ASTRONOID sind eine dieser Bands, von der man sich gerne mal zwei, drei Lieder anhört. Die Musik der Amerikaner bietet dichte Klanglandschaften, durchzogen von hohen, als Stilmittel zur Transzendenz eingesetzten Klargesang und wird dominiert von fein geschliffenen Riffing; die Tracks laden quasi unentwegt zum Gedankenabschweifen ein und sind so niederschwellig in Szene gesetzt, dass das jedem Hörer, der etwas für das Zusammenspiel von Gitarre, Bass und Schlagzeug übrig hat, auch gelingen wird.
Nach den besagten zwei, drei Songs stellt sich allerdings eine Mischung aus Überdrüssigkeit und Unverständnis ein. Auch auf ihrem nunmehr dritten Album „Radiant Bloom“ müssen sich ASTRONOID mit diesen beiden Eindrücken konfrontiert sehen, denn was „Radiant Bloom“ und den selbstbetitelten Vorgänger eint, sind die gleichen Fehler.
Die Überdrüssigkeit stellt sich aufgrund des Schema F ein, nach dem das Quartett aus Massachusetts komponiert: Die klassischen Trademarks des Shoegaze haben ASTRONOID auf jeden Fall verinnerlicht, nur interpretieren sie die von Song zu Song zu ähnlich. Für ein mentales Abschweifen von zehn Minuten ist das effektiv, für das Hören des Albums in voller Länge aber zu wenig Unterhaltung.
Das Unverständnis stellt sich ein, weil ASTRONOID grundsätzlich daran kranken, dass die Musik metallischer ist als der Gesang – und dennoch haucht Brett Boland auch auf dem dritten Album elfengleich, handzahm und spannungsarm in das Mikrofon, während die Instrumentalfraktion starke Solo („Eyes“), gelungene Opener in feinster Post-Metal-Manier („Sleep Whisper“) und treibende Drums („Sedative“) abliefert.
Dieses deutlich hörbare Ungleichgewicht ist der größte Haken an ASTRONOID, denn „Radiant Bloom“ bietet einige (instrumentelle) Lichtblicke, die einer viel zu seichten, sprich glattgebügelten Produktion und dem entrückten und zugleich kraftlosen Gesang von Boland zum Opfer fallen. Dass er sich auf dem Debüt „Air“ gesanglich zurückhielt und sich die positiven Pressestimmen beinah überschlugen, während die Kritik mit dem selbstbetitelten Album und seinen dominant inszenierten Gesang darauf zunahm, war ein Warnschuss, den ASTRONOID leider nicht gehört haben. Vielleicht, weil Boland wieder alles übertönt hat.
Wertung: 4 / 10
Danke für das Review. Gelesen, reingehört, und wieder gewusst warum ich beim letzten Album nach drei Liedern das Interesse verloren hatte. Mit anderen Vocals hätte das echt was sein können.