Und wieder setzt eine Band aus Frankreich zum Sprung nach oben an! Nachdem das Ellipsis zuletzt schon hervorragend geschafft haben, stehen nun BLACK RAIN, eine Heavy-Band, vor meinem Richterstuhl, um hoffentlich nicht für zu leicht befunden zu werden. Mal sehen, was diese Band bieten kann – leicht ist es heutzutage nicht, sich aus der Schwemme der Durchschnittsbands auszusondern.
Zunächst springen einem erstmal Songtitel wie „Gods of Metal“, „No Life till Metal“ und „Battlefield“ ins Auge – klingt ziemlich nach Manowar, die sich ja nach 1996 nicht gerade üppig mit Ruhm bekleckerten. Die ersteren beiden Titel sind allerdings auch die schwächsten auf diesem Album, daran kann auch das Gestöhne bei „No life till Metal“ nicht sehr viel ändern; zudem klingt der Gesang von Swan hier noch gewaltig nach Gamma Ray bzw. nach Eunuchengesang erster Güte. Das ist aber erstens Geschmackssache und bessert sich zweitens einigermaßen ab „Winterwind“, hier erklingen die doppelt gesungenen Zeilen sehr gefühlvoll, ebenso wie das elegische cleane Gitarrenspiel, das weiß richtig zu gefallen. Ein Blick auf die Playlist hält eine Überraschung bereit: Lediglich zwei der neun Lieder (das sind die oben angesprochenen „Ausfälle“) bleiben in ihrer Länge unter sechs Minuten, vier kommen sogar über sieben, ziemliche Schwergewichter also.
Erstaunlicherweise schaffen es BLACK RAIN aber, die knappe Stunde Spielzeit spannend und recht abwechslungsreich zu gestalten, das macht schon Spaß. So gibt’s neben der tollen Ballade („Winterwind“) auch einen richtigen Stampfer („Awake“), Spaß mit Uptempo-Riffs („Battlefield“) und eine Supersize-Portion Hardrock („Crystal Night“), um nur ein paar Beispiele der Facetten von BLACK RAIN zu nennen. Trotzdem klingt das Material homogen – dem einen oder anderen vielleicht zu homogen – aber hier sollte man sich dann fragen, was für Ansprüche man an ein Heavy-Album stellen will, auf dem dazu noch das Gros der Lieder einfach Spaß macht. Da können sich die Lieder dann gern auch von der Grundlage her ein wenig ähneln, das soll nicht stören. Zu den verschiedenen Facetten kommen noch witzige Spielereien wie beispielsweise das coole, aus einem Film entlehnte Sample des Openers (weiß jemand, welcher es ist? Ich spekulierte auf „Es“) oder eben das Gestöhne bei „No Life till Metal“.
Also, wer Spaß an Heavy/Power Metal hat, sich mit dem Gesang von Gamma Ray anfreunden kann (absolut Geschmackssache, allerdings qualitativ immer hochwertig auf diesem Album) und auf hochklassige Gitarrenriffs steht, der sollte hier durchaus mal ein Ohr riskieren.
Wertung: 7.5 / 10