Von fiktionalen Charakteren geführte Bands sind grundsätzlich nichts gänzlich Neues. Das weltweit bekannteste Beispiel sind die schon längst im Olymp der Popkultur angekommenen Gorillaz, im Metal waren es hingegen Dethklok, die klischeehaft überzeichneten Protagonisten der Kultserie „Metalocalypse“, die als erste die Grenzen ihrer 2D-Welt hinter sich ließen, um reale Musik zu machen. Im Fall von BELZEBUBS aus diesem Grund von einem faden Abklatsch zu sprechen, täte der vierköpfigen Truppe aus einem nicht genauer bezeichneten, nordischen Land jedoch grob Unrecht. Mit ihrem Debüt „Pantheon Of The Nightside Gods“ machen BELZEBUBS, die ihren Ursprung in dem gleichnamigen, auf liebenswerte und respektvolle Weise mit Black-Metal-Stereotypen spielenden Comic von J.P. Ahonen haben, den Großen ihres Genres nämlich ordentlich Konkurrenz.
Bereits der Aufwand, der betrieben wurde, um BELZEBUBS Wirklichkeit werden zu lassen, ist beachtlich und zeugt von der puren Schaffensfreude, die hinter der Umsetzung des Projekts steckt. So hat man der vor schwarzmetallischen Querverweisen geradezu überquellenden Band nicht nur rückwirkend eine (in Wirklichkeit freilich nicht existente) Diskographie, sondern auch eine kurze Vorgeschichte in Bezug auf das neue Album verpasst, über die man im von Ahonen selbst mit seinen eigens erdachten Figuren geführten Interview, nachlesen kann – in Form einer Bildgeschichte, versteht sich. Dass „Pantheon Of The Nightside Gods“ über ein großes Label wie Century Media erscheint, lässt ebenso wie die beteiligten Gastmusiker – darunter ICS Vortex – und die geradezu absurd epischen Musikvideos, die vorab veröffentlicht wurden, keinen Zweifel daran, dass hier Profis am Werk waren, die dem eigentümlichen Charme der Comics gebührend Rechnung tragen wollten.
Erfreulicherweise fallen BELZEBUBS zudem keineswegs einem „Style-Over-Substance“-Ansatz zum Opfer: „Pantheon Of The Nightside Gods“ sieht nicht nur toll aus, sondern klingt auch hervorragend. Der hochmelodische Blackened Death Metal der schwarz-weißen Mannen um Fronter Hubbath, hinter dem einige Fans bereits vorab Niilo Sevänen (Insomnium) vermuteten, steckt voller kreativer Einfälle, wodurch die knapp einstündige Laufzeit gänzlich frei von Durchhängern ist. Mit ihren kräftigen Growls, verspielten Gitarrenmelodien und Soli, treibenden Drums sowie atmosphärischen, wenn auch zum Teil leicht kitschigen Keyboards machen BELZEBUBS eine richtig gute Figur und überraschen außerdem immer wieder mit stimmigen Einschüben, welche den Wiedererkennungswert der einzelnen Tracks zusätzlich steigern.
Als Anspieltipps bieten sich in dieser hinsichtlich etwa „Nam Gloria Lucifer“ mit seinem teuflischen Tremolo-Picking, das von beschwingten Akustikgitarren und mysteriösem Klargesang getragene „The Crowned Daughters“ oder der neunminütige, fast schon wundersame Titeltrack an. Dan Swanös hervorragend abgerundetes Mixing und Mastering gibt dem kompositorisch starken Album schlussendlich den letzten Schliff, sodass man allerhöchstens beklagen kann, dass der Sound noch ein wenig mehr Druck vertragen hätte.
Den parodistischen Charakter ihrer Comic-Vorlage merkt man BELZEBUBS auf ihrem dritten Album, das in Wahrheit erst ihr Debüt ist, erstaunlicherweise kaum an. Der Entstehungsgeschichte, den Arrangements, der Klangqualität, sogar den Songtiteln und Texten nach zu urteilen, könnte „Pantheon Of The Nightside Gods“ ebenso gut die Vorzeigeplatte einer erfahrenen, „echten“ Band sein. Anders als Dethklok auf ihren gewollt stumpfsinnigen, kantigen Veröffentlichungen schlagen BELZEBUBS den Hörern ihren Humor nicht mit dem sprichwörtlichen Holzhammer um die Ohren, sondern lassen ihn bloß untergründig in ihre absolut professionell umgesetzte Musik einfließen. Das bemerkenswerte Resultat ist gleichermaßen augenzwinkernd wie ernstzunehmend und kann ohne Übertreibung als Phänomen bezeichnet werden.
Wertung: 8 / 10
Die Promo zu den Belzebubs ist bisher an mir vorbeigegangen. Der Comic war mir bis dato völlig unbekannt.
Doch diese Rezension hat mich angesprochen, und ich habe mir das Album reingezogen.
DANKE!
Ich finde das Album bärenstark, mit mehreren ausgezeichneten Songs darunter.
P.S. Wenn Hubbath Niilo Sevänen ist, und da bin ich mir ziemlich sicher, dann wäre Aleksi Munter ein guter Kandidat für Desibelius.
Hey Olaf,
danke für dieses wohlwollende Feedback – es freut mich sehr, dass ich dich mit meinem Review auf das Album aufmerksam machen konnte! Die Comics finde ich auch sehr unterhaltsam, kann ich dir also auch empfehlen. :)
Deinen Tipp bezüglich der Keyboard-Besetzung halte ich für plausibel, das könnte tatsächlich stimmen. Mal sehen, ob es irgendwann offiziell bestätigt wird. Aber ich finds auch ganz witzig, dass sie da ein Geheimnis draus machen und schlicht die Comic-Charaktere als Besetzung angeben. Dadurch wirkt es immerhin nicht wie eine nach Aufmerksamkeit gierende Supergroup, die damit bloß ihre anderen Projekte pushen will.