Das Cover von "Lost XXIII" von Axel Rudi Pell

Review Axel Rudi Pell – Lost XXIII

Es gibt ein neues Album von AXEL RUDI PELL und musikalisch bleibt hier alles beim Alten. Dieser Satz kommt einer Tautologie gleich, denn die größten Veränderungen, die der Bochumer Gitarrist in den letzten drei Jahrzehnten durchgemacht hat, betrafen die Besetzung seiner Band. Was für AC/DC gut ist, muss für AXEL RUDI PELL aber nicht schlecht sein, denn Beständigkeit wird gerade im Metal durchaus belohnt. Da ist es kaum verwunderlich, dass die Karriere des blonden Saitenhexers bereits so lange andauert, wie sie es eben tut und mit „Lost XXIII“ mittlerweile das 21. Album seiner Truppe in den Regalen steht.

Tatsächlich hat sich auf „Lost  XXIII“ im Vergleich zu seinen Vorgängern wenig bis gar nichts geändert: „Lost XXIII Prequel“ ist das übliche Säusel-Intro, das man mindestens seit „Between The Walls“ (1994) zu hören bekommt und „Survive“ ist der klassische AXEL-RUDI-PELL-Opener, der des Mannes Platten seit „Mystica“ (2006) einleitet. Auch die generellen Bauteile sind nach wie vor die gleichen. Der Gitarrensound ist für diese Musikrichtung noch immer unerwartet scharf, Meister Pell zieht konsequent jedes Bending am Zielton vorbei und die Hallfahne der Snare sowie der Keyboard-Sound wurden direkt aus den 80ern importiert. Zusammen mit der ansonsten hochwertigen Produktion ergibt sich so der poliert-trashige Sound, für den AXEL RUDI PELL seit jeher bekannt sind und der in Summe ein ebenso stimmiges wie gelungenes Ganzes ergibt.

Wenngleich AXEL RUDI PELL sich mit „Lost XXIII“ nicht neu erfinden, wiederholen sie sich doch auch nicht – zumindest nicht ausschließlich. Nummern wie das cool groovende „No Compromise“ oder das an rockigere Momente von Accept erinnernde „Down In The Streets“ weichen von der üblichen Formel zwar nur in Nuancen ab, legen aber gleichzeitig nahe, dass der Bandkopf auf dieser Platte mehr mit dem Teutonenstahl flirtet. Das Resultat steht seiner Band sehr gut. Auch die Riffs einer starken Nummer wie „Freight Train“ wissen zu überzeugen und das rasante „Follow The Beast“ erinnert bisweilen an die Zeiten von „Black Moon Pyramid“ (1996).

Das beste Argument für AXEL RUDI PELL ist und bleibt aber Frontmann Johnny Gioeli: Der Sänger, der bereits länger als irgendeiner seiner Vorgänger mit der Truppe unterwegs ist, gehört schlicht zu den besten derzeit aktiven Hard-Rock-Barden. Seine ursympathische Bühnenpräsenz mag im Studio keine Rolle spielen, aber mit seinem rauen und doch temperierten, ausdrucksstarken Gesang veredelt der Fronter jeden der Songs – das wird auch auf „Lost XXIII“ wieder in ruhigeren Nummern wie „Gone With The Wind“ oder „Fly With Me“ am deutlichsten. So werden aus relativ gewöhnlichen Melodic-Metal-Songs immer wieder mitreißende Hits.

Wo AXEL RUDI PELL drauf steht, ist auch AXEL RUDI PELL drin und diese Verlässlichkeit hat durchaus ihr Gutes – hier muss niemand Angst haben, dass die Band plötzlich einen anderen Weg einschlägt oder ihre Fans mit Experimenten vor den Kopf stößt. Dass sich das nicht übermäßig abnutzt, liegt weniger am soliden Songwriting des Bandkopfs als am überragenden Gesang von Mr. Gioeli, dessen emotionale Performance einfach nicht alt wird. Am Ende ist „Lost XXIII“ somit ein für die Bochumer in jeder Hinsicht typisches Album, das keinerlei Überraschungen bereithält, ihre Gefolgschaft damit aber auch nicht enttäuschen kann.

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Wertung: 7 / 10

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