Seit er 1988 erstmals auf einem Album von Ozzy Osbourne spielte, hat sich Gitarrist Zakk Wylde konsequent zur Marke ausgebaut. Neben der Arbeit mit dem „Prince Of Darkness“ und dem Vertrieb höchstselbst entwickelter Gitarren war und ist dafür vor allem seine eigene Band BLACK LABEL SOCIETY von zentraler Bedeutung: Mit einem Mix aus Southern Rock der alten Schule und modernem Groove Metal vereint die Truppe seit Ende der 90er Fans aus den unterschiedlichsten Lagern, wobei Mr. Wyldes markanter Gesang und unverwechselbares Gitarrenspiel stets im Mittelpunkt stehen. Drei Jahre nach dem überaus gelungenen „Grimmest Hits“ veröffentlicht die Truppe um den imposanten Rock-Rübezahl mit „Doom Crew Inc.“ nun ein neues Album.
Zakk Wylde steht auf Black Sabbath – das ist hinlänglich bekannt und schlägt sich auch in seinen eigenen musikalischen Ambitionen maßgeblich nieder. Insofern ändert sich auch auf „Doom Crew Inc.“ nicht viel am Sound von BLACK LABEL SOCIETY, denn ähnlich wie schon auf „Grimmest Hits“ ist Ozzys erste Band auch hier durchweg als größter Einfluss auszumachen. Entsprechend triefen Midtempo-Stampfer wie „Set You Free“, „Destroy & Conquer“ und vor allem das anfangs gar doomig-zähe „Gospel Of Lies“ vor Toni-Iommi-ispirierten Riffs und outen sich mit ihrem Lavalampen-Groove nebst Wylde’schem Gesang sofort als mustergültige BLACK-LABELS-SOCIETY-Originale. Diese Band hat die Kombination aus Spät-70er-Attitüde und moderner Härte spätestens seit „The Blessed Hellride“ perfektioniert und versteht es auf ihrer neuen Platte, alle ihre Stärken auszuspielen.
Zu diesen Stärken zählt neben breitbeiniger Wucht auch eine ebenso gefühlvolle wie filigrane Ader – die offenbaren BLACK LABEL SOCIETY seit jeher in ruhigen, teils geradezu andächtigen Southern-Rock-Balladen. Auf „Doom Crew Inc.“ findet man die in schönen, vornehmlich von Klavier und Akustikgitarre getragenen Songs wie „Forever And A Day“, „Love Reign Down“ und dem ruhigen Abschluss „Farewell Ballad“. Weil diese Kompositionen ebenso authentisch wie die Groove-Walzen ausfallen, beißen sie sich ganz und gar nicht mit dem restlichen Material dieser Platte, sondern laden zwischen der geballten Riff-Wucht zum unbeschwerten Tagträumen ein. Dieses empfindliche Gleichgewicht aus urgewaltigen Gitarrenwänden und feinsinniger Verletzlichkeit macht seit Langem einen Großteil der Anziehungskraft der Musik von BLACK LABEL SOCIETY aus und ist der Band zum Glück auch auf „Doom Crew Inc.“ nicht abhanden gekommen.
Im Großen und Ganzen besteht „Doom Crew Inc.“ also aus den gleichen Bauteilen wie die letzten Alben von BLACK LABEL SOCIETY und doch ist auch hier eine Entwicklung zu verzeichnen. Müsste man die in einem Satz zusammenfassen, man könnte sagen, dass die Wut aus den Anfangstagen dieser Truppe hier noch mehr einer reiferen Nachdenklichkeit gewichen ist. Klar, die Riffs sind so kraftvoll wie eh und je, aber sie werden auch in den brutalsten Songs dieser Platte immer mal wieder von ruhigeren Momenten unterbrochen. Zusätzlich fallen die Leadgitarren hier zwar gewohnt explosiv aus, aber auch hier scheint sich der Bandkopf mittlerweile (noch) mehr Gedanken über Arrangements und Melodieführung zu machen – gleiches gilt für den Gesang, denn die Gesangslinien von „Doom Crew Inc.“ sind vermutlich das Beste, was Mr. Wylde in dieser Beziehung bisher zustande gebracht hat.
Tatsächlich ist es gerade mal ein Jahr her, dass Zakk Wylde mit einer Zakk-Sabbath-Platte von sich hören lies. Weil die Cover-Truppe aber eher ein Nischendasein fristet und der Gitarrist auch am letzten Ozzy-Osbourne-Album keinen Anteil hatte, wirkt dieser Zeitraum deutlich länger. Umso schöner ist es, dass Mr. Wylde mit einem gelungenen Werk wie „Doom Crew Inc.“ zurück ins Rampenlicht tritt, denn hier sind alle Vorzüge seines Songwritings und damit auch des Sounds von BLACK LABEL SOCIETY in bestmöglicher Art und Weise vereint. Weil sich die Truppe hier stilistisch treu bleibt und gleichzeitig mit guten Ideen und frischer Herangehensweise überzeugt, werden Fans der Band in ihrer Wohlfühlzone abgeholt und lernen doch neue Facetten der Formation kennen – so muss das.
Wertung: 8.5 / 10