Review Batushka – Carju Niebiesnyj (EP)

  • Label: Witching Hour
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Vor Gericht wird der Fall BATUSHKA sicher noch lange verhandelt. Musikalisch hat Gitarrist Krzysztof Drabikowski allerdings schon mit „Panihida“ (2019) klargestellt, wer der Kopf hinter dem Projekt war. Nichtsdestoweniger geben derzeit die BATUSHKA von Sänger Bartłomiej Krysiuk den Takt vor. Mit „Carju Niebiesnyj“ („Царю Небесный“) veröffentlichen sie bereits ihren vierten Output – nach Album, EP und Live-Album nun wieder eine EP.

Nach ihrem völlig belanglosen „Post-Split-Debüt“ hatten Krysiuk und Konsorten mit „Raskol“ (2020) zumindest wieder in die Spur zurückgefunden – wenngleich es über weite Strecken eben nur die Spur von Krzysztof Drabikowski war, an dessen Fersen sich Bartłomiej Krysiuks BATUSHKA wieder hefteten: War „Hospodi“ (2019) ein vollkommen generisches Black-Metal-Album mit etwas Kirchenchor, klang „Raskol“ zwar längst nicht so atmosphärisch und unverwechselbar wie „Litourgiya“, aber immerhin auch nicht schlecht. Mit dem farbenfreudig in türkis illustrierten „Carju Niebiesnyj“ wandeln Bartłomiejs BATUSHKA nun tatsächlich erstmalig auf eigenen Pfaden.

Mit fünf Songs in 27 Minuten statt sechs in 30 Minuten ist „Carju Niebiesnyj“ etwas knackiger als „Raskol“. Vor allem aber ist die EP kurzweiliger, da das Material komplexer arrangiert ist: Bartłomiejs BATUSHKA arbeiten vermehrt mit Chören und vielschichtigen Arrangements, für deren Umsetzung mehrere Musiker regionaler Folk-Gruppen und eines Symphonieorchesters involviert wurden. So kombinieren BATUSHKA gekonnt rasanten Black Metal mit sanften Akustik-Elementen sowie rohe Screams mit tiefem sakralem Klargesang („Pismo IV“). Auch stilistisch präsentieren sich Bartłomiejs BATUSHKA über die gebotene halbe Stunde hinweg überraschend aufgeschlossen: Bemerkenswert schnelle, harte Songs („Pismo II“, „Pismo III“) finden sich ebenso wie ruhige („Pismo I“) und ganz ruhige: Hier wäre zum einen „Pismo V“ zu nennen, ein dreieinhalbminütiges, sehr atmosphärisches Gesangsduett – zum anderen, direkt im Anschluss, „Pismo VI“, der mit 7:07 Minuten längste Track der EP: Hier ziehen BATUSHKA zum Abschluss nochmal alle Register und beenden „Carju Niebiesnyj“ mit der schleppenden Wucht und majestätischen Symphonik waschechten Doom-Metals.

Wie auch immer der Rechtsstreit über den Namen BATUSHKA ausgehen wird – den Ruf als Hijacker wird Bartłomiej Krysiuk unter denen, die sich mit dem (Zer)fall von BATUSHKA beschäftigen, wohl nicht mehr los. Die persönlichen Sympathien für das eine oder andere Lager außen vor gelassen, kann man ihm zu „Carju Niebiesnyj“ nur gratulieren: Weil er es auf dem dritten Release geschafft hat, seine BATUSHKA in eine neue, eigenständige Richtung zu manövrieren, und weil es ihm mit der aktuellen Output-Rate bei der gebotenen Qualität tatsächlich bis zum richterlichen Urteil gelingen könnte, seine Band doch noch als die „wahren“ BATUSHKA zu etablieren. Genau das wäre aber schade, denn mit den ursprünglichen BATUSHKA hat „Carju Niebiesnyj“ eigentlich nichts mehr gemein. Das sinister Sakrale in wuchtiger Epik gewichen, die verwaschene Black-Metal-Produktion einem druckvollen Metal-Sound. Mit anderen Worten: Man würde sich wünschen, auf dieser EP stünde ein anderer Bandname – dann könnte man „Carju Niebiesnyj“ unvoreingenommen und uneingeschränkt gut finden und zugleich auf ein neues BATUSHKA-Album von Krzysztof Drabikowski hoffen.

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