Review At The Gates – To Drink From The Night Itself

1990 gegründet, lösten sich AT THE GATES 1996 nach vier großartigen Alben – unter anderem dem wegweisenden und genredefinierenden „Slaughter Of The Soul“ – nicht nur zum bedauern ihrer Fans, auf. Nach einer Hand voll Shows 2007 und 2011 geschah 2014 das, was die Wenigsten zu träumen gewagt hätten: Die Könige des melodischen Death Metals kehrten mit einem neuen Album zurück! „At War With Reality“ konnte den immens hohen Erwartungen gerecht werden und die Band kehrte auf den Thron des Genres zurück.

Doch dann stieg 2017 mit Gitarrist und Hauptsongschreiber Anders Björler ein integraler Bestandteil von AT THE GATES aus der Band aus. Trotzdem gab die Band bekannt, an einem neuen Album zu arbeiten und verkündete zugleich Jonas Stålhammar (Bombs Of Hades, The Lurking Fear und God Macabre) als neuen Gitarristen. Nun liegt die zweite Scheibe seit der Reunion mit dem Titel „To Drink From The Night Itself“ vor. Der Erwartungsdruck, dem sich die Platte gegenübersieht, ist dabei nur unwesentlich kleiner als beim Vorgänger „At War With Reality“. Wie hat sich der Ausstieg Björlers auf die Truppe ausgewirkt? Können AT THE GATES erneut abliefern?

Sie können – und wie. „To Drink From The Night Itself“ ist – so viel sei schon vorab verraten – ein unheimlich mächtiges Werk, dass mit seinem Vorgänger Schritt halten kann. Nach dem kurzen Intro „Der Widerstand“ zeigt der Titeltrack direkt das Können der Band, indem er sämtliche Trademarks liefert, die man von den legendären Schweden erwartet. Fettes Riffing, melodische Leads und donnernde Drums treiben den Song voran und über allem schreit sich Tompa die Seele aus dem Leib – großartig.
Dabei fällt auf, dass Lindbergs Stimme reifer klingt, etwas heiser und weniger schrill – wenn auch immer noch aggressiv bis zum Anschlag – als beispielsweise auf „Slaughter Of The Soul“, was der Platte äußerst gut zu Gesicht steht. Denn so lassen sich langsamere Passangen ganz organisch in den Sound von AT THE GATES einflechten. „The Colours Of The Beast“ etwa wartet fast schon mit Death-Doom und sludgeigen Momenten auf, „Daggers Of Black Haze“ wiederum begeistert mit kurzen akustischen Interludes und einem Gothic-Unterton, der „To Drink From The Night Itself“ eine weitere Facette hinzufügt.

Daneben gibt es aber auch ausreichend Tracks, die den Hörer einfach unangespitzt in den Boden rammen, wie beispielsweise „The Chasm“, welches zusätzlich mit grandiosen melodischen Leads aufwartet und „In Nameless Sleep“, das ein brillantes Solo für den Hörer bereithält. Doch auch wer einfach nur einen geradlinigen Brecher sucht, wird auf „To Drink From The Night Itself“ fündig – „In Death They Shall Burn“ und „Palace Of Leppers“ (klanglich am nächsten an „At War With Reality“ dran) sind Songs, zu denen man live ausrasten möchte.
Nicht unerwähnt bleiben darf dabei „A Stare Bound In Stone“, welches auch gut „A Stare Bound In Riffs“ hätte heißen können. Denn was AT THE GATES hier an der Gitarrenfront abliefern, ist einfach nur zum niederknien gut und kann mit Riffs der Marke „Blinded By Fear“ mithalten.

„To Drink From The Night Itself“ ist insgesamt ein Album, das mehr auf das düstere Feeling der Frühwerke der Band setzt und damit voll ins Schwarze trifft. Dabei klingt die Platte nicht altbacken, sondern absolut zeitgemäß, ohne glattproduziert zu sein – eine tolle Arbeit von Russ Russell.

AT THE GATES sind und bleiben die Könige des melodischen Death Metals, „To Drink From The Night Itself“ lässt daran keinen Zweifel aufkommen. Denn die Schweden schufen nicht nur die Blaupause für dieses (und andere) Genres, sie sind auch nach wie vor besser als 99% aller anderen Bands, die sich in dieser stilitischen Richtung umtun. Ob man dabei das neue Album oder den Vorgänger bevorzugt, ist lediglich eine Frage der persönlichen Präferenz.
AT THE GATES gelingt es wie keiner zweiten Band brutalen und brachialen Death Metal nahtlos mit melodischen Gitarren auf qualitativ höchstem Niveau zu verschmelzen. „To Drink From The Night Itself“ ist ein weiterer Beweis dafür.

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Wertung: 10 / 10

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Ein Kommentar zu “At The Gates – To Drink From The Night Itself

  1. „Dabei klingt die Platte nicht altbacken, sondern absolut zeitgemäß, ohne glattproduziert zu sein – eine tolle Arbeit von Russ Russell.“

    Dem mag man zustimmen. Das Zeitgemäße ist aber m.E. genau das, was mich davon abhält, die Höchstnote zu setzen. Unter all den Epigonen des ATG-Sounds – du nennst ihn ja selbst eine „Blaupause“ – wirkt die Band wie ein Melodic-Death-Metal-Vertreter von vielen. Da hätte ich mir gewünscht, dass sie weniger auf Nummer sicher geht und sich lieber an ihren Frühwerken orientiert. Schon „Slaughter of the Soul“ ist seinerzeit kritisch aufgenommen worden. Für mich ist daher die neue Eternal Lies um einiges hörbarer als die neue ATG. Insofern kann ich dein Fazit, nämlich, dass die Schweden „die Könige des melodischen Death Metals“ sind und bleiben, nicht so richtig teilen.

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