Review Barren Earth – Curse Of The Red River

Sechs bekannte Musiker suchen sich abseits ihrer Stammbands eine weitere Spielwiese, auf der sie sich fröhlich musizierend austoben können. Soweit nichts Neues. Als BARREN EARTH 2007 zusammenfanden, sorgte das aber dennoch für allerhand Gesprächsstoff. Das dürfte vorrangig an der Besetzungsliste liegen, die man sich mit Mikko Kotamäki (Gesang; Swallow The Sun), Janne Perttilä (Gitarre; Moonsorrow), Sami Yli-Sirniö (Gitarre; Kreator), Kasper Mårtenson (Keyboard; ex-Amorphis, Mannhai), Olli-Pekka Laine (Bass; ex-Amorphis, Mannhai) und Marko Tarvonen (Schlagzeug; Moonsorrow) erstmal auf der Zunge zergehen lassen muss.

Nach der Veröffentlichung der EP „Our Twilight“ schicken BARREN EARTH nun, ein Jahr später, das erste Langeisen „Curse Of The Red River“ über Peaceville Records hinterher. Die musikalischen Backgrounds der einzelnen Bandmitglieder ließen es schon vermuten, mit dem Debüt wird es nun zur Gewissheit: im Großen und Ganzen bewegt sich hier zwar alles unter dem Banner des Melodic Death Metal – der kommt aber mit einem nicht zu verachtenden Maß an Folk und Doom daher, oftmals auch in ein progressives Gewand gehüllt.

Mit dem Titelsong und gleichzeitig auch längsten Track der Scheibe, „Curse Of The Red River“, wird dem geneigten Hörer schnell einiges an Aufmerksamkeit abverlangt. Neben einer düsteren Grundstimmung und bitterbösen Growls finden sich nämlich auch zahlreiche, sehr melodische Interludes, die maßgeblich vom Gitarrenspiel des Kreator-Mannes Sami leben. Zudem erzeugen die teilweise krassen Stimmungswechsel innerhalb der einzelnen Songs eine zerrissene Spannung, die aber durch die songübergreifende Aufnahme und Verwendung ähnlicher Melodielinien wieder aufgelockert wird – „Our Twilight“ (wurde im Sommer 2009 mit drei weiteren Songs bereits als EP veröffentlicht) dient als bestes Beispiel dafür.
Als weiteres Instrument zur Stimmungserzeugung kommt die gelungene Mischung aus heftigen Growls und intelligent platziertem Klargesang von Frontmann Mikko zum Einsatz, weiß mit dem Hintergrundgesang der restlichen Bandmitglieder – allen voran Axtschwinger Sami – zu bestechen. Dessen berüchtigtes Gespür für Melodien und wunderschöne Soli, die sich vom melodisch todesmetallischen Einheitsbrei abheben und in Kombination mit dem atomuhrgenauen Rhythmus-Spiel von Gitarrist Janne Perttilä erzeugt ein sehr dichtes Klangbild, das in einzelnen Fällen beinahe episch („Forlorn Waves“), in jeden aber perfekt arrangiert ist.
Getreu dem Motto, dass sich Gegensätze anziehen, arbeiten BARREN EARTH auch bei Titeln wie „Flicker“, „The Leer“ und „The Ritual Of Dawn“, kombinieren brachiale Härte mit harmonischen, zum Träumen einladenden Gesangs- und Instrumentalpassagen, die in Sachen Struktur die jeweiligen Höhe- und/oder Wendepunkte der einzelnen Songs darstellen. Der spärliche Einsatz von Streichern aus der Dose, sowie Flöten und folkloristisch anmutenden Akustik-Gitarren bereichern all das nur noch.

Letztendlich kann dieses „Debüt“, das angesichts der jahrelangen Erfahrung der einzelnen Musiker eigentlich gar nicht als solches bezeichnet werden kann, auf ganzer Linie überzeugen. Man durfte sich anfangs zurecht fragen, ob bei einer derartigen Fülle an unterschiedlichen musikalischen Backgrounds und Charakteren nicht nur ein wahllos zusammengewürfelter Songsalat entstehen würde – „Curse Of The Red River“ zeigt allerdings eindrucksvoll, dass dem nicht so ist. Dass, im Gegenteil, die verschiedenen Qualitäten der einzelnen Musiker zu einer perfekt funktionierenden Einheit zusammengeschmolzen worden, die die Individualität des Einzelnen aber dennoch nicht erstickt. Das macht BARREN EARTHs „Curse Of The Red River“ zu einem Lehrstück in Sachen Melodic Death Metal und vor allem eines: Lust auf mehr. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, dem sei eine Kaufempfehlung ausgesprochen. In Deutschland gibt’s die Truppe übrigens auf dem Summer Breeze Open Air im August zu sehen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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