Wenn es einen Hard-Rock-Sänger der alten Schule gibt, der bis heute unterbewertet ist, dann ist das Robin McAuley. Seit seiner legendären Zusammenarbeit mit Gitarrenguru Michael Schenker in der McAuley Schenker Group ist der Mann sträflich unterrepräsentiert und tritt – neben einem eher durchschnittlichen Solo-Album – noch immer hauptsächlich im ein oder anderen Song des deutschen Gitarrenhelden in Erscheinung. Mit BLACK SWAN führt der gebürtige Ire allerdings seit einiger Zeit eine neue Band an, die mit „Generation Mind“ nun endlich zwei Jahre nach ihrem Debüt ein neues Album veröffentlicht. Vorsicht ist geboten, denn die Platte aus dem Hause Frontiers Music trägt die abschreckende Aufschrift „a project by Serafino Perugino“, doch die Hoffnung stirbt zuletzt …
Nun ist bei einem solchen Projekt natürlich selbst im besten aller Fälle nicht zu erwarten, dass es hier bahnbrechend Neues zu hören geben könnte, aber BLACK SWAN schlagen sich weitaus besser als befürchtet: Die Truppe ist auch auf Album Nummer zwei dem dezent metallisch angehauchten Hard Rock der alten Schule verpflichtet und steht damit auch auf „Generation Mind“ wieder knietief in den seligen 80ern, als Bands dieser Art regelmäßig durch Stadien rund um den Globus tourten. Dabei bedienen BLACK SWAN so ziemlich jedes musikalische Klischee der Sparte und die Vorbilder sind ebenso offensichtlich wie allgegenwärtig – so weit, so gewöhnlich.
Gerade im traditionellen Rock- und Metal-Bereich ist aber kaum etwas falsch daran, zu zeigen, wo man herkommt. Deshalb stört es auch überhaupt nicht, dass schon der Opener „She Hides Behind“ sofort Erinnerungen an neuere Whitesnake weckt oder der folgende Titeltrack an eine aufgepumpte Version klassischer Journey-Nummern erinnert. Viel mehr freut man sich über die durchweg starken Riffs auf dieser Platte, die in kraftvollen Stücken wie „Long Way Down“ oder „Wicked The Day“ an die Sternstunden von Dokken denken lassen – dieser Eindruck wird durch das superbe Leadgitarrenspiel von Axtmann Reb Beach noch verstärkt, denn seine Soli sind unüberhörbar von Gitarrenlegende George Lynch inspiriert.
Rein nach seinen Eckdaten beurteilt vermag sich „Generation Mind“ also kaum von der restlichen Frontiers-Meterware abzuheben. Anders als beim Metal nach Zahlen von „Bands“ wie Shining Black hat man es hier aber mit echtem Songwriting einer echten Band zu tun und das macht den entscheidenden Unterschied: Die Musik von BLACK SWAN hat eine Seele. Natürlich holen die Kompositionen Frontmann McAuley kaum aus seinem natürlichen Habitat, das ist aber auch gut so. Der Mann weiß, wie melodischer Hard Rock zu klingen hat und liefert auf „Generation Mind“ eine hervorragende Performance, die weit besser ausfällt als auf seinem letzten Soloalbum.
In seinem Buch „The Black Swan: The Impact Of The Highly Improbable“ (2007) erklärt der Mathematiker und Statistiker Nassim Nicholas Taleb, dass ein sog. schwarzer Schwan ein Ereignis sei, das nahezu völlig unwahrscheinlich ist, absolut überraschend eintritt und somit so gut wie jeden erstaunt. Das lässt sich praktisch 1:1 auf „Generation Mind“ übertragen, denn es hätte wohl so gut wie niemand damit gerechnet, dass ein typisches Frontiers-Projekt wie BLACK SWAN noch ein zweites Album veröffentlicht – obendrein ein gutes. Taleb schreibt übrigens ferner, dass im Nachhinein durchaus Anhaltspunkte vorhanden waren, die auf diese Begebenheit hindeuteten – hier etwa das Zusammentreffen von hochkarätigen Musikern wie Robin McAuley, Reb Beach und Jeff Pilson sowie das Fernbleiben von Alessandro Del Vecchio. Tatsächlich ist „Generation Mind“ entgegen aller Erwartungen eine durchweg gelungene, zeitlose Hard-Rock-Platte amerikanischer Prägung, die jedem Fan der Beteiligten wärmstens ans Herz gelegt sei.
Wertung: 7.5 / 10