„Klein, aber oho“ – passender könnte man die (Black) Metal-Szene unseres Nachbarlandes Österreich wohl kaum beschreiben. Denn auch, wenn das Gebirgsland auf Metal-Archives mit grob 700 Bands nur ein knappes Zehntel der hierzulande verzeichneten Bands zählt, sind Bands wie Abigor, Golden Dawn oder Dornenreich doch seit vielen Jahren feste Größen in der Metal-Szene… und das weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Doch von diesen Bands einmal abgesehebm schaffen gerade in den letzten Jahren immer mehr österrreichische Bands den Sprung über die Landesgrenze und beweisen, wie aktiv die dortige Szene ist – man denke nur an Exportschlager Hellsaw oder aufstrebende Formationen wie Stormnatt oder AZAHEL’S FORTRESS.
Viele dieser Wege aus dem Land der Schluchten und Täler führen dabei über Stefan Traunmüller, der, nicht zuletzt wegen des von ihm betriebenen „Soundtempel Studio“, als Koryphähe der Szene gesehen werden kann. Den Traunmüller-Weg beschreiten mit ihrem zweiten Album, „The Chaos Kingdom“, auch AZAHEL’S FORTRESS, wurde das Werk doch unter dessen Fittichen eingespielt und abgemischt – eine Tatsache, die dem Werk sicherlich nicht zu Schaden gereicht hat.
Bereits im Jahre 2008 gemastert, dauerte es weitere zwei Jahre, bis das Album nun endlich in den Regalen steht – doch das warten hat sich definitiv gelohnt: So bieten AZAHEL’S FORTRESS hier eine knappe Dreiviertelstunde exzellenten Black Metal, der wohl grob irgendwo zwischen neueren Satyricon, Dark Fortress und den Schweden von Thyrfing eingeordnet werden kann: Bereits das Opening-Riff könnte, leicht modifiziert auch auf „The Age Of Nero“ zu finden sein. Dieser Kommentar ist dabei jedoch nicht als Kritik aufzufassen, liefern AZAHEL’S FORTRESS im weiteren Verlauf des Albums noch genug Eigenarbeit, als dass man ihnen guten Gewissens einen eigenen Stil attestieren kann, wie der Hit des Albums, „The Pagan Sun“, eindrucksvoll beweist: Hier sind catchy Riffing, gleich mehrere Ohrwurm-Melodien und last but not least verschiedene, sehr gelungene Gesangsstile mehr als gelungen zu einem beeindruckend vielseitigen und atmosphärisch dichten Stück Musik verschmolzen. Gleiches gilt auch für die anderen Songs, so dass „The Chaos Kingdom“ insgesamt eine sehr intensive Atmosphäre zu vermitteln vermag, die nicht zuletzt durch die elegant gesetzten Wechsel zwischen Midtempo-Parts, geknüppelten Passagen und bisweilen auch ruhigeren Stellen aufrechterhalten wird.
Ob das abschließende „Nachterwachen“ nun eher als Homage oder Seitenhieb in Richtung Dornenreich gedacht ist, vermag man als Aussenstehender schwer zu beurteilen – gewiss ist jedoch, dass AZAHEL’S FORTRESS mit dem letzten Song des Albums nicht nur deutlich von dem abweichen, was die restlichen 40 Minuten geboten hatten. Viel mehr demonstriert Azahel recht anschaulich, was Kritiker Dornenreich seit „Hexenwind“ unterstellen: Nämlich dass die Art „Avantgarde“, die Dornenreich praktizieren, nicht im Geringsten so unerreichbar und einzigartig ist, wie oft behauptet wird.
Mit „The Chaos Kingdom“ legen AZAHEL’S FORTRESS ein zweites Album vor, das über seine komplette Spielzeit Spass macht – und das will ersteinmal vollbracht sein. Technisch einwandfrei eigespielt, hat Bandchef Azahel hier acht Songs auf Polycarbonat gebannt, die eine klare Linie aufweisen, dabei jedoch durchaus so unterschiedlichen Charakters sind, dass keine Langeweile aufkommt. Das nächste Mal noch ein, zwei eingängige Hits in Richtung „The Pagan Sun“ mehr und der Sprung über die Grenze sollte endgültig vollbracht sein.
Anspieltipps: „The Pagan Sun“, „Mankind Misery“, „Nachterwachen“
Wertung: 8.5 / 10