Review Black Messiah – Oath Of A Warrior

Wer hätte nach einer siebenjährigen Abstinenz noch mit der Wiederkehr des „schwarzen Gesalbten“ gerechnet? Im Grunde genommen wahrscheinlich nur ein einziger Mann, und zwar eben jener, welcher BLACK MESSIAH seit dem Debütalbum „Sceptre Of Black Knowledge“ im Jahre 1998 am Leben gehalten hat: Sänger und Saitenkünstler Zagan. Als letztes verbliebenes Gründungsmitglied spielte er den Erstling – lediglich mit Unterstützung des damaligen Schlagzeugers Nabahm – weitgehend im Alleingang ein und ließ im Sommer 2000 aus komplett eigener Hand ein bisher unveröffentlichtes 3-Track-Demo folgen. Von dem restlichen Bestandteil der Originalbesetzung hatte er sich bereits nach nur einem, mittlerweile vergriffenen Demo (1995) entledigt, und ohne in irgendeiner Form über die musikalischen Fähigkeiten dieser beiden ehemaligen Mitglieder urteilen zu wollen, wären für mich allein schon deren Pseudonyme „Frohnleichnam“ und „Reverend Heidenbluth“ ein Anlass zu bandinternem Streit gewesen. Sei’s drum, denn nun kommen Black Messiah nebst ihrem brutwarmen Werke „Oath Of A Warrior“ in fast gänzlich neuer Besetzung daher: Zoran, Meldric, Drahco, Hrym und Surthur heißen die fünf fähigen Instrumentalkrieger, welche Zagan für seinen heidnischen musikalischen Feldzug gegen das Christentum rekrutieren konnte. Er selbst scheint dabei aber im lyrischen und songschreiberischen Metier weiterhin die Hosen anzuhaben.

Ihrer individuellen musikalischen Ausdrucksform sind Black Messiah erfreulicherweise ebenso treu geblieben wie ihrem heidnischen Ethos. So vereinigt sich schneller, melodischer Schwarzmetall von epischer Breite gekonnt mit Stilelementen der Klassik sowie Einflüssen aus nordischer, keltischer und osteuropäischer Folklore zu einem imposanten Klangbild von getragener, schwermütiger Schönheit, wobei das Sextett durchweg den heroischen Geist unserer Vorfahren atmet, jedoch leider oftmals nicht umhin kommt, die Grenze zum lyrischen Kitsch-Klischee zu überschreiten. Nichtsdestotrotz steckt spürbar viel Hingabe in diesem Opus, was schon bei der einleitenden „Götterdämmerung“ deutlich wird: Prachtvolle Klangcollagen entfalten zauberhaften Glanz und lassen immensen Bombast gedeihen – noch schöner und vielschichtiger ist man solches in diesem Jahr bislang nur von dem großartigen Meisterwerk „Ernte im Herbst“ der Thüringer Fjoergyn gewohnt. Zweieinhalb Minuten sind verstrichen, da beginnt „A New Messiah“, und man darf sich sogleich an einem sehr offensiven und treibenden Anfang erfreuen. Die Gitarren schneiden und zerren vorbildlich – der Sound ist drückend und klar, ohne die hier präsente Rohheit zu verdecken. Von der fingerfertigen und schnell agierenden Saitenfraktion mitgerissen, ist man spätestens durch die sakrale Erhabenheit des Refrains vollends paralysiert und gebannt.

Das nachfolgende „Blutsbruder“ wird von einer tieftraurigen Leadgitarre eröffnet, welche auch hervorragend auf „Die ewigen Steine“ der ehrwürdigen Menhir seinen Platz gefunden hätte. Der Song bleibt in seinem weiteren Verlauf ziemlich schnell und geradlinig, jedoch dürfte der relativ überraschende und sehr penetrante Einfall einer Mandoline gegen Ende den ein oder anderen gespannt lauschenden Klangkonsumenten beim erstmaligen Anhören des Liedes ein wenig (v-)erschrecken. Nach ein paar Durchläufen hat man sich allerdings an das filigran gezupfte, wieselflinke Instrument gewöhnt und kann diesen exotischen kleinen Vortrag russischer Volksmusik in vollen Zügen genießen. Ein mächtiges und herrlich melancholisch angehauchtes Riff eröffnet – bis einschließlich der ersten Wiederholung noch allein stehend – das wunderbare „Bury The Lambs Of Christ“. Prägnant einsetzendes Schlagwerk, ein dezent untermalender, berauschend ästhetischer Keyboardteppich, durchgehend triolisch vorantreibendes Midtempo, stimmungs- und kraftvoller, ungeahnt erhabener harscher Gesang – Black Messiah lassen hier eine nahezu unverletzliche Klangaura erstrahlen! Und wenn das tolle 10-sekündige Gitarrensolo im Mittelteil elegant und flüssig von einer wehklagenden Violine abgelöst wird, wünscht man sich ob derer anschließenden kunstvollen Darbietung schon fast, dass diese Musiker den Hörer in einer endlosen Schleife mit solch herzzerreißender Elegie berühren und fesseln würden. Unmittelbar danach schenkt einem eine ruhige Passage mit klarem Gitarrenspiel, minimalistischer Percussion und atmosphärischen Schlachtgeräuschen die Gelegenheit zur emotionalen Wiedererbauung. Das Lied mündet daraufhin in seine Grundstruktur zurück, bevor das bewegende Zusammenspiel zwischen einer abermals äußerst leidvollen Violine sowie einer romantischen Akustikgitarre diesem denkwürdigen Stück einen nahezu perfekten Ausklang beschert.

Das sanfte Meeresrauschen am Anfang von „Setting Sails“ stellt in meinen Ohren eine nostalgische kleine Reminiszenz an die Einleitung des großen Bathory-Werkes „Hammerheart“ dar. Die Nummer entpuppt sich im Folgenden als ein sehr schönes und verträumtes Instrumental, welches schnell in seinen Bann zu ziehen weiß und so gut wie nahtlos in „Riding The Drakkar“ übergreift. Diese starke Hymne überzeugt mit gewohnt präziser Gitarrenarbeit und einem überaus majestätischen Refrain. „Christenfeind“ ist pathetisch, militant und summa summarum durchaus beeindruckend gestaltet – besonders der fast zweiminütige Auftritt einer Violine grenzt in seiner enormen Versiertheit schon an wahre Akrobatik! „Feld der Ehre“ tangiert den Hörer mit pompöser Theatralik, die primär von dem voluminösen, klaren Organ des Gastsänger Arkadius Kurek ausgeht, welcher hauptamtlich bei der Heavy Metal-Band Avanitas tätig ist. Auch das traurige Violinensolo steht dabei mal wieder außerhalb jeder Kritik und garantiert absoluten Hochgenuss. Exzellent. Das wohltuende Keyboardintermezzo „Entering The Halls Of Odhinn“ dokumentiert in den ersten Sekunden den Eintritt eines Einherjers durch eines der 540 Tore von Walhalla und besticht mit einem prächtigen, stilvollen Flair. „My Way To Asgard“ zeichnet sich vor allem durch den weiblichen Gesang von Andrea Zaddach aus, welcher zwar klanglich nicht vollkommen, dafür aber ungemein stimmungsfördernd und weit entfernt von jeglichem Gothic-Kitsch ist. Zu guter Letzt bekommt man mit „Der Eid“ den längsten Song des Albums geboten. Das Stück erstreckt sich über eine Spielzeit von mehr als acht Minuten und kann während dieser nochmals gut unterhalten, ohne den Hörer vollends gefangen zu nehmen. Bei dem sinnlichen Sprechteil gegen Ende kann ich mir jedoch ein nett gemeintes Schmunzeln nicht verkneifen, wurde die orgelähnliche Keyboardhinterlegung hier doch fast eins zu eins aus dem glanzvollen Break in Menhir’s „Warriors Of The North“ übernommen. Eine sehr amüsante und erfrischende Feststellung. Der Prunk der Passage wird durch diese Tatsache aber natürlich nicht verringert.

Schlussendlich muss man Black Messiah attestieren, dass ihnen mit diesem Album eine überaus beachtliche Rückkehr geglückt ist. Die Texte sind teilweise zwar ein bisschen abgedroschen, jedoch rücken sie angesichts der sehr kompetenten musikalischen Umsetzung total in den Hintergrund. „Oath Of A Warrior“ stellt sicherlich kein absolutes Meisterwerk dar, bietet aber dennoch eingängige Musik mit Geist, Größe und symphonischer Opulenz.

(Daniel H.)

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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