Marduk-Schlagzeuger Fredrik Widigs wird momentan in der Metal-Szene anscheinend öfter herumgereicht als ein Joint beim wöchentlichen Trommelkreistreffen der lokalen Großstadthippies im Park. Nachdem er bereits letztes Jahr das Schlagzeug für Enshines Album „Singularity“, Diatonics Album „Hidden Pieces“, Beltfed Weapons EP „Raining Plague“ sowie für seine eigenen Bands Marduk und The Ugly einspielte, folgten dieses Jahr Nordjevels geniales, selbstbetiteltes Debüt sowie das im Oktober erscheinende, neue Netherbird-Album „The Grander Voyage“. Auch das Drei-Mann-Projekt ASTROPHOBOS konnte sich den vielbeschäftigten Drummer nach seinem Debütalbum „Remnants of Forgotten Horrors“ von 2014 nun für seine neue Black-Metal-EP „Enthroned In Flesh“ erneut sichern.
Das erweist sich schon mal als eine klügere Entscheidung als die für ihren Albumcoverkünstler. Das seltsam ulkige Comic-Tentakelmonster sichert sich auf jeden Fall schon mal einen Platz in den Endjahresrankings der seltsamsten Plattencover 2016. Musikalisch zeigt sich die Truppe glücklicherweise deutlich stilsicherer. Mit dreckig verrotztem, merklich von Marduk beeinflusstem Black Metal, der trotz gerade einmal vier Songs das meiste zwischen „stampfend, Doom-lastig“ und „rasend schnell“ abdeckt, können die Schweden zwar nicht mit Innovation, aber mit Genrekenntnis punkten. ASTROPHOBOS wissen, wie man markante Black-Metal-Riffs schreibt und richtig in eine Songstruktur einfügt. Das zeigt sich beispielsweise beim äußerst gelungenen Opener sowie dem nicht minder großartigen „Blood Libation“, das mit seiner grandios rasanten und fiesen Hauptmelodie den Höhepunkt der 20 Minuten langen EP darstellt.
Gerade beim Punkt Melodien muss sich das Trio aber dennoch Kritik gefallen lassen. Solange diese in die Riffs integriert sind bzw. als solches fungieren, weiß seine Musik als weit überdurchschnittlicher Black Metal sehr zu überzeugen. Fast jeder Versuch einer klassischen, auf eine Rhythmusgitarre gesetzte Lead-Gitarrenmelodie klingt dagegen erschreckend dilettantisch und zeigt sich als Riss in der ansonsten mehr als soliden Fassade. Das liegt zu großen Teilen an der nicht ganz sauberen Spielweise der Saitenfraktion, die sich im normalen Riffing nicht sonderlich bemerkbar macht – vor allem dank des hyperpräzisen Schlagzeugspiels von Widigs – in einer Leadfunktion aber leider sehr wohl. Diese Unsauberkeit besteht auch stellenweise bei Sänger Micke Broman, der gerade bei Blastbeats Schwierigkeiten hat und daher ab und zu ein wenig zwischen „dem Beat davonlaufen“ und „hinterherhinken“ schwankt. Diese Schwankungen finden sich leider auch bei seiner Gesangslautstärke wieder, was aber letztlich glücklicherweise das einzige Manko einer ansonsten erfrischend natürlichen, qualitativ hochwertigen Black-Metal-Produktion darstellt. Mit „The Cadaver Monarch“, welches noch einmal in acht Minuten das ganze Dynamikspektrum der Band abdeckt, beschließen ASTROPHOBOS die kurze Demonstration ihres Könnens.
„Enthroned In Flesh“ zeigt deutlich, dass man es hier mit sehr begabten Black-Metal-Musikern zu tun hat. Die EP weiß durch eingängige und dennoch wundervoll garstige Black-Metal-Riffs und -Melodien sehr zu gefallen. Die stilistisch große Nähe zu Bands wie Marduk oder Dissection dürfte ihnen eine praktische Starthilfe zu mehr Bekanntheit sein, für langfristigen Erfolg müsste die Truppe aber noch etwas mehr an einem eigenen Stil feilen. Wenn dann noch ein wenig an der spielerischen Genauigkeit gearbeitet wird, steht dem Erfolg der Schweden nichts mehr im Wege. Bis dahin empfiehlt sich ihr neues Werk aber definitiv als würdiger Teaser beim Warten auf das nächste vollständige Studioalbum.
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