Be'lakor Coherence Coverartwork
Oktober 2021

Review Be’Lakor – Coherence

Die Gourmet-Küche steht für exzellente Qualität, für höchste Ansprüche und ästhetische Kunst. Ein Feinschmecker genießt diese kreativen Geschmackswelten und erfreut sich an noch so kleinen Details und überraschenden Kreationen, die von herausragenden Sterneköchen kredenzt werden. Als musikalische Sterneköche im weiten Feld der Melodic-Death-Metal-Schaffenden stechen BE’LAKOR als Feingeister heraus.

Die Australier sind dabei ein Phänomen für sich. „Coherence“ ist bereits ihr fünftes Album und sie konnten seit ihrem Zweitwerk „Stone’s Reach“ (2009) fast ausnahmslos gute bis hervorragende Kritiken verbuchen. Das setzte sich mit „Of Breath And Bone“ (2012) und „Vessels“ (2016) fort, doch zwischen den Veröffentlichungen herrschte regelmäßig große Funkstille und BE’LAKOR verschwanden wieder in der Versenkung wie Murmeltiere in den Winterschlaf. Den großen Durchbruch konnte die Band daher trotz großer Fanbasis bisher nie so ganz schaffen.

Das Erwachen aus dem Winterschlaf geschieht gemächlich, eineinhalb Minuten nehmen sich BE’LAKOR im Opener „Locus“ Zeit, um die anschwellende Spannung in einem Blastbeat-Gewitter zu entladen. In wilde Raserei verfällt die Band jedoch so gut wie nie, vielmehr verfolgt sie einen technisch anspruchsvollen, progressiven Kurs. Schon „Vessels“ war weniger geradlinig und vertrackter als die eher direkten Vorgängerwerke, mit „Coherence“ setzen BE’LAKOR diesen Weg konsequent fort. So scheinen alle einzelnen Parts bei „Locus“ nach dem kurzen Gewitter erstmal ihr eigenes Süppchen zu kochen: Die Gitarren, das variationsreiche Schlagzeug und die tiefen Growls verfolgen eine eigene Rhythmik. Dennoch passt alles stets so unglaublich gut zusammen, alle Töne harmonieren trotz widersprüchlichen und unerwarteten Melodien so gut, dass „Coherence“ sich trotz seiner Komplexität stets butterweich anhört.

Trotz aller Komplexität ist „Coherence“ weiterhin im klassischen Melodic Death Metal skandinavischer Prägung zu Hause. So erinnern BE’LAKOR mit ihrem melancholischen Grundton an Insomnium oder Omnium Gatherum, aufgrund der technischen Finesse an Dark Tranquillity und in härteren Momenten klingt das Riffing auch mal ein wenig nach Amon Amarth. Vor allem aber, und das ist das Wichtigste: BE’LAKOR klingen stets nach BE’LAKOR. Die emotionale Intensität und Atmosphäre, dicht wie undurchdringlicher Nebel, zelebrieren die Australier auf „Coherence“ in eigenen Sphären.

Die gewohnt langen Songs zwischen sieben und zwölf Minuten (plus drei etwas kürzere Instrumentalstücke) verstehen es dabei immer, eine akustische Geschichte zu erzählen. Jeder Track fühlt sich an wie eine Etappe einer größeren Reise. „Much More Was Lost“ als abschließendes Epos und Werkschau des Albums zeigt das besonders gut: Es geht ständig auf und ab, nach aufregenden Momenten werden gekonnt Pausen gesetzt, wonach die Spannung ebenso gekonnt wieder aufgebaut wird. Wenn ein brutaler Ausbruch plötzlich endet und nach einer Sekunde Pause bedächtige, sanfte Akustikgitarren mit sphärischen Keyboards einsetzen, fühlt man sich als Hörer selbst kurz so, als vollziehe man eine wohlverdiente Pause nach einem schweißtreibenden Aufstieg, um sich für den nächsten Kraftakt aufzuladen. Die Variabilität beim Songwriting, dem Riffing, dem Drumming und in jedem Moment der Platte ist einfach phänomenal. „Coherence“ bietet so viel Abwechslung und Überraschungen und ist dabei immer in sich schlüssig und wirkt auch wie eine große, zusammenhängende Reise.

BE’LAKOR erheben sich mit „Coherence“ vom Besonderen zum Außergewöhnlichen. Die fünf Sterneköche an Mikrofon und Instrumenten servieren ein akustisches Acht-Gänge-Menü höchster Güteklasse. Mit ihrem fünften Album haben BE’LAKOR den bisherigen Gipfel ihres Schaffens erreicht und machen ihren Anspruch auf den Thron des Progressive Melodic Death Metal überdeutlich. Kopfhörer auf, Augen zu, genießen!

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Wertung: 9.5 / 10

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3 Kommentare zu “Be’Lakor – Coherence

  1. Aber sowas von verdient Album des Monats, wenn nicht des Jahres! Das Warten hat sich gelohnt…Be’lakor sind für mich seit Jahren die einzige Band, die absolut individuell aus der Masse des MeloDeath heraussticht und sich schon lange von den großen Vorbildern eigenständig gelöst hat. Das Album ist die konsequente Weiterentwicklung ihres Stils. Hat wie immer ein paar Rotationen gebraucht um komplett zu zünden, aber das war bei der Vessels auch schon so. Und ich kann wie auch bei den anderen Alben kein „Lieblingssong“ herausdeuten, da passt einfach alles zusammen. Hoffentlich werde ich die jemals live erleben.

  2. Shylmagoghnar kannte ich bisher gar nicht, klingen beim ersten Reinhören aber direkt sehr interessant. Danke für den Tipp und freut mich, dass dir die neue Be’lakor ebenso gut gefällt wie mir!

  3. Dem kann ich mich nur anschließen! Wenn man allein in die dunkle Nacht hinausblickt und die Gedanken auf eine Reise in dieses Schwarz schicken möchte, dann liefert Be’lakor den unübertroffenen Soundtrack dazu. Für mich können da nur Shylmagoghnar mithalten, die etwas leichter zugänglich sind.

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