Cover-Artwork des Albums „Time Voyager“ von Barock Project

Review Barock Project – Time Voyager

„Don’t judge a book by its cover“ – das gilt im übertragenen Sinne auch für viele Veröffentlichungen der Rock- und Metalszene, deren Artworks so manches Klischee bedienen. Beim Progressive Rock sind hierbei Gehirne sehr beliebt, dicht gefolgt von Augen, Uhren und (Geschäfts-)Männern. Was diese Genre-Codes angeht, schöpfen BAROCK PROJECT beim Cover ihres bereits siebten Albums „Time Voyager“ also aus dem Vollen und bieten wenig Wiedererkennungswert. Vermutlich ein KI-Werk, was bei Bands dieser Größenordnung nicht verwunderlich wäre.

Aber es gibt ja noch die Musik, und die hat es in sich: Wie ihr Bandname und die Verpackung schon verraten, frönen die Italiener einem sehr symphonischen und opulenten Sound. Dessen Grundzutat ist keyboardlastiger Retro-Prog, der aber stilistisch breit aufgestellt und sehr zugänglich ist.
Es gibt nicht nur zahlreiche von barocker Klassik inspirierte Momente („Morning Train“), sondern auch Flirts mit Jazz und Funk („Propaganda“), AOR oder Folk („The Lost Ship Tavern“). Da sich das Album inhaltlich mit den Themen Zeit und Zeitreisen beschäftigt, dürfen natürlich auch modernere und spacigere Klänge nicht fehlen („Voyager“).

Zusammengehalten wird das Ganze durch sehr eingängige Melodien, wiederkehrende musikalische Themen, gleich mehrere sehr gute Sänger, detailverliebte Arrangements, eine saubere Produktion und ein Songwriting, das sich nicht dem genretypischen Longtrack-Zwang unterwirft.
Die 71 Minuten des Albums wirken deutlich kürzer – und BAROCK PROJECT packen immerhin zwölf Songs in diese Spielzeit, wobei nur zwei Tracks die Sieben-Minuten-Marke überschreiten. „Time Voyager“ überrascht immer wieder mit neuen Facetten, hat einen enormen Unterhaltungswert und ist handwerklich auf allerhöchstem Niveau.

Klingt ein bisschen nach einem Album, das eine eierlegende Wollmilchsau sein will und auch musikalisch möglichst alle Prog-Klischees abdecken möchte? Ja, das mag tatsächlich so sein. Aber: Selten ist diese Art von Musik so vital, lebendig, kurzweilig und abwechslungsreich. Bandchef Luca Zabbini und seine Kollegen lieben, was sie tun – das merken Zuhörer*innen spätestens beim groovigen und lässig aus dem Arm geschüttelten Solo im Opener „Carry On“, das direkt wachrüttelt. Die Spielfreude der Italiener steckt an und macht den Unterschied.

„Wir haben intensiv daran gearbeitet, ein Klangerlebnis zu schaffen, das den Hörer durch verschiedene Dimensionen transportiert und Elemente der Nostalgie mit futuristischen Visionen vermischt“, sagen BAROCK PROJECT. Das ist schön zusammengefasst.
Wer ein klein wenig Zuckerguss verträgt, dem präsentieren die Sympho-Progger mit „Time Voyager“ eine Platte, die Fans von Spock’s Beard, Neal Morse, Emerson, Lake & Palmer oder Jethro Tull sehr gut ins Ohr gehen dürfte. Ein sehr vielseitiges und unterhaltsames Kleinod in der überlaufenen Retroprog-Szene. Entdecken lohnt sich – was übrigens für die gesamte Diskografie der Band gilt!

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Wertung: 9 / 10

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2 Kommentare zu “Barock Project – Time Voyager

  1. Reingehört, auf den ersten Ton gematcht und sofort zur Mediathek hinzugefügt 😊
    Sehr coole Musik und der Rezension ist absolut nichts hinzuzufügen 👍
    Danke für den Tip, bin froh die hier gefunden zu haben.

    1. Hallo Michael, das freut mich! 😃 Wünsche Dir viel Spaß beim Entdecken des Albums und der Band generell. Live sind die übrigens auch eine Wucht, insbesondere der Keyboarder und Chef Luca Zabbini ist ein echter Könner an seinen Instrumenten und dabei auch sehr unterhaltsam. Sie kommen nur leider sehr selten hierher. :/ Viele Grüße, Sebastian

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