Avatar Dance Devil Dance

Review Avatar – Dance Devil Dance

AVATAR wollen den Heavy Metal retten – nicht weniger als das haben sich die Schweden mit ihrem neuen Album „Dance Devil Dance“ nach eigener Aussage vorgenommen. Wie genau diese Rettung aussehen soll und ob sie überhaupt nötig und umsetzbar ist, weiß man nicht. Ambitioniert und auf unvergleichliche Art eigenständig waren die fünf Herren mit dem düsteren Zirkus-Image schon immer und jetzt scheinen sie sich jeglicher Grenzen entledigen zu wollen: Mit Black Waltz Records haben AVATAR nun sogar ihr eigenes Label am Start.

Sobald die Glocke schlägt, um die knapp 40-minütige Vorführung der Extravaganz einzuläuten, sobald der Titeltrack mit einer fröhlichen Melodie und gewaltig stampfenden Riffs beginnt, dann ist das unverkennbar AVATAR. Diese Mischung aus wuchtigen Heavy-Metal-Riffs, Melodien mit einer Emotionspalette zwischen Spaß und Schaurigkeit sowie vielfältigen Einflüssen und Details zementiert das unverkennbare AVATAR-Konstrukt. Herausragend ist mal wieder Frontmann Johannes Eckerström: Von Growls und Screams über kraftvolle bis hin zu ganz hohen Gesängen zeigt er sich so wandelbar wie eh und je. Seine Stimme ist eines der wichtigsten AVATAR-Merkmale und die präsentiert er auch auf „Dance Devil Dance“ in absoluter Topform.

Auf der Rettungsmission des Heavy Metal zeigt sich nicht nur das flotte „Gotta Wanna Riot“ punkig: AVATAR pfeifen auf Konventionen, wollen Spaß machen und zum Tanzen animieren. Zum Headbangen gibt es wieder massig Stoff: „Chimp Mosh Pit“ mit Helikopter-Headbang-Riff oder „Clouds Dipped In Chrome“ mit dem AVATAR-typischen, weltenzerstörenden Groove sorgen jedenfalls für massig klassisch-metallische Tanzbeschäftigung im und um den Moshpit. „On The Beach“ dagegen bewirkt mit einem locker-flockigen Hook, dass alle ihre Gliedmaßen ungeniert durch die Gegend werfen können. Überhaupt machen AVATAR es schwer, die Musik gänzlich ruhig zu hören: Die Songs kitzeln fast alle ganz hart am Bewegungsnerv und sind durch die Bank auf verschiedene Weisen tanzbar.

Mit all dieser Eigenständigkeit, den coolen Momenten und dem großartigen Image ist eigentlich alles gegeben, damit AVATAR sich den Status als eine der größten Bands der aktuellen Heavy-Metal-Szene verdient hätten. Jedoch bleibt der gleiche Eindruck wie beim 2020er Vorgänger „Hunter Gatherer“: Da ist einfach mehr drin. AVATAR scheinen nach wie vor mit angezogener Handbremse zu agieren und lassen das Potenzial zur vollendeten Großartigkeit liegen. Dass „Dance Devil Dance“ für AVATAR-Verhältnisse leicht zugänglich ist, ist schön – allerdings finden sich vor allem in der Albummitte ein paar Füller. Manchmal verhärtet sich auch der Eindruck, AVATAR würden sich auf ihrem bewährten Konzept ausruhen und sich vor allem in den selbst gesteckten Framework-Grenzen bewegen. Dabei geht’s auch anders: Mit „Train“ etwa wird ein spannendes „AVATAR Noir“ mit schwarzmetallischer Note geboten. Auch das rotzige „Hazmat Suit“ ist stark – die Frage, ob die deutlichen Motörhead-Anleihen eher Tarantino-esque Hommage oder dreist geklaut sind, muss dabei gar nicht beantwortet werden. Die nicht gerade sparsam eingesetzten Elektro-Elemente bei „Valley Of Disease“ haben ebenfalls ihren Reiz.

Mit „Dance Devil Dance“ beweisen AVATAR vor allem eins: So wie sie klingt keine andere Band. Das lyrische Konzept um Gewalt, Krankheiten, Rebellion und psychische Probleme ist zudem äußerst spannend und bietet enormen Tiefgang. Die Freakshow ist jedoch gar nicht so freakig, wie sie erst scheint – musikalisch ist das eben ein deftiges Alternative-Heavy-Metal-Menü mit Beilagen von Punk, Hardcore, Extreme Metal und Folk. „Dance Devil Dance“ ist – mal wieder – kein schlechtes Album, nicht im Geringsten. Dass man jedoch steht das Gefühl hat, AVATAR schöpfen ihr Potenzial aus welchen Gründen auch immer nicht aus, ist schade und trübt den Gesamteindruck. So werden AVATAR den Heavy Metal nicht retten, bereichern ihn aber weiterhin mit ihren charismatischen Eigenarten.

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Wertung: 7 / 10

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