Review Bergthron – Uralte Gedanken

  • Label: Perverted Taste
  • Veröffentlicht: 1999
  • Spielart: Black Metal

Ich will direkt keinen Zweifel aufkommen lassen, „Uralte Gedanken“ von BERGTHRON ist eine absolut geniale Veröffentlichung. Wenn man nur eine Scheibe von BERGTHRON erwerben kann, dann sollte es diese sein. Das klingt nun ziemlich schwärmerisch und will genauer erläutert werden. Zuvor vielleicht noch ein paar Worte zur Aufmachung, die ich als gelungen bezeichnen möchte. Es handelt sich natürlich um Szenen aus der Natur, genauer: Wald- und Schneelandschaft.

Die knapp 20 Minuten lange EP beginnt mit Windesrauschen, einer idyllischen Melodie und einem sanften Flüstern, welches haucht: „Eine Nacht so kalt, einsame Gedanken, so alt…“. Danach geht das Stück dann richtig los, der krächzende Gesang ertönt und die Instrumente wenden sich metallischeren Gefilden zu. Die träumerische Keyboardmelodie im Hintergrund bleibt aber erhalten und begleitet uns weiter auf unserer Reise. Doch hier entdeckt man leider auch den einzigen wirklichen Mangel an „Uralte Gedanken“: Die Produktion. Wäre diese hier nicht so dünn, man könnte vielmehr in das vorliegende facettenreiche Klangmeer hineinversinken. Die Lyrics sind zwar sehr pathetisch gehalten, doch das fällt hier nicht negativ auf, im Gegenteil: BERGTHRON bringen diesen Pathos auch glaubhaft herüber.
Dem Trio gelingt es, die langsamen und die schnelleren Parts miteinander verschmelzen zu lassen. Was nur recht ist, der Sänger löst sein Gesangswechselspiel zwischen flüsterndem, klaren Gesang und Krächzen auch vorzüglich. Die instrumentale Untermalung gestaltet sich energiereich, der Schlagzeuger knüppelt zügig und präzise. Die Gitarre bzw. der Bass stehen nicht hinten an, sie passen sich dem Tempo des Schlagzeugs gut an und gestalten oftmals einprägsame, schöne Melodiebögen. Das sind letztendlich nur die Ingredienzen für ein Hymne, für ein Epos, wie es nicht viele gibt. Beschreiben wir „Den treuen Dienern der Nacht“ doch mal so, wie man es tun sollte, nämlich gefühlsgeleitet und lassen uns auf die Musik ein. Die EP profitiert von ihrem Facettenreichtum in vielerlei Hinsicht. So gibt es schnelle Parts mit Blast-Attacken und wiederum schnelle Parts mit erhabenen Klängen eines Hornes. Vollständig wird man nur durch den Text diese Parts erleben können, da sich diese um einen Rückblick in vergangene Zeiten drehen; genauer gesagt um eine längst vergangene Schlacht. Man hat also das schnelle Grundtempo um die Schlacht zu symbolisieren und nutzt verschiedene Klangeinsprengsel um vermeintlich wichtigere Stellen dieser Geschichte zu betonen. Letztlich arbeitet man auf einen der Höhepunkte hin, welcher sich nach gut sechs Minuten zeigt mit dem Ausruf „Kampf und Sieg für Wotan“ und der damit finalen Botschaft dieser vergangenen Nacht.Danach endet der Rückblick, Akustikgitarren und sanfte, träumerische Keyboardmelodien setzen ein, ein Männerchor stößt hinzu und unterstützt dieses wunderbare Klanggebilde. Doch nach weiteren drei Minuten setzt ein Donner ein, das Windesrauschen wird wieder hektischer, alles deutet auf die Weiterführung der Geschichte hin. Ab hier beginnt ein durchgehend Black Metal-artiger Teil des Stückes. Der Gesang wird teilweise wiederholt, so dass sich wichtige Bilder der Erinnerung wiederholen und einprägen. In diesen Bildern verharrt die Musik nun für einige Zeit, doch nimmt die Spannung und Intensität niemals ab. Man lässt das Essentielle des Rückblickes erneut Revue passieren und taucht immer tiefer hinein, man wähnt sich an dem Ort des Geschehens. Das wird durch die teilweise aufkommenden melancholisch-angehauchten Melodien noch verstärkt.
Zum Schluss rücken die sanften, idyllischen Klänge wieder in den Vordergrund, welche nur noch den Ausruf „Und doch werde ich wieder kämpfen, wenn der mächtige Klang des heidnischen Hornes über die nordischen Wälder erklingt.“ mit sich tragen und ansonsten den Hörer zum Ende der Reise geleiten. Leicht wehmütig blickt er zurück…doch mit der Gewissheit, dass er zurückkehren wird.

Wer BERGTHRON oder hymnischen Black Metal mag, der hat hier eine Pflichtscheibe vor sich. Jeder, der damit auch nur ein klein wenig anfangen kann, sollte auch hineinhören, es lohnt sich. Ich könnte die Rezension jetzt mit „Kampf und Sieg für Wotan“ beenden; ein Satz der hier ja vorkommt und vielen vermutlich cool vorkäme. Da wir aber Niveau haben und solche Scherzchen beiseite lassen, beende ich diese Rezension mit etwas, was ihr schon eher gerecht wird. Einem Zitat eines literarisch gehaltenvollen Werkes von einem bedeutenden deutschen Schriftsteller: „Zum Augenblicke dürft´ ich sagen: Verweile doch, du bist so schön.“ Doch ganz so kann man es nicht sagen, im Falle von „Uralte Gedanken“ muss nämlich der Indikativ statt des Konjunktives gesetzt werden.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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