nichts nach. Knapp zwei Jahre später liegt bereits der Nachfolger „Starve“ vor. Die Briten steuern dabei etwas weg vom melodischen Hardcore und erforschen mehr die Gefilde des Nu Metals. Ob das Ganze eigenständig klingt oder wie das Cover abgekupfert wirkt (wer denkt dabei nicht sofort an „Iowa“?!) zeigt sich auf den folgenden 13 Songs.
Nu Metal an sich ist ja schon eine spezielle Sache. Während Bands wie Limp Bizkit längst über ihren Zenit sind, erwecken Bands wie Cane Hill zwar etwas Aufmerksamkeit, können dabei aber nicht auf ganzer Linie überzeugen. Weshalb man als Band also den Schritt vom fluoreszierenden Melodic Hardcore in Richtung des nach Luft ringenden Vorzeigegenre der frühen 2000er wagt, ist erstmal unverständlich. Fakt ist aber, dass BLOOD YOUTH ihre Sache dabei wirklich gut machen. Auf „Starve“ finden sich keinerlei peinliche Rapversuche oder deplatzierte Scratches. Viel mehr wirken die neuen Elemente wie eine Erweiterung des bisherigen Sounds. So erzeugt die über Albumlänge recht blechern klingende Snare eine gewisse Nostalgie und auch der häufig übereinandergelegte Klar- und Schreigesang erinnert an frühe Slipknot. Diese Hommage an die Ikonen des Nu Metals ist dabei durchaus gelungen, da BLOOD YOUTH keineswegs versuchen, die Maskenmänner zu imitieren.
Aber auch die Songs an sich sind fast durch die Bank gelungen. „Starve“ und „Cut Me Open“ überzeugen durch eingängige Refrains, „Nerve“ und „Keep You Alive“ erzeugen mit ihrem bass- und drumlastigen Grundgerüst das Gefühl, wieder im Jahr 2005 musikalisch gegen die Eltern zu rebellieren und auf „Waste Away“ sorgt die eingängige Gitarre für einen richtigen Ohrwurm. Trotz des Schritts weg vom Hardcore merkt man dabei noch jederzeit, wo die Wurzeln der Truppe aus dem Norden Englands liegen. So hätte das bereits erwähnte „Cut Me Open“ oder „The Answer“ sich auch gut auf dem Vorgängerwerk gemacht. Mit „Hate“ hauen BLOOD YOUTH einem zum Ende hin sogar noch einen klassischen Hardcore-Brecher um die Ohren, der in bester HC-Manier nach unter zwei Minuten sein Ende findet.
Zwar können nicht alle Songs das hohe Niveau der Platte halten, aber auch die schwächeren Lieder („Visitant“, „Nothing Left“) zwingen einen nicht zum Überspringen. Schade ist jedoch, dass „Exhale“ das Finale des Albums mit über elf Minuten unnötig in die Länge zieht, obwohl der Song selbst effektiv nur ca. vier Minuten dauert. Die ansonsten jederzeit gegebene Kurzweil erhält dadurch einen kleinen Dämpfer und auch musikalisch hätten sich andere Lieder auf „Starve“ als Rausschmeißer besser geeignet. Man muss auch gestehen, dass Frontmann Kaya Tarsus mit Sicherheit kein Gesangstalent ist, jedoch klingt er absolut authentisch und passt zum dreckigen Sound der Truppe.
Insgesamt gelingt es BLOOD YOUTH trotz aller anfänglicher Skepsis, auch in neuen Gefilden zu überzeugen. Dabei versuchen sie keiner Zeit, alte Erfolgsrezepte aufzuwärmen, sondern setzen bewährte Stilmittel gekonnt ein, um Bands wie Slipknot oder Linkin Park Tribut zu zollen, ohne dabei wie eine schlechte Kopie zu klingen. Ob „Starve“ auch live in Kombination mit BLOOD YOUTHs früherem Schaffen funktioniert bleibt abzuwarten. Auf Platte ist das alles aber super abgestimmt und macht großen Spaß.
Wertung: 7 / 10