Wer sich schon in unsere Special-Serie „Metallisierte Welt“ hineingelesen hat, dürfte wohl inzwischen bestens darüber Bescheid wissen, dass Metal ein internationales Phänomen ist. Wenn es beispielsweise Heavy Metal aus Botswana oder Power Metal von den Malediven gibt, sollte eine Depressive-Black-Metal-Band aus Costa Rica also eigentlich nicht seltsam anmuten. Naja, ein bisschen überrascht ist man wohl trotzdem, wenn man sich das eisig kalte, atmosphärische Artwork des zweiten Albums „Shades Of Bleakness“ von BLACK WHISPERS ansieht und sich dabei ihr sonniges Heimatland ins Gedächtnis ruft.
Davon sollte man sich jedoch nicht verwirren lassen, bei der Ersteinschätzung kann man sich ohne zu überlegen an das Cover halten. BLACK WHISPERS spielen nämlich eine überaus trostlose, langsame Form des Black Metals, bei der man im Besonderen an das geflügelte Wort „frostbitten“ denken muss. Hohe, verzweifelte und gequälte Screams, nur gelegentlich von nicht weniger düsteren Cleans abgelöst, und schwerfällige, stark verzerrte Gitarren, eingekleidet in eine (in diesem Fall) stimmige, hallende Low-Fi-Produktion, erschaffen eine triste, hoffnungslose Atmosphäre.
Man braucht gar nicht erst zu versuchen, die Texte zu verstehen, denn die Vocals sind ziemlich weit in den Hintergrund gemischt. Außerdem konzentrieren sich BLACK WHISPERS in ihren Kompositionen mehr auf die Instrumentalisierung. Die Gitarren sind zum Teil kaum von Keyboards zu unterscheiden, letztere kommen auf jeden Fall auch oft zum Zug, so zum Beispiel im geisterhaften „Intro (Useless Existence)“. Einzig in „Stuck In The Past Ruins“ werden die Leadgitarren etwas greifbarer, außerdem wird hier ausnahmsweise das Tempo leicht angehoben und eine schöne Tremolo-Passage eingebaut.
Auch die vielfach eingesetzten Clean-Gitarren tragen zur Stimmung bei. Dass das Album mit fünf Songs (inklusive Intro und Life-Neglected-Cover) zu insgesamt 36 Minuten nur recht kurz ausgefallen ist, kann man dem deprimierten Quartett schon nachsehen, da es bereits ein Jahr nach dem Debüt erschien und dadurch wenigstens nicht Gefahr läuft, zu langweilen. Durch die gewollte Monotonie und den Verzicht auf brutale Knüppelpassagen ist diese Gefahr im Fall von BLACK WHISPERS nämlich durchaus gegeben.
Zwar gelingt es der Band, diesen Fehler zu umgehen, doch packend ist die Platte leider auch nicht. Atmosphärisch ist das Album natürlich schon, aber eben nicht so fesselnd wie manch andere Werke dieses Genres. Es fehlt dieses gewisse Etwas, das ein gutes von einem emotional überwältigenden Album unterscheidet. Wer sich schwarzmetallische Raserei erhofft hat, wird auf „Shades Of Bleakness“ nicht fündig. Für diejenigen, die ihren Black Metal auch ohne Blasts mögen, hätte die Platte ihren Reiz haben können, wäre sie nur etwas mitreißender. Somit haben BLACK WHISPERS hiermit zwar kein schlechtes, aber eben auch kein beeindruckendes Album kreiert.
Wertung: 6 / 10