BLOOD ABSCISSION sind ein Phantom. Im wahrsten Sinne des Wortes. Keine Identitäten, keine Gesichter, keine Einträge in etwaigen Enzyklopädien, nur das notwendigste an Promo, keine Interviews. Einzig die Schweiz als Heimat gilt als verifiziert. Über die Band ist quasi nichts bekannt, außer dass sie 2023 ihr Debüt „I“ via Debemur Morti veröffentlicht hat und trotz fesselnder Arrangements damit weitgehend unter dem Radar blieb.
Spätestens mit ihrem neuen Album „I I“ sollte sich das dringend ändern. Denn manchmal ist es gar keine schlechte Idee mit der Anonymität, ergibt sich daraus doch die Möglichkeit, sich voll auf die Musik zu konzentrieren. Im Falle von BLOOD ABSCISSION und „I I“ lohnt sich das mit jeder einzelnen Note. Das Album steckt voller fantastischer Melodien, gewandet in einen rauen, verwaschenen, überraschenderweise aber sehr passenden Sound. Von welcher Schönheit und Tragik die fünf neuen Songs von BLOOD ABSCISSION sind, zeigt schon das eröffnende „I I – I“. Erinnert die erste Minute noch recht stark an konventionellen schwedischen Black Metal, fächern BLOOD ABSCISSION geschickt atmosphärisches Riffing als Schirm über immer wieder rasante Blast-Attacken auf. Haltepunkt sind hier wunderbare Twin-Leads. Die leichten Synthesizer erinnern indes ein wenig an ältere Laster, was sehr auflockernd wirkt.
„I I – II“ versinkt anschließend in fast kosmischem Chaos. Auch dieser Track bietet immens viel Stimmung. Die Schwankungen zwischen rasender Düsternis und fast hymnischen Arrangements befinden sich in einem guten Fluss und man mag hier und da fast ein wenig an Nocte Obducta denken. Der wunderschöne Start von „I I – III“ bildet einen wundervollen Kontrast durch seinen sehr theatralischen Tenor. Letztendlich aber scheint die nächste Riff-Eskalation unvermeidbar. Bemerkenswert ist hier einfach, dass obwohl die Band im Großen und Ganzen einem Rezept folgt, gerade wegen der tollen Gitarren-Arrangenents keine Langeweile aufkommt. BLOOD ABSCISSION laden zum Verweilen ein. Ob man dabei in den Frieden oder tiefen Weltschmerz abgleiten möchte, ist wohl dem Publikum überlassen.
Sei es das industriell-melancholische Timbre eines „I I – IV“ oder die im wahrsten Sinne mächtigen Melodiewälle und die brachiale Aggressivität des Album-Closers „I I – V“ – BLOOD ABSCISSION überlassen auf „I I“ absolut nichts dem Zufall und erschaffen mit ihrem Debüt ein kluges, kompositorisch ausgefeiltes Album, dass auf eine Reise durch tiefste Finsternis, die Erhabenheit der Melancholie, ein wenig Träumerei und Weltschmerz einlädt. Unfraglich handelt es sich bei „I I“ um ein Genre-Album per excelence, das aber auf einem Niveau rangiert, wie man es selten in dieser Szene und noch seltener von einem Debüt geboten bekommt. Ganz großes Kino!
Wertung: 9.5 / 10
Was für eine grandiose Platte.
Ich hatte schon lang kein Album mehr welches mich so sehr eingesaugt hat.
Schönes Review!
Hey Dave,
es freut mich sehr dass dir die Rezension zusagt. Ich finde auch, BLOOD ABSCISSION sollte man im Auge behalten.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße;)
Wenn Bloodywood für Euch die Platte des Monats ist: bitte darüber noch ein Podest setzen, um Blood Abscission darauf zu stellen!
Nichts gegen Bloodywood, auch ich höre sie bei Gelegenheit. Doch diese Scheibe ist … GRANDIOS!
Grüße aus Thüringen.
Hey Lothar,
da haben wir sie wieder, die Subjektivität. Wenn der Redakteur die 10 fühlt…es ist das ewige Leiden dieses Zeitvertreibs. Trotzdem lieben wir’s ;) BLOOD ABSCISSION haben nach meiner Ansicht definitiv eine der besten Platten des Genres im bisherigen Jahr 2025 abgeliefert. Ich stimme dir absolut zu.
Danke für deinen Kommentar:)
Liebe Grüße