Aus dem sonnigen Kentucky, das an den Südstaat Virginia grenzt, stammt das amerikanische Abrisskommando BEYOND THE SHORE. Gar nicht so sonnig kommt der wuchtige, metallische Hardcore rüber, den das Quintett spielt und mit „Ghostwatcher“ zum ersten Mal in Form eines Full-Length-Albums auf den Markt flattert.
Dabei klingt der Opener “Dividers“ zunächst sehr gewöhnlich, bevor BEYOND THE SHORE schon hier kurze Genieaufstriche aufblitzen lassen. Im darauf folgenden „Half Lifed“ legen die Amerikaner zunächst ebenfalls keine außergewöhnlichen Riffs vor, bis ein Break nach circa 30 Sekunden deutlich mehr Tempo reinbringt und in einem clean gesungenen Refrain gipfelt. Massig Breakdowns, die BEYOND THE SHORE mit gut platzierten Double-Bass-Salven aufpeppen, gibt es gratis dazu – der Song gipfelt schließlich in einem melodischen Finish. Das Highlight der Platte folgt auf dem Fuße : “Homewrecker” ist ein durchweg im Midtempo wütendes, absolut fettes Groovemonster, das mit stimmigen Leads versehen ist, keine Durchhänger hat und, obwohl keinerlei Überraschungen geboten werden, unheimlich Laune macht.
Besagte Überraschungen folgen auf dem Fuße – so zieht „Glass Houses“ das Tempo um etwa 200 Prozent an: Zwar hält das nur für kurze Zeit an, mit den wuchtigen, stimmungsvollen Midtempo-Riffs, die stattdessen folgen, wird man aber auch leben können. In „Dreamkillers“ wird es in Form von Sweep-Pickings und raffinierten Soli erstmals etwas technischer, generell bewegen sich BEYOND THE SHORE aber in einem sehr überschaubaren musikalischen Rahmen. Das passt: Das Gros der Lieder auf „Ghostwatcher“ ist einfach stimmig umgesetzt und macht trotz vorhersehbaren Songstrukturen viel Laune – nicht zuletzt, wegen des staubtrockenen Drum- und bretzelnden Gitarrensounds. Darüber hinaus treten BEYOND THE SHORE das Gaspedal gegen Albumende nochmal richtig durch und hauen mit „Visions“ und „Breathe On Ice“ taugliches Mosh-Material raus.
Was „Ghostwatcher“ zusätzlich Daseinsberechtigung verleiht, ist, dass man es hier zwar mit einem durchweg konventionellen Album zu tun hat, die Band aber konsequent auf Dicke-Eier-Einlagen, stumpfe Brutalo-Riffs und dergestalt verzichtet. Fans zeitgemäßen Metalcores, denen abgehtaugliche Bands aus dem Genre taugen und denen Gruppen wie Emmure, Hatebreed (so wie mir) tierisch auf die Nerven gehen, sollten in „Ghostwatcher“ mal reinhören!
Wertung: 7 / 10