„Crawling Chaos“ – nolens volens haben die Traditionsmetaller von AXEMASTER mit diesem Titel ihr neues und mittlerweile viertes Album auch in programmatischer Hinsicht charakterisiert. Wobei man angesichts des Durchschnittstempos der CD statt von einem krabbelnden eher von einem kriechenden Chaos reden müsste. Was Kollege Ostendarp bereits vor zwei Jahren in seiner Rezension zum Vorgängerwerk „Overture To Madness“ moniert hatte, nämlich die beinahe vollständige Absenz kreativer Songaufbauten und eingängiger, spannungsgeladener Passagen, kennzeichnet auch die Gesamterscheinung von „Crawling Chaos“. Dem Hörer wird eine einzige große Sinfonie des Stillstands geboten.
Dabei beginnt das Album mit „10.000 Pound Hammer“ durchaus vielversprechend, vor allem der Refrain besitzt eine gewisse Coolness und Eingängigkeit. Grooviger, mit Doom-Anleihen ausgestatteter US-Metal trifft auf einen Sänger, der zwar einen sehr limitierten Stimmumfang, aber dafür eine charismatische Klangfarbe besitzt – so weit, so gut. Was „Crawling Chaos“ aber im Verlauf der Spielzeit das musikalische Genick bricht, zeichnet sich bereits im Opener ab. AXEMASTER bieten ein extrem reduziertes Riffing, das zumeist aus zwei, drei Elementen zusammengebastelt ist, zu häufig zu pointenlose Gitarren-Soli (man höre sich nur einmal das Geklimper auf „Aldar Rof“ an) und – anders als noch im Opener – Refrains, denen alle Eingängigkeit und Wiedererkennbarkeit abgeht. Das, was das Hören der CD auf Dauer geradezu zur Geduldsprobe werden lässt, ist der gravierende Mangel an Abwechslung. Das Tempo bleibt die gesamte Spielzeit über konstant langsam bis sehr langsam, Ausbrüche sucht man vergebens und die Gitarrenarbeit der einzelnen Songs ist so austauschbar wie die Strophenmelodien. Monotonie ist hier kein bewusst eingesetztes Stilmittel – sondern schlicht das Resultat ziel- und einfallsloser Kompositionen.
Zwar gibt es immer wieder kurze Lichtblicke, ein Lick, das sitzt, ein Riff, das nicht völlig am Hörer vorbei rauscht, eine Strophenpassage, die Spuren im Gedächtnis hinterlässt, aber all das zeigt nur: AXEMASTER sind immer nur in Momenten gut. Auf lange Sicht hin stirbt „Crawling Chaos“ den Kältetod – ein Bild, für das das Stück „Mystify The Dream Hypnotic“, ein vollständig überflüssiges Instrumental, das dem Album außer Spielzeit nichts hinzufügt, den perfekten Soundtrack abgibt. Die eher schwächliche Produktion tut ihr Übriges. Zwar gibt es noch die Neuaufnahme von „Death Before Dishonour“ vom gleichnamigen, 1990 erschienen Album, die zum Besten der CD gehört, aber diese Neuaufnahme dokumentiert zugleich eine mittlerweile 27-jährige Variationslosigkeit, die man zwar als Bekenntnis zur Tradition zu kaschieren versucht, aber wenig mehr als blanke Einfallslosigkeit ist. In Zeiten zahlloser Neuerscheinungen pro Jahr werden sich AXEMASTER nicht durchsetzen können – zu Recht.
Wertung: 4 / 10