Seit 1988 unter ihrem jetzigen Namen aktiv waren die Dortmunder AXXIS zwischenzeitlich einer der heißesten deutschen Exportschlager in Sachen Melodic Metal und lieferten mit ihrem ersten Album „Kingdom Of The Night“ (1988) eine Platte, die bis heute zu den besten deutschen Metal-Alben zählt. Zwischenzeitlich wurde es zwar etwas stiller um die Band, spätestens die „Hellish Rock Tour“ mit Gamma Ray und Helloween bescherte AXXIS 2008 aber einen zweiten Karrierefrühling, der bis heute andauert. Dennoch muss alles mal ein Ende haben und so hat sich Sänger Bernhard Weiß entschieden, die Gruppe mit ihrem finalen Album „Coming Home“ nebst anschließender Tour in den Ruhestand zu schicken.
AXXIS fangen auf „Coming Home“ vergleichsweise schwach an, aber Spoiler-Alarm: Es wird besser. Zunächst wollen die viel zu lauten – und reichlich billig klingenden – Synthies zu Beginn von „Blackest Vision“ zusammen mit reichlich schwachbrüstigen Rhythmusgitarren und viel zu lautem Gesang nicht so recht überzeugen. Auch die Retortenstreicher im Titeltrack fallen unangenehm auf und wenngleich typisch für die Band ist der arg dick aufgetragene Oh-Mensch-Pathos in „Moonlight Bay“ und „Dark Angel“ nur sehr schwer ernst zu nehmen. Würde es in dieser Art weitergehen, „Coming Home“ wäre ein reichlich schwaches Album und als Karriereschlusspunkt bei Weitem zu wenig.
Zum Glück zieht die Qualität der Songs ziemlich genau ab der Hälfte der Platte aber so stark an, dass man meinen möchte, es mit einem anderen Album zu tun zu haben. Entgegen seines reichlich schmalzigen Titels ist schon der Feelgood-Rocker „Love Will Shine For Everyone“ eine wirklich spaßige Nummer und obschon schamlos bei „Over The Hills And Far Away“ abgekupfert ist auch das Gary-Moore-mäßige „Irish Way Of Life“ recht charmant. Wirklich glänzen können AXXIS mit hymnischen Melodic-Metal-Stücken wie „Legends Of Phantasia“ oder „Tears Of A Clown“, in denen die Band gar an Glanztaten wie „Time Machine“ anknüpfen kann. Mit „Ready To Burn“ und „I Won`t Sell My Soul“ gibt es dann noch wirklich coolen Groove, weshalb die Frage berechtigt ist, warum die Band all diese Songs in der zweiten Hälfte von „Coming Home“ verstecken musste.
Der erwähnt etwas unausgewogene Sound von „Coming Home“ ist gewöhnungsbedürftig und hat man sich denn daran gewöhnt, geht er einigermaßen in Ordnung. Abgesehen vom wirklich phänomenal klingenden Drumkit besteht allerdings einiger Raum für Verbesserung: Die Synthies klingen billig, der Gesang ist zu laut und die Leadgitarren dafür so leise, dass sie teils im Mix verschwinden und den Rhythmusgitarren fehlt der Druck, was selbst die stärksten Nummer des neue AXXIS-Albums ein Stück weit sabotiert. Das alles ist wie gesagt verschmerzbar, aber auch sehr schade, zumal es heutzutage wirklich genügend Möglichkeiten gibt, seine Musik auch bei kleinerem Budget gut klingen zu lassen.
Die Befürchtung, „Coming Home“ könnte wie eingangs vermutet ein reichlich schwaches Album sein, hat sich nicht bewahrheitet – dank seiner gelungenen zweiten Hälfte hat man es hier mit einer auf jeden Fall soliden Melodic-Metal-Platte deutscher Machart zu tun. Sollte es sich hierbei aber tatsächlich um das letzte Album von AXXIS handeln, ist es als Karriereabschluss doch ein bisschen dürftig. Lascher Sound und ein eher unspektakulärer Einstieg werden der Band, die einst Alben wie „Kingdom Of The Night“ zustande gebracht hat, einfach nicht gerecht und dürften dafür sorgen, dass manch ein Fan etwas enttäuscht auf das Karriereende der Formation blickt. Reinhören lohnt sich aber in jedem Fall.
Wertung: 6.5 / 10