Review Bleeding – Elementum

Zwei Jahre nach ihrem Debüt „Behind Transparent Walls“, mit dem die deutschen Prog-Metaller von BLEEDING gezeigt haben, dass mit ihnen in Zukunft zu rechnen sein wird, bestätigt die Band genau diesen Eindruck – und erfüllt zudem die in sie gesetzten Hoffnungen, die unvermeidlich mit einem so starken Erstwerk geweckt werden. Das neue Album „Elementum“ führt den Stil des Debüts, der seine Konturen durch Vergleiche mit Prog-Ikonen wie Psychotic Waltz oder den Deutschen von Depressive Age (beide dezidiert als musikalische Einflüsse genannt) erhielt, konsequent fort; in puncto Härte und Komplexität allerdings setzt man anno 2017 noch einen drauf. Und das steht der Band bestens zu Gesicht.

Bereits das Soundgewand von „Elementum“ ist ein ganzes Stück roher und ungeschliffener ausgefallen, was das Riffing mancher Songs geradezu thrashig erscheinen lässt. Der Opener „When They Come“ knallt jedenfalls ordentlich und zeigt neben den bereits bekannten Trademarks der Gruppe einen stärkeren Hang zum Prog-Metal à la Anacrusis; diese Tendenz fand sich bereits auf „Behind Transparent Walls“, wird hier wieder aufgegriffen und stringent weiterentwickelt. Dass man sich auch hinsichtlich des Komplexitätslevels noch einmal steigern konnte, zeigen beispielsweise das folgende „Heir To Apostasy“ (der vielleicht beste Song des Albums) oder das überlange „Paranoia“. Neben klassischen Genre-Merkmalen wie filigranen Gitarrenläufen, dissonanten Akkordfolgen, vertrackten Schlagzeugrhythmen und Breaks entwickelt vor allem „Heir To Apostasy“ durch seine Melodiearbeit eine enorme Tiefenwirkung und bietet gegen Ende mit einer an die Stakkato-Schreie von Jon Oliva (Savatage) erinnernden Passage auch gesanglich eine Überraschung. Das kreative Potential der Band dokumentiert sich am deutlichsten im bereits erwähnten „Paranoia“, das man als Ansatz verstehen kann, paranoide Bewusstseinszustände in Musik umzusetzen – was bestens funktioniert. Euphorische und bedrückende Momente wechseln einander ab, um am Ende des Songs in einem langen Gitarrensolo die Auflösungserscheinungen des paranoiden Bewusstseins vorzuführen. Groß!

Flankiert werden diese komplexeren Songs von Stücken wie „Macbeth“ oder „Ember“, die eher geradlinig aufgebaut sind und hier und da geradezu old school klingen. Auch das Riffing von „Sense And Science“ lässt sich streckenweise in diese Kategorie einordnen, auch wenn die Songstruktur dann doch wieder überdurchschnittlich diffizil ausfällt. Dass BLEEDING aber keine bierernste Truppe sind, zeigt der Titelsong, für den man als Quasi-Intro eine Audio-Sequenz aus dem einst zum schlechtesten Film aller Zeiten erklärten „Roboter der Sterne“ montiert hat, dem sodann ein extrem launiges Instrumental-Stück folgt. Die intelligenten Texte auf „Elementum“, die sich nicht mit emotionalen Pathosformeln zufrieden geben, tun ihr Übriges und runden das reife, durchdachte Erscheinungsbild des Albums ab. Prog-Metaller aller Couleur sollten sich „Elementum“ einmal anhören!

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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