Wie viele andere Bands waren auch die aus New Jersey stammenden ATTACKER schon Mitte der 80er aktiv. Damals brachte es die Band immerhin auf zwei volle Alben, von denen zumindest das Debüt „The Battle At Helm’s Deep“ manchen Fans heute noch ein Begriff ist. 1989 war allerdings erstmal Schluss und erst 15 Jahre später ging es mit einem neuen Werk weiter. Inzwischen liegt das letzte ATTACKER-Album mit „Sins Of The World“ zwar schon wieder acht Jahre zurück und aus der Originalbesetzung ist nur noch Drummer Mike Sabatini übrig, ans Aufhören denkt die Band aber mitnichten. Ganz im Gegenteil, mit „The God Particle“ ist gerade eine neue Platte über Cruz Del Sur Music erschienen.
U.S. Metal – in seinem Heimatland auch als Power Metal bezeichnet – mag dem traditionellen Heavy-Sektor entstammen, kann mitunter aber eine ziemlich harte Angelegenheit sein. Das unterstreicht auch das neue ATTACKER-Album, denn die Truppe setzt auf ihrer neuen Platte auf schneidendes Riffing und eine Menge Aggression und kratzt so schon im Opener „Knights Of Terror“ gefährlich nahe am Thrash Metal. Zusammen mit dem keifenden Gesang von Frontmann Bobby Lucas befindet sich die Truppe so knietief im Fahrwasser von Bands wie Agent Steel und im Falle einer groovenden Nummer wie „Curse Of Creation“ auch von Helstar.
Helstar eignen sich im Falle von „The God Particle“ generell sehr gut als Bezugsgröße, denn die kantigen, nicht selten verschachtelten Riffs von Songs wie „River Of Souls“ und „Kingdom Of Iron“ rufen häufig deren gefeiertes Album „Nosferatu“ ins Gedächtnis. Bedenkt man, dass Mr. Lucas vor allem in diesen Nummern verdächtig nach Helstar-Boss James Rivera klingt, ist schnell klar, woher dieser Eindruck rührt. Aufgrund der ähnlichen Beschaffenheit ist das Material von ATTACKER daher auch genauso sperrig wie das ihrer texanischen Kollegen. Große Refrains und Hooks sucht man auf „The God Particle“ weitestgehend vergebens, stattdessen setzt die Band auf eine erbarmungslose Riff-Attacke und technische Leadgitarren.
Das steht der Formation auch sehr gut zu Gesicht, denn die Riffs auf „The God Particle“ sind durchweg ziemlich gelungen. Unterstützt werden sie von einer in jeder Hinsicht passenden Produktion, die vor allem von staubtrockenem, schneidenden und nachgerade thrashigen Gitarrensound lebt, der die Energie der Songs bestens zur Geltung bringt. Dass sie auch anders können, beweisen ATTACKER im letzten Drittel der Platte: Angefangen mit dem zumindest in Ansätzen hymnischen „World In Flames“ entwickelt sich die Truppe über das britisch angehauchte „The Mighty Have Fallen“ bis hin zum Titeltrack zu deutlich mehr Eingängigkeit. Auch das funktioniert, allerdings sind diese Songs klar in der Minderheit, weshalb „The Mighty Have Fallen“ trotz Single-Auskopplung für dieses Album eigentlich nicht repräsentativ ist.
ATTACKER mögen in ihren Anfangstagen nur eine Band von vielen gewesen sein, seit ihrem Neustart gelten sie jedoch als Genre-Geheimtipp. Warum das so ist, unterstreicht die Band mit „The God Particle“ einmal mehr: Angetrieben von gnadenlosem Riffing, verpackt in stimmigen Sound und veredelt von Bobby Lucas’ eindringlichem Gesang ist das Album ein Paradebeispiel dafür, dass traditioneller Metal nicht immer auch kitschig sein muss. Klar, viel vom hier Gebotenen gab es nicht zuletzt bei der Band selbst schon in der Vergangenheit und zumindest die Parallelen zu Helstar sind unüberhörbar, alles in allem ist ATTACKER hier aber ein ebenso authentisches wie anspruchsvolles US-Metal-Album gelungen.
Wertung: 7.5 / 10