Review Babymetal – Metal Resistance

(Idol-Pop / Metalcore / Power Metal / Electronic) Achtung, Trvenesspolizei: BABYMETAL sind zurück. Nachdem die Veröffentlichung ihres Debütalbums in Europa und den USA den Hype um die drei Japanerinnen in gänzlich neue Sphären katapultiert hat und die Tourdaten für 2016 darauf hindeuten, dass BABYMETAL nicht mehr nur in Japan die großen Arenen bespielen, erscheint nun das zweite BABYMETAL-Album „Metal Resistance“. Während ein zweites Album bereits bei einer gewöhnlichen Band einen Prüfstein darstellt, ist diese Hürde bei BABYMETAL noch einmal höher: Ist das japanische Kawaii-Metal-Projekt mehr als nur eine Eintagsfliege und gibt das Konzept der Band so viel her, dass auch ein zweites Album überzeugen kann? Die Antwort: „Metal Resistance“ etabliert BABYMETAL als ernstzunehmende Metalband, ohne dabei auf verrückte Ideen zu verzichten, gerät aber deutlich härter und ist stimmiger und überzeugender komponiert als der Vorgänger, wenn sich auch einige generische und weniger überzeugende Momente einschleichen.

BABYMETAL eröffnen „Metal Resistance“ mit dem Livehit „Road Of Resistance“, der auch schon als Bonustrack auf dem Re-Issue des Debütalbums enthalten war. In seiner epischen Größe und unterstützt von Herman Li und Sam Totman von Dragonforce an den Gitarren weist der Opener bereits auf eine Grundtendenz von „Metal Resistance“ hin: Alles ist eine Spur größer und eine Nummer epischer. Die Single „KARATE“ mit der Kombination aus heftigen Metalcoreriffs und eingängigem Gesang im Refrain, wobei auch Gitarrenleads und Keyboard eine nicht unwichtige Rolle spielen, steht für den deutlich differenzierten Sound auf „Metal Resistance“: Die Musik stellt sich nicht mehr als absolut gewollt überdrehter Stilmix dar, sondern ist durchdachter. So brennen BABYMETAL in „Awadama Fever“ ein Dubstep-Metalfeuerwerk ab, das sich durch eine Kindermelodie im Gesang hervorhebt, und präsentieren mit „Amore“ einen astreinen Speed-Metal-Song. „Metal Taro“ fügt dem Klangkosmos von BABYMETAL auf überzeugende Weise Pagan Metal im Stil von Turisas hinzu, mit „No Rain, No Rainbow“ findet sich die obligatorische Hard-Rock-Ballade auf „Metal Resistance“ ein, während auf fast allen anderen Nummern Metalcore-Aspekte und Death-Metal-Einflüsse eine gewichtige Rolle spielen. Der Closer „THE ONE“ als englischsprachige Nummer ist zwar musikalisch ein typischer BABYMETAL-Song, allerdings wird hierdurch klar, dass es nicht nur der niedliche Gesang ist, der BABYMETAL einen ganz eigenen Charakter verleiht, sondern auch der Klang der japanischen Sprache.

Im Hinblick darauf, dass zwei der drei Mädchen noch minderjährig sind, mag es albern klingen, dennoch muss diese oft bemühte Phrase hervorgekramt werden: BABYMETAL sind auf „Metal Resistance“ erwachsener geworden. Die wirklich verrückten Momente beschränken sich auf ein Minimum und sind eher im Avantgarde-Metal-Bereich anzusiedeln; in dieser Hinsicht sind das vollkommen irre, stellenweise brutale und oft dissonante „Tales Of The Destinies“ oder das von Blastbeats dominierte „Sis. Anger“ absolute Highlights. Das bedeutet allerdings nicht, dass auf verrückte Einsprengsel verzichtet wird oder Spaß keinen Platz auf „Metal Resistance“ hätte; der abgedrehte elektronische Ska Metal von „YAVA!“ dürfte hier als eindeutigstes Beispiel dienen. Die Gesangslinien sind immer noch großartig, fressen sich dabei allerdings nicht so penetrant im Ohr fest, wie es noch auf dem selbstbetitelten Debüt der Fall war. Das ist allerdings kein Nachteil, sondern spricht für das ausgefeiltere musikalische Konzept des Albums. „Metal Resistance“ ist in sich stringenter und nicht mehr ganz so überdreht wie „Babymetal“. Dass dabei einige Längen und unspektakuläre Momente auftauchen, schmälert den positiven Eindruck nicht merklich. All diejenigen, die gehofft hatten, dass BABYMETAL nur eine kurze Erscheinung bleiben, müssen enttäuscht werden und sollten sich (wenn es sein muss: zähneknirschend) eingestehen, dass man BABYMETAL spätestens ab jetzt ernst nehmen muss.

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Wertung: 7.5 / 10

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