Lachanfälle beim ersten Durchhören einer Platte sind eine seltene Sache, aber es gibt sie wirklich. Die, die sich darauf begründen, dass das gebotene Material unfassbar schlecht ist, lassen wir jetzt mal beiseite; gemeint sind die tatsächlich lustigen Augenblicke, die so eine handelsübliche CD zu bieten hat – wobei „lustig“ im Falle einer Black-Metal-Scheibe ja irgendwie nicht angebracht ist. So lustig ist das, worauf ich anspiele, auch gar nicht, sondern nur etwas … befremdlich – und daher bei gewissen Gemütern vielleicht Heiterkeit erzeugend. Ich meine, lasst euch das mal auf der Zunge zergehen: „Ich befehle, du gehorchst / Höre meine Stimme, schluck mich / Jetzt / Ficken / Sieh mein gefressenes Fleisch / Ich befehle, du kommst.“ Und das vorgetragen mit französischem Akzent … Irgendwie hab ich euch jetzt schon lieb, BLISS OF FLESH.
Schon 1999 als Labdacides gegründet, lärmten die Franzosen erst mal eine ganze Weile im Untergrund herum, brachten zwei Demos, eine EP und zwei Split-CDs heraus, ehe der Plattendeal mit Twilight folgte, über die der Fünfer jetzt seine erste Langrille „Emaciated Deity“ (zu Deutsch ungefähr „Ausgemergelte Gottheit“) herausgebracht hat. Die Marschrichtung dürfte dabei relativ klar sein: immer kräftig nach vorne und das mit einer netten Melange aus Black und Death Metal an Bord.
„Moment mal“, mag sich jetzt der eine oder andere denken, „Blackened Death Metal mit teils englischen, teils deutschen Texten und der Sänger hat nationalitätsbedingt so seine Probleme mit der Aussprache? Klingt nach Belphegor.“ Falsch liegt, wer auch immer diese These aufstellt, nicht: BLISS OF FLESH klingen den Kollegen aus good ol‘ Austria zwar nicht so zum Verwechseln ähnlich, aber Berührungspunkte sind schon da, und das nicht nur in den Texten (die – wie man anhand des kurzen Zitats schon erahnen konnte – auch ungefähr auf Belphegor-Niveau sind). Ähnlich wie die Österreicher spielen BLISS OF FLESH auf ihrem Debütalbum einen teils mächtig knüppelnden, teils sehr rasant vorwärtsstürmenden, meistens aber doch eher melodisch angelegten Soundbastard, der auch in puncto Atmosphäre nicht zu knapp kommt.
Die lebt nicht nur von den düsteren, eingängigen und vor allem abwechslungsreichen Riffs, sondern ganz besonders von der genialen Gesangsleistung von Necurat, der auch bei den mittlerweile aufgelösten Schwarzmetallern LatroDectus herumkeifte. Er growlt, schreit und singt sich nämlich während der knapp 40 Minuten nach allen Regeln der Kunst die Seele aus dem Leib. Seine extremen Stimmlagen sind dabei abwechslungsreich genug, um den Hörer bei der Stange zu halten, aber insbesondere seine theatralisch-cleanen Vocals machen sehr viel Freude. Okay, wenn er damit am Anfang von „Cursed Bodies“ schon wieder deutsche Phrasen drischt, dann wirkt das etwas befremdlich, aber die Inbrunst, die hinter seinem Gesang steckt, ist beeindruckend.
Ansonsten prügeln sich BLISS OF FLESH routiniert durch die neun Nummern, finden einen gelungenen Mittelweg zwischen schnelleren und getrageneren Parts, um für konstante Unterhaltung zu sorgen, und fahren sich auch mit der druckvollen, transparenten Produktion weitere Pluspunkte ein. Wenn man ihnen etwas negativ anrechnen will, dann wohl die Tatsache, dass dem Album auf den letzten Metern ein wenig die Puste ausgeht, die letzten Songs also gegen den grandiosen Auftakt klar den Kürzeren ziehen. Doch das ist ein Schwachpunkt, den man den Herren bei ihrem Debütalbum ruhig verzeihen kann, wirklich schlecht wird’s dann nämlich auch nicht. Um es also noch mal kurz und knackig auf den Punkt zu bringen: BLISS OF FLESH liefern mit ihrem ersten Album eine sehr runde Sache ab, die allen Belphegor-Fans gefallen dürfte, aber genug Eigenständigkeit und sonstige Pluspunkte besitzt, um auch Leuten, die den Österreichern eher reserviert gegenüberstehen, zu gefallen.
Wertung: 8 / 10