Review Blind Guardian – Imaginations Through The Looking Glass (DVD)

Das Wochenende am 13. und 14. Juni 2003 dürfte für jeden BLIND GUARDIAN-Fan die absolute Offenbarung und der glücklichste Musiktag der letzten Jahre gewesen sein. Die Krefelder Macht spielte nach der langen „A Night At The Opera“-Welttournee ihre beiden wohl gewaltigsten Konzerte auf dem eigens aufgezogenen Blind Guardian-Festival. Zwei Tage, zwei Konzerte, jeweils knappe zweieinhalb Stunden mit verschiedenen Sets. Schon lange vorher war natürlich auch bekannt, dass hiervon eine DVD aufgezeichnen werden würde. Diese erschien genau am „ersten Jahrestag“, am 14. Juni 2004 und ist auch am dritten Jahrestag noch faszinierend und ein absolutes Glanzstück in jeder Sammlung.

Noch mehr Perfektion hätte man aus dieser Doppel-DVD wirklich nur rausholen können, wenn die beiden Konzerte in voller Länge im Paket angeboten worden wären. Damals wurde das noch als zu teuer gehandelt, im Jahre 2006 jedoch wäre das aufgrund Mammutveröffentlichungen wie denen von Amon Amarth oder Therion wohl kein Problem mehr. Ist zwar im nachhinein etwas schade, da an beiden Tagen eine fast komplett andere Stimmung herrschte, doch hat man sich daran gewöhnt und kann sich auch damit anfreunden. Diese Stimmung kann man als jemand, der bei dem Coburg-Festival dabei war, ausgezeichnet nachempfinden. Alle anderen werden die Atmosphäre zwar durch das Sehen der DVD ebenfalls als großartig empfinden, die Einzigartigkeit konnte aber trotzdem nicht in seiner vollen Pracht eingefangen werden.

Doch damit schon genug der – wenn man das so nennen kann – Kritik. Hier gibt es einfach nichts zu kritisieren, das Teil ist bis heute die perfekteste Musik-DVD, die ich je gesehen habe. Die riesige und einfach erschlagende Bühne mit seinem innovativen beweglichen Scheinwerferring, zahlreichen Lichtspielereien und bunten Effekten, Leuchtsäulen, Feuerschalen, Pyros und was auch sonst noch dabei war, ist einfach nur beeindruckend und großartig anzusehen, da wurde sich wirklich massig Mühe bei der Gestaltung gegeben. Dabei lädt es dann schon beinahe zum Schmunzeln ein, dass die Sechs auf der Bühne ganz schlicht und uneinheitlich auf der Bühne stehen und damit einen Charme und eine Sympathie versprüen, die einfach nur cool ist. Die grandiose 16:9-Optik wurde mit einfach nur perfekter Bildqualität auf die Scheibe gebannt, es lässt sich überhaupt kein Makel finden. Sehr erfreulich und gerade zu außergewöhnlich für eine Metal-DVD ist hier die Kameraführung. Auf hektische Schnitte und Kamerfahrten wird bis auf wenige (passende!) Momente verzichtet, stattdessen setzt man beihane gänzlich auf angenehme Schnitte, eher langsamere Kranfahrten und eine gute Mischung aus Nahaufnahmen, weiten Aussichten und Schwenks aufs Publikum. Man braucht eben keine hektische Schnitttechnik, um ein Konzert lebendig und actionhaltig wirken zu lassen, gute Konzerte machen das von alleine. So ist es eben hier und man kann sich auf alles konzentrieren, was man seht und sehen will.
Der Ton steht der Optik in nichts nach, präsentiert sich in Stereo sowie in Dolby Digital 5.1 und kann die Qualität der letzten BLIND GUARDIAN-Studioalben locker erreichen. Dass hier etwas am Sound nachbearbeitet wurde, stört nicht im Geringsten, alles klingt gänzlich „echt“ und keinesfalls nach Konserve.

Über das Konzert selbst, eigentlich ja die Hauptsache, möchte ich auch noch ein paar Worte verlieren. Die Songauswahl ist gut auf die gesamte Geschichte der Band verteilt, von den 20 Liedern sind dafür aber ganze 8 Stück vom Bandklassiker „Imaginations From The Other Side“, nur „Born In A Mourning Hall“ fehlt hier, um das gesamte Album visuell betrachten zu können. Hansi und seine Freunde zeigen größte Spielfreude und animieren die beinahe 6000 anwesenden im Publikum zu Höchstleistungen. Ständig sieht man Crowdsurfer, Pommesgabeln, klatschende Hände und springende Menschen. Doch vor allem hört man das Publikum. Der „Bards Song“ könnte natürlich komplett aus den Besucherrängen stammen, „Valhalla“ wird noch bis zum Ende des Tages gefeiert und fast alle Refrains kann man lauthals mitgeschmettert anhören. Die Einbeziehung des Publikums unterstreicht hier nur, dass BLIND GUARDIAN eine hervorragende Liveband sind, ist wirklich überaus erfreulich, dass das auf DVD gepresst so herrlich funktioniert hat. Zu viel der Worte benötigt es hier aber auch nicht, es wurde ja eigentlich schon alles in unseren beiden Berichten zum Festival geschrieben.

Eine vollgepackte Extra-DVD ist ebenfalls noch dabei, wo man immerhin noch vier hier nicht berücksichtigte Klassiker („Majesty“, „Into The Storm“, „Welcome To Dying“ und „Lost In The Twilight Hall“) von Aufnahmen aus Wacken und Stuttgart im Sommer 2002 sehen kann, die Qualität reicht hier aber natürlich nicht an das Hauptwerk heran. Sehr interessant sind auch das Interview mit Blind Guardian und an erster Stelle das ausführliche Making Of zur Coburg-Show, dazu gibt es auch noch diverse Szenen von der „A Night At The Opera“-Tournee.

BLIND GUARDIAN haben mit „Imaginations Through The Looking Glass“ neue Maßstäbe gesetzt und die Messlatte für die perfekte Musik-DVD verdammt weit nach oben gesetzt. Dazu sieht es auch noch extrem schick im Regal aus und erfreut mit spaßiger „Herr der Ringe“-Huldigung. Technisch brillant ist das Werk auch noch am heutigen dritten Jahrestag des Festivals. Ich und wohl auch unzählige andere hoffen noch immer darauf, dass die inzwischen zur Weltmacht im Power Metal-Bereich angewachsene Krefelder Truppe ihr Festival irgendwann wiederholt.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert