Zieht man EP und Demo ab, dann bleiben von mittlerweile 20 Jahren Bandgeschichte der Portugiesen ATTICK DEMONS gerade einmal zwei Alben. Keine allzu beeindruckende Anzahl, sicher, aber angesichts der gebotenen Qualität auf Album Nummer zwei, das dieser Tage unter dem Namen „Let’s Raise Hell“ erscheint, ist man gewillt, die Gründe außerhalb der Band selbst zu suchen. Wer so ein Album schreiben kann, hätte in den vergangenen zwei Dekaden mit Sicherheit mehr reißen können. Schade drum; ATTICK DEMONS gesellen sich damit zu jenen Bands, deren veröffentlichtes Werk immer im Schatten des Verhinderten stehen wird. Wie gesagt: Schade.
Die von ATTICK DEMONS eingespielte Scheibe präsentiert dem Hörer astreinen Heavy Metal, der zwar seine traditionelle Signatur nicht verheimlichen kann, zugleich aber so gar nicht altbacken und abgegriffen wirkt. Sicher, mit dem Opener „The Circle Of Light“ legt man einen satten, schnellen und dem Genre entsprechenden Start hin, aber der Song zeigt auch, warum „Let’s Raise Hell“ letztlich kein Schema-F-Unfall ist. Nicht nur, dass die Portugiesen frischer ans Werk gehen als ein Großteil der Szenen-Kollegen, es gelingt ihnen auch immer wieder, zu erwartbare Songstrukturen zu umschiffen, Rhythmen aufzubrechen, hier und da auch mal sperrigere Momente einzuflechten und dabei trotzdem sattes, treibendes Riffing zu bieten. Auf Bombast, vor allem in den Refrains, wird verzichtet, was ab und an durchaus mit gewissen Einbußen in Sachen Eingängigkeit erkauft wird. Der Haltbarkeitsdauer der CD tut aber genau dieser Umstand gut, wenn er auch dazu zwingt, die Scheibe mehrmals laufen zu lassen. Aber: Es lohnt sich.
Dankbarerweise hat man auch in puncto Produktion nahezu alles richtig gemacht und dem in mancher Hinsicht dem US-Metal von Steel Prophet nahestehendem Metal von ATTICK DEMONS den notwendigen Druck verpasst. Ob man für diesen Sound allerdings wirklich drei Gitarristen braucht, sei mal dahingestellt. Tatsache ist jedoch, dass es vor allem die Gitarren sind, die auf höchstem Niveau spielen und einige teils wunderbare Soli präsentieren. Dabei verliert man sich nicht in selbstverliebten Skalen-Marathons, sondern hat immer ein Auge auf die Songtauglichkeit. In Kombination mit der hohen, kräftigen, rauen Stimme von Artur Almeida ergibt das die ideale Klangfarbe, die Songs wie den bereits erwähnten Opener mit seinem gelungenen Refrain, den mitgrölkompatiblen Titelsong oder eher komplexere Kompositionen wie „Ghost“ oder den grandiosen Rausschmeißer „Ritual“ benötigen. Kurz und gut: ATTICK DEMONS mögen in ihrer Karriere nur wenig veröffentlicht haben. Eine Platte wie „Let’s Raise Hell“ hat aber noch lange nicht jede Band vorzuweisen.
Wertung: 7.5 / 10