Es war eine harte Zeit für AVENGED SEVENFOLD: Der plötzliche Tod von Drummer Jimmy „The Rev“ Sullivan während der Aufnahmen zu dem Album „Nightmare“ bedeutete 2009 eine Zäsur. Das Album wurde mit Unterstützung von Drum-Legende Mike Portnoy fertiggestellt und betourt, der Posten in der Band blieb aber lange unbesetzt. 2011 wurde mit Arin Illejay ein neuer Sessionmusiker gefunden, der nun, 2013, auch ein offizielles Mitglied der Band wurde. Mit seiner Hilfe wurde jetzt, drei Jahre nach „Nightmare“, ein neues Album aufgenommen und veröffentlicht: „Hail To The King“.
Und die Band hat sich einmal mehr etwas Neues einfallen lassen. Nun waren AVENGED SEVENFOLD weiß Gott nie ein Hort musikalischen Stillstandes, wie ihre eindrucksvolle Entwicklung vom Metalcore zum modernen Heavy Metal zeigt. Dieser Weg wurde auf „Hail To The King“ konsequent weiter gegangen – von irgendwelchen Core-Elementen keine Spur. Dafür haben sich überraschende Effekte in die Musik geschlichen: Geht das Glockengeläut am Anfang von „Shepherd Of Fire“ noch als Intro durch, wird spätestens bei „Requiem“ klar, dass man es nun auch mal mit gesampelten Chören versuchen will. Auf den ersten Blick irritiert das – ich höre hier doch nicht etwa Rhapsody?
Nein, natürlich nicht. „Hail To The King“ klingt durchgängig nach AVENGED SEVENFOLD, aber eben nach einer weiteren Stufe in der Bandgeschichte. Gerade im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger „Nightmare“ wirken die zehn Songs ruhiger, langsamer und insgesamt gesetzter. Der größte Teil spielt sich im Midtempo ab, Geschwindigkeitsgranaten sind selten geworden. „Doing Time“ ist hier vielleicht der einzige Ausreißer.
Es fällt zudem auf, wie wenig sich einzelne Musiker der Band selbst inszenieren und wie harmonisch und unprätentiös das Zusammenspiel ist. Auf „Nightmare“ waren die Drumspuren noch der, Verzeihung, obergeile Megahammer. Neuzugang Illejay liefert dagegen ein sehr dynamisches und druckvolles Drumming, das aber nicht so abwechslungsreich und verspielt geraten ist – das bunte „Coming Home“ ist hier die Ausnahme von der Regel. Ähnliches gilt für die fast zurückhaltende Gitarrenarbeit. Gerade der Rhythmusbereich arbeitet weniger mit Powerchords und mehr mit kurzen Tonfolgen, die teilweise das gesamte Lied über wiederholt werden („Hail To The King“, „This Means War“, „Heretic“) – das sorgt für einen insgesamt etwas fragiler wirkenden Sound.
Zugegeben, das war viel Einzelkritik. Wie ist aber der Gesamteindruck? Man braucht einen kurzen Moment, um sich an diese Neuerungen zu gewöhnen, aber dann bekommt man auch auf „Hail To The King“ das, was man von AVENGED SEVENFOLD gewohnt ist: Wunderbare Melodien („Crimson Day“), eingängige Hooklines („Hail To The King“), großartige Balladen („Acid Rain“). Nur eben in etwas langsamer. Aber es ist auch ein schweres Geschäft, einen Nachfolger zum hochemotionalen Überflieger „Nightmare“ zu schreiben – eine Herausforderung, der sich AVENGED SEVENFOLD mit Innovation gestellt haben. Eine gute Wahl.
Wertung: 8.5 / 10
Also…ganz meine Meinug. Ich spiele selber Schlagzeug und The Rev war ein Vorbild für mich. Ich fand auch Nightmare war ein Supermegaalbum und hat die 10er Bewertung verdient, aber genauso denke ich auch dass Hail To The King nicht mehr die A7X-Power besitzt. Es wirkt, als wäre sie durch Jimmys Tod ein wenig verloren gegangen.