Manchmal verlaufen musikalische Projekte derart erfolgreich, dass aus der Arbeit an einer EP ganz schnell mal ein ganzes Album werden kann. Und manchmal haben die beteiligten Musiker dabei soviel Spaß, dass sie sich überlegen, dass man doch auch einfach noch ein weiteres Album aufnehmen könnte. So geschehen bei BLACKFIELD, dem Projekt von Porcupine Tree-Chefdenker Steven Wilson und dem israelischen Musikstar Aviv Geffen.
BLACKFIELD legten mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum so eine Art ruhige Version von Porcupine Tree vor – und auch auf dem Nachfolger „Blackfield II“ gibt es im Prinzip nichts anderes als eine 42-minütige Ansammlung schöner, Porcupine Tree-verwandter Balladen zu hören. Dabei variiert man geschickt Tempo, Rockattitüde und Instrumentierung der Songs, so dass es neben wunderschönen Schmachtnummern wie „1.000 People“ (dieses simple, aber effektive Piano!), „My Gift Of Silence“ (wie kann man nur solche Melodien schreiben!) oder „Where Is My Love?“ auch flottere, leicht rockende Tracks wie „Miss U“ oder „Once“ und epische Nummern wie „End Of The World“ gibt. Hier braucht man aber keine wirklichen Rocker zu erwarten, wie auch auf ihrem Debütalbum kommen BLACKFIELD im Grunde nie über schönes Midtempo hinaus, und das ist gut so!
Praktisch jeder Song auf dem Album entwickelt nach einer gewissen Zeit eine ungeheure Anziehungskraft, man baut eine persönliche Beziehung zu der ergreifenden Musik und den Texten auf, die jeder nachfühlen kann. Den Gesang teilen sich Steven Wilson und Aviv Geffen wie gewohnt auf; neben den schönen Gitarrenlicks von Wilson sind es vorallem die Pianotupfer von Daniel Salomon, die den Hörer immer wieder verzaubern und den wunderbaren Melodien ein zeitloses, warmes Zuhause bieten, in das man nach einem anstrengenden Tag einfach gern einkehrt. Bass und Schlagzeug halten sich angenehm im Hintergrund auf und konzentrieren sich darauf, den Song leichtfüßig und bestimmt zu unterstützen und zu untermalen.
Keine Frage, wer edle Popmusik mit Anspruch sucht, der wird bei BLACKFIELD fündig. Fans von Porcupine Tree, Anathema oder auch Coldplay kann man diese Band sicherlich ans Herz legen. Die Frage, ob nun das Debütalbum oder der Zweitling die Nase vorn hat, möchte und kann ich an dieser Stelle gar nicht beantworten. „Blackfield II“ setzt ziemlich genau dort an, wo „Blackfield“ aufhörte und bietet „more of the same“, was in diesem Fall nur positiv zu bewerten ist. Songs wie „Some Day“, „Where Is My Love“ oder „End Of The World“ stehen den Highlights des Debüts in Nichts nach. Die ersten drei Tracks des Album wirkten auf mich bei den ersten Hördurchgängen etwas unpassend in ihrer Reihenfolge und der vermittelten Stimmung, das legt sich aber nach ein paar Durchläufen. Wilson-Sympathisanten wissen, was sie zu tun haben!
Wertung: 8.5 / 10