Hmm, meistens kommen Bands doch eher im gotischen Gewand in meinen Briefkasten geflattert, zumindest, wenn Verteilbruder Bob rein instinktiv handelt. Ältere Veröffentlichungen der Finnen um Tuomas Saukkonen aus der Musikerstadt Lahti werden auch in dieser Sparte geführt, dennoch bin ich etwas verwundert, denn die Gothicelemente werden doch merklich auf Sparflamme gehalten. Stattdessen regiert hauptsächlich ein sehr auf Melodien bedachter Death Metal, Tuomas – laut Wikipedia, welches in Ermangelung eines Infozettels hinzu zu ziehen war, inzwischen das einzige feste Mitglied von BEFORE THE DAWN, frühere Werke wurden mal als Soloprojekt von Tuomas, mal als Band mit festem Line-Up eingespielt – grunzt ähnlich wie Mikael Stanne von Dark Tranquillity, wobei zarte Parallelen ohnehin nicht komplett von der Hand zu weisen sind.
Schade, dass BEFORE THE DAWN mit den namhafteren Kollegen nicht wirklich mithalten können. Die Songs auf „Deadlight“ zeugen zwar allesamt von technischer Versiertheit, sind um Abwechslung bemüht (Wechsel zwischen harschem und cleanem Gesang, akustische Gitarrenparts, Geschwindigkeitswechsel) und hier und da blitzen auch ein paar wirklich schöne Einfälle auf, insgesamt fehlt es aber doch erheblich an der Eingängigkeit. Man braucht schon mindestens fünf Durchläufe, um zum ersten Mal an dem einen oder anderen Song hängen zu bleiben, was vermutlich daran liegt, dass sich bei allem guten Willen die Songs einander zu ähnlich sind. Eine Ausnahme bildet das verhältnismäßig eingängige „Fear Me“, welches aggressiv und bombastisch aus den Boxen dröhnt. Dieses Lied ist den vier Finnen wirklich gut gelungen, daneben sticht noch „Star Of Fire“ hervor, vor allem deshalb, weil hier mit einer unbekannten weiblichen Stimme gearbeitet wird. Möglicherweise wäre dies eine zukunftsträchtige Variante, denn auch bei dem das Album beschließenden Bandtiteltrack „…-Before The Dawn“ kommt die Dame noch mal zum Zuge, was für eine weitere Abwechslung im sonst recht tristen Vorgehen sorgt.
Ansonsten bleibt nicht besonders viel zu „Deadlight“ zu sagen. Da ich die alten Veröffentlichungen nicht kenne, vermag ich mir darüber kein Urteil zu erlauben, möglicherweise wäre ein eindeutiges Bekenntnis entweder zum Gothic oder zum Melodic Death Metal eine Überlegung wert, denn es scheint mir, als wenn diese Stildurchmischung einiges vom durchaus vorhandenen Potential von BEFORE THE DAWN abgraben würde. Neben den bereits erwähnten Liedern lohnt es sich, eventuell noch mal in „Deadsong“ rein zu hören, was man ohnehin tunlichst tun sollte, denn zu einem Blindkauf kann ich auch Fans der genannten Richtungen nicht raten.
Wertung: 6 / 10