Review Behemoth – I Loved You At Your Darkest

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Death Metal

Der BEHEMOTH-Fan als solcher war lange ein verwöhnter Mensch. Man muss gar nicht bis in die graue Black-Metal-Vorzeit der Band zurückblicken, um sich an die produktiven Jahre der Polen zu erinnern: Die drei Jahre zwischen „Demigod“ und „The Apostasy“ waren schon viel, nachdem BEHEMOTH zuvor (mindestens) in jedem geraden Jahrgang mit einem neuen Album um die Ecke gekommen waren. Diese Zeiten sind vorbei: Viereinhalb Jahre brauchten Nergal und Konsorten für „The Satanist“, weitere viereinhalb Jahre dessen Nachfolger, „I Loved You At Your Darkest“.

Wer das düstere, in sich geschlossene Meisterwerk, das „The Satanist“ war, noch im Ohr hat, fragt nicht weiter, warum. Entsprechend leitet sich nicht nur aus dem übermächtigen Vorgänger, sondern auch aus der neuerlich langen Wartezeit eine enorme Erwartungshaltung ab – zumal BEHEMOTH schließlich noch nie enttäuscht haben.

Die Zeichen stehen gut: Bereits vor dem ersten Ton gilt es, das düstere, klassische und doch moderne Artwork zu loben. Für sich genommen, aber auch als Teil des perfekt zu Ende gedachten visuellen Bandkonzeptes, das BEHEMOTH auf ihrem Weg zur aktuell wohl angesagtesten Extreme-Metal-Band mindestens so weitergeholfen hat wie ihre musikalische Vision. Diese ist auch auf „I Loved You At Your Darkest“ klar erkennbar: War das Ziel des Vorgängers noch maximale Kohärenz, eine dichte, von Anfang bis Ende aufrecht erhaltene Düsternis, versuchen sich BEHEMOTH nun an einem Mix aus majestätischer Epik und wilder Raserei.

Einen ersten Hinweis darauf gibt bereits das Intro „Solve“, in dem ein aufgebrachter Kinderchor und wuchtige Akkorde das Album einläuten. Auch im weiteren Albumverlauf prägen Chöre als fast in jedem Song wiederkehrendes Element die Atmosphäre. Ob es aber wirklich in jedem zweiten Song eines Chors bedurft hätte, sei jedoch dahingestellt – zumal der Effekt mal besser, mal schlechter funktioniert. Während der Opener „Wolves Ov Siberia“ mit seiner Mixtur aus „The Apostasy“-Flair, Furor und Pathos in unter drei Minuten alles vereint, was einen guten BEHEMOTH-Song ausmacht, wirken die Chöre spätestens in „Sabbath Mater“ etwas abgenutzt.

Leider gilt das auch für den generellen Stil des Albums: Löblich, dass BEHEMOTH einmal mehr einen dezenten Kurswechsel wagen. Die gewählte Richtung aus „eingängiger“, „epischer“ und „trotzdem bandtypisch“ sorgt dafür, dass „I Love You At Your Darkest“ zwar keinen Fan unglücklich macht, über seine 47 Minuten hinweg aber auch nicht durchgehend spannend bleibt.

Zwar spielen BEHEMOTH zwischendurch ziemlich lässig auf, etwa mit ruhigen Gitarren und lockeren Arrangements, in denen den Gitarrensoli ganz ohne begleitende Riffs viel Platz eingeräumt wird („Bartzabel“, „Sabbat Mater“). Vieles von dem, was man gerade in der zweiten Hälfte von „I Loved You At Your Darkest“ zu hören bekommt, ist jedoch BEHEMOTH-Standardkost: Immer noch Death Metal auf höchstem Niveau, für jeden, der die vorigen Alben kennt, aber keine große Überraschung.

Am Ende hinterlässt „I Loved You At Your Darkest“ gemischte Gefühle. Während die gesamte Umsetzung, von Infernos Weltklasse-Drumming bis hin zum schlichtweg perfekten Sound über jeden Zweifel erhaben ist, will zu der Musik im Kopf kein so schlüssiges Bild entstehen wie bei dem maximal düsteren Vorgänger. Mal brutal, mal fast kitschig, wirkt es mitunter, als wollten BEHEMOTH mit „I Loved You At Your Darkest“ den Spagat wagen, sich einer breiteren Hörerschaft zu öffnen, ohne allzu viel ihrer Härte einzubüßen. Das Resultat ist das vielleicht vielseitigste BEHEMOTH-Album seit „Thelema.6“ – aber auch das zerfahrenste.

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Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Behemoth – I Loved You At Your Darkest

  1. Mir gefallen BEHEMOTH in allen Epochen: Seien es die schwarzmetallischen Frühwerke, der Übergang zum brutalen aber dennoch pechschwarzen Death Metal oder die nun erneut veränderte Richtung zu atmosphärischen Klängen, die seit „The Satanist“ Einzug hält. Ich kenne Leute, die hören BEHEMOTH nur bis „Grom“, andere nur die Alben von „Satanica“ bis „Evangelion“.
    Irgendwie tut mir Moritz als auch jeder Reviewer leid die Musik von BEHEMOTH in Worte zu fassen. Auch wenn das Album bis zur Perfektion durchgedacht ist…mir gefiel „The Satanist“ einen Ticken besser.

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