Die finnischen Melodeather von BEFORE THE DAWN machen dramatisches, hartes und vielschichtiges Dunkelmelancholikerfutter, das ab und zu mit Coresoße gewürzt und mit diversen gotischen Akustikparts abgeschmeckt wird. Dass sich die Chefköche der Band für ihr jüngstes Hartwurstgericht eifrig mit amerikanischen Zutaten eingedeckt haben, wird besonders beim Gesang deutlich, der im Strophenrhythmus von Zuckergußgeträller zu Brüllwürfelattacke wechselt.
Nun, wollen wir doch sehen, wie mir als Stargourmet „Soundscape of Silence“ mundet:
Zuerst mal das Positive: Der Sound dieses Gerichtes ist so fett, dass sich mein Cholesterinspiegel nur vom Zuhören in den vierstelligen Bereich steigert, die Gitarren braten, dass es nur so raucht. Hier sind Küchenmeister am Werk, die ihr Handwerk verstehen – das beweisen ausgefeilteste Details, komplexe Liedstrukturen, wundervolle Melodien und dramatische Riffs. Before the Dawn sind technisch und emotional durchaus ein kleiner Lichtblick in der Masse der emotions- und einfallslosen Melodeathcoremodecombos der heutigen Zeit.
Jetzt zum negativen Part: Die finnischen Löffelschwinger scheinen einfach zu viel Zwiebeln zu benutzen, denn die ach so dramatisch in den Speisesaal gejammerten Gesangsmelodien klingen einfach nach verheulten Gesichtern und tränenden Augen, dass man gleich wieder mit dem Frustfressen beginnen will. Und auch die fetteste Soundsoße wird lahm und wässrig, wenn man sie mit tranigem Keyboardschmalz verdünnt bis zur finalen Verwässerung.
Fazit: „Soundscape of Silence“ möchte mehr als deftige Hausmannskost liefern, tut das dank technischem Handwerk und mehr oder weniger authentischem Herzblut auch, läuft aber leicht Gefahr, zum verkitschtem Candlelightdinner zu mutieren, das doch mit etwas zu viel Zuckerguß auf dem Teller aufwartet. Nichtsdestotrotz überzeugt das 10-Gänge-Menü sowie der Überraschungsnachtisch „Ignite“. Guten Appetit!
Wertung: 7.5 / 10