Das Cover des gleichnamigen Albums von Blitzkrieg

Review Blitzkrieg – Blitzkrieg

  • Label: Mighty Music
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Heavy Metal

Dass Brian Ross ein ziemlicher Workaholic sein muss, ist offensichtlich: Seit etwa 40 Jahren singt der Mann in gleich zwei legendären NWOBHM-Bands, die auch noch ständig fast zeitgleich neue Platten veröffentlichen. Die eine der beiden ist BLITZKRIEG, über die eigentlich immer das Gleiche gesagt wird. Die Band gilt als eines der größten Vorbilder von Metallica und hat damit die größte Metalband des Planeten bla bla bla … Das alles weiß inzwischen wirklich jedes Kind und es reduziert die Briten vollkommen zu Unrecht auf ihre Geburtshilfe für eine andere Formation. Damit wird nämlich ignoriert, dass BLITZKRIEG auch nach ihrem Debüt „A Time Of Changes“ eigentlich kein schlechtes Album veröffentlicht haben, was bei neun Studioplatten durchaus beachtlich ist. Insofern dürften Fans ihr selbst betiteltes neues Album mit ebenso viel Spannung wie Vorfreude erwartet haben.

Der Hauptgrund für die Langlebigkeit von BLITZKRIEG ist sicherlich, dass die Band sich von Album zu Album ein Stück weit neu erfindet und ihren Sound damit frisch hält. Überraschungen sind da vorprogrammiert und die erste erlebt man auf ihrer neuesten Platte gleich im ersten Song. „You`ll Never Take Me Alive“ lässt mit unerwartet verspielten Arrangements im Stadionformat sogleich aufhorchen und präsentiert die Markenzeichen der Band – schneidendes Riffing und der typische Gesang von Brian Ross – gleich zu Anfang in neuem Kontext. Klingt wie Mr. Big trifft BLITZKRIEG und funktioniert überraschend gut. Danach wird es mit dem schiebenden „The Spider“ deutlich traditioneller, aber auch hier fällt der ziemlich ausgebuffte Leadgitarrenpart auf.

„Verspielt“ ist dabei ein guter Begriff, um das selbst betitelte BLITZKRIEG-Album zu beschreiben. Das liegt in erster Linie daran, dass die Briten hier die vermutlich technisch anspruchsvollsten Leadparts ihrer bisherigen Karriere auffahren. Die sind für sich genommen absolut spektakulär, wirken im Kontext britischer Metal-Songs manchmal aber etwas überzogen. Gerade deshalb schadet es nicht, dass die Formation ihre gewohnte Formel in Titeln wie dem unerwartet vielschichtigen „Above The Law“, dem düster-atmosphärischen „Dragon’s Eye“ oder dem modern anmutenden „I Am His Voice“ um neue Facetten erweitert. Eher gradlinige Nummern wie die spaßige Horrorfilm-Hommage „The Night He Came Home“ oder „Vertigo“ wirken in diesem Zusammenhang fast wie Füllmaterial.

Neben dem für eine britische Heavy-Metal-Band der alten Schule unerwartet facettenreichen Songwriting ist 2024 vor allem der Gesang von Brian Ross das größte Aushängeschild von BLITZKRIEG. Selbst im stolzen Alter von 69 Jahren scheint dessen markante Stimme einfach nicht zu altern, weshalb er hier mindestens so gut wie auf dem großartigen Debüt von 1985 klingt und ihm selbst höchste Screams scheinbar mühelos gelingen. Wo viele andere Bands irgendwann zumindest ihren Sänger austauschen müssen, kreischt hier der Chef noch selbst, was schlichtweg beeindruckend ist und BLITZKRIEG bereits alle Berechtigung ausstellt, die diese Band eventuell benötigt.

Ja, stimmt, Brian Ross ist das einzige verbliebene Mitglied von BLITZKRIEG und manch einer aus der heutigen Besetzung der Truppe war zum Erscheinen von „A Time Of Changes“ noch gar nicht geboren. Das hält aber auch ihre Kollegen Cloven Hoof nicht davon ab, nach wie vor starke Alben zu veröffentlichen und auch BLITZKRIEG bleiben sich unter der Führung ihres Sängers erfreulich treu. Ihr selbst betiteltes neues Album ist dabei das beste Beispiel dafür, wie die Band ihre stilbildenden Merkmale – zuvorderst der superbe Gesang von Mr. Ross – erhält und doch zu keiner Zeit angestaubt klingt. Diese Platte ist voll von zeitlos guten Heavy-Metal-Songs mit unverkennbar britischem Charme.

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Wertung: 7.5 / 10

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